Für seine “Wurstrevolution” steht ein junges Münchner Start-Up-Unternehmen Ende Juni als einer von drei Finalisten für den Deutschen Gründerpreises 2017 in der entsprechenden Kategorie. Die Grillido GmbH fertig spezielle BBQ-Kreationen nach dem Prinzip: ohne Zusatzstoffe, wenig Fett, aber mit viel Geschmack Wir haben fünf verschiedene Sorten ihrer Bratwürste auf den Grill geschmissen – mit Geschmacksrichtungen wie Hühnchen, Fetakäse und Spinat oder Schwein, getrocknete Tomaten und Parmesan.
Mit dem Sommer kommt bekanntlich auch die Grillseason und die Frischtheken der Supermärkte füllen sich mit nominell allen möglichen Wurstarten. Doch im Grunde sind die Unterschiede bei beispielsweise klassischen Thüringer oder Nürnberger Rostbratwürsten bis auf ein paar Gewürze nicht sooo riesig; auch bei den “modernen” Sorten, die seit einigen Jahren dazu kamen, war die Zugabe von Käse und oder Chili bis jetzt fast das Höchste der Gefühle. Und selbst seit man die Wahl hat, explizit auf Bio-Waren zurückzugreifen, bleiben Gesundheitsbewusste verständlicherweise skeptisch, wegen dem vielen Fett und dem Haufen Kalorien, den eines der beliebtesten Grillgüter der Deutschen innewohnt. Dass es auch anders geht, beweist nun die Grillido GmbH. Dahinter stehen Michael Ziegler und Manuel Stöffler, beide aus Metzgerfamilien und mittlerweile Anfang dreißig, ursprünglich aus Deckenpfronn am Rande des Schwarzwaldes. Laut Selbstdarstellung haben hier “zwei Sandkastenfreunde”, vor etwa drei Jahren beschlossen, neuartige Würste herzustellen nach dem Motto: “Fett raus, Geschmack rein!”.
Mittlerweile sind sie mit ihren Produkten in vielen Edeka- und Rewe-Filialen vertreten, ebenso in zahllosen Fitness-Studios, verkaufen diese aber auch über ihren eigenen Online-Shop. Die Palette umfasst übrigens nicht nur die Bratwurst-Reihe “Grillido BBQ”, die wir getestet haben, sondern unter anderem mit “Grillido Sport” Landjäger-Würste, die ebenfalls speziell auf Ansprüche fitnessbewusster Menschen ausgelegt sind. Die Firmengründer wollen schließlich der vorherrschenden Meinung widersprechen, Fett wäre ein Geschmacksträger. Und so reduzieren sie diesen Anteil auch in ihren Grillwürsten um bis zu 80 Prozent und gleichen den Geschmack mit unterschiedlichsten Zusätzen wie Sushi-Ingwer, Spinat, getrockneten Tomaten, Karotten und Bärlauch sowie mit Käsesorten wie Emmentaler, Parmesan oder Mozzarella aus. Den Fleisch holen sie von regionalen Händlern ihres Vertrauens und verbürgen sich entsprechend für hohe Qualität.
Das BBQ-Sortiment umfasst eine fleischlose Variante, die schlicht “Veggie” heißt (mit Gemüse, Kartoffeln und Lauch) und fünf fleischhaltige Bratwurstsorten: „Smoky Beef“ mit Rind, Jalapeños und Emmentaler, “Popeye“ mit Hühnchen, Spinat und Hirtenkäse, “Asia“ mit Hühnchen, Sushi-Ingwer, Kokosmilch, Paprika und Erdnüssen, “Italico“ mit Schwein, getrockneten Tomaten und Parmesan sowie “Frühlico“ mit Schwein, Karotten und Bärlauch.
Wir haben uns für den Gaumentest für die “klassischen”, sprich fleischhaltigen Varianten entschieden, die es jeweils in 4er-Packs á 300 g für rund 6 Euro zu kaufen gibt. Die Würste werden nach ihrer Produktion schockgefrostet und tiefgekühlt in einer Styropor-Box mit Trockeneis geliefert. Unsere Bestellung war über Nacht da und bei ihrer Ankunft genauso, als hätte man sie gerade aus der Tiefkühlung genommen. Entweder werden sie dann im Kühlschrank langsam aufgetaut und spätestens innerhalb von 3-4 Tagen verputzt oder – weiter tiefgefroren – sind sie auch für mehrere Monate haltbar.
Während klassische Bratwürste mehr als 30 g Fettanteil pro 100 g Gewicht ausweisen (gemessen an Schwein, bei Geflügelvariante eher 19 g), liegen Grillido-Würste deutlich darunter. Ganz konkret bei Frühlico – 9,8 g Fett, 1,3 g Kohlenhydrate davon 0,7 g Zucker; Popeye – 7,7 g Fett, weniger als 0,5 g Kohlenhydrate, davon weniger als 0,5 g Zucker; Italico – 9,1 g Fett, 3,1 g Kohlenhydrate, davon 1,4 g Zucker; Smoky Beef– 5,2 g Fett, weniger als 0,5 g Kohlenhydrate, davon die gleiche Menge Zucker; Asia – 9,5 g Fett, 3,5 g Kohlenhydrate, davon 2,5 g Zucker. Vom Aussehen her sind alle Wurstsorten leicht zu unterscheiden – nicht dass am Ende ein Mensch, der sich wie einer unserer Tester eigentlich vorgenommen hat, nichts zu essen, das Spinat beinhaltet, versehntlich zum falschen Grillgut greift: die Wurst aus Rind ist dunkler, die asiatische Variante eher orangenfarbig, bei Italico sind getrocknete Tomaten von außen bereits gut als rötliche Tupfer zu sehen, bei Frühlico ebenso die Schnipsel aus Karotten…
Außer der Smoky Beef kamen alle vier Varianten bei unseren acht Probanden überdurchschnittlich gut an – selbst bei dem vermeintlichen Spinatgegner auch die Popeye-Variante. Bei der Wurst mit Rind mit knapp 90% Fleischanteil fand die Mehrheit unserer Tester, dass sie beziehungsweise ihre äußere Hülle zu hart und dadurch etwas gewöhnungsbedürfig wirkt, am Grundgeschmack war indes auch bei jener Grillido-Sparte gleichwohl gar Nichts auszusetzen. Besonders viele Punkte hat bei uns die Frühlingsvariante eingeheimst. Die asiatische Sorte bekam gar das Prädikat “Geheimtipp” – für all jene, die am Grill mal etwas völlig Neues ausprobieren möchten. Wer diese Variante nicht als “neuartige” Bratwurst offeriert bekommt und unter anderem mit einer dezenten Kokosmilch-Note etwas anzufangen weiß, wird unseres Erachtens absolut geflasht sein. Traditionalisten am Grill greifen indes wohl besser zu “Italico“oder “Frühlico“ und tasten sich an die noch vielfältigeren Genusswelten ggf. langsam heran.
Übrigens: Auf eine Grillsoße, nachdem die erste Runde gezielt pur gegessen wurde, haben die meisten unserer Tester übrigens auch im zweiten Verkostungsdurchgang verzichtet – um das “außergewöhnliche” bzw. “angenehme” Gefühl im Mund nicht zu zerstören. Gemessen daran, dass drei unserer Kulturküche-Geschmackstest-Teilnehmer ansonsten wahre Soßen-Enthusiasten sind, sicher mit das höchste Lob.
Fazit: Der Preis der Grillido-Produkte ist zwar verglichen mit konventioneller Ware eher üppig, um diesen Genuss bei einer jeden Grillparty bieten zu können, aber es lohnt sich wirklich: hier stimmen Geschmack und Qualität! Und obendrauf kommt eben auch noch das gute Gewissen, nicht im Fett zu baden.