Für Besucher des weltberühmten Naschmarkts ist die NENI-Gastronomie von Haya Molcho und ihren vier Söhnen längst keine Unbekannte. Ab sofort muss man nicht mehr nach Wien reisen, und auch nicht nach Berlin oder Hamburg, wo das Unternehmen der Ehefrau des Pantomimen Samy Molcho mit einer Weltenbummler-Karte, aber vor allem mit orientalischen Spezialitäten überdies Restaurants unterhält: dank Grossmann Feinkost, einem Anbieter für Thekenartikel und saisonale Highlights, gibt es eine Auswahl der veganen Schmankerl nun auch in deutschen Lebensmittelmärkten zu kaufen. Wir haben vier Mezze getestet.
Zwei verschiedene Hum(m)ussorten sowie Baba Ghanoush und Linsen-Bulgur Salat standen auf unserer Liste: verpackt in runden festen klarsichtigen Plastikbechern, die einen ersten appetitanregenden Blick auf die jeweiligen Produkte bieten; für 200 g Inhalt steht dabei eine UVP von 2,79 Euro; statt fetter Logos und aufwändiger Drucke verrät stets ein schmaler, passend aufgemachter Papierstreifen den primären Inhalt. Understatement und Transparenz beginnen hier also bereits beim Packungsdesign. Wir haben zu den Mezze-Proben reichlich arabisches dünnes Fladenbrot besorgt, Falafel frittiert und in einer großen Runde aufgetischt. Ehe es aber an den eigentlichen Geschmackstest ging, war der nächste Eindruck nach denen für das Auge von den Nasen gefordert: ohne Ausnahme lautete das Urteil allenthalben wohltuende Gerüche.
Humus mit Olivenöl und Kichererbsen besteht laut Herstellerangaben hier aus knapp 70 Prozent pürierten Kichererbsen, dazu gesellen sich Sesampaste, Olivenöl, Salz und ein Hauch von Knoblauch. Als Topping sieht man in den NENI-Packungen dieser Produktgattung auch stets einige gekochte Kichererbsen, angemacht mit etwas Olivenöl und gemahlenem Kreuzkümmel. Die Mischung erweist sich, was die Würzung anbelangt, insgesamt gut aufeinander abgestimmt und kommt von der Konsistenz erfreulicherweise sehr fein daher. Sie passt sehr gut sowohl pur auf zum Beispiel Pita-Brot, oder auch in Kombination mit frisch gebackenen Falafel. Wenn man aber in seiner Stadt beispielsweise bereits arabische Angebote von Wochenmärkten verfügbar hat, können die österreichisch-israelischen Mischungen zwar auch mit deren besseren Aufstrichen eindeutig mithalten, auch mit den Darreichungen etwa von Habibi und Boussi Falafel-Imbissbuden in Berlin, stellen für sich betrachtet aber eben auch kein wirklich außergewöhnliches Geschmackshighlight dar, welches den Markt an Pasten und Mezze revolutionieren könnte.
Weitaus originärer und – so das Urteil bei sieben von acht kulturkueche-Probanden – schlichtweg eine absolut empfehlenswerte Geschmacksexplosion aus der von Grossmann Feinkost neu dazugewonnenen Produktpalette ist der NENI-Humus mit Curry und Mango: Schon optisch gaumenanregend, richtig schön gelb, mit einem verführerisch wirkenden dunkelroten Topping, schmeckt er durch das beigemischte 5 Prozent Mangosaftkonzentrat angenehm leicht fruchtig, perfekt für den Sommer. Abgerundet wird hier mit Currypulver, Curcuma und Ingwerpulver. Das Topping ist übrigens Harissa, für Kenner der arabischen Küche: eigentlich eine richtig scharfe Gewürzpaste. Allerdings ist in diesem Fall – das einzige Manko – die Schärfe dem europäischen Gaumen angepasst. Sie besteht bei NENI aus roten Paprika, getrockneten Tomaten, Knoblauch, Koriander, Petersilie, Olivenöl, Kreuzkümmel und Salz.
Nahezu puren Auberginengenuss bietet hingegen das Naschmarkt-“Baba Ganoush” mit 87 Prozent pürierten Früchten, gemischt mit 11 Prozent Sesampaste, abgerundet mit Salz, Pfeffer und Minze. Hier gingen die Meinungen unserer Testerrunde stark auseinander: ausgesprochene “Eierfrucht”-Liebhaber mochten den geballten Auberginen-Geschmack, für die anderen was er schlicht zu viel. Aber auch aus letztgenannter Gruppe wurde abermals explizit die Konsistenz des Aufstrichs gelobt, was bei derartigen Püree-Angeboten eben keineswegs selbstverständlich ist.
Das vierte Produkt, das wir aus dem Grossmann-Neuheitenangebot unter die Lupe nahmen, war der Linsen-Bulgur Salat mit getrockneten Tomaten & Kräutern. Wer Bulgur nicht kennt, kann vielleicht mit der deutschen Bezeichnung Hartweizengrieß etwas anfangen. Es gibt groben und feinen Bulgur. Im NENI-Salat kommt die feine Variante zur Geltung, kombiniert mit Belugalinsen und etwas Mungobohnen. Dazu getrocknete Tomaten, Oliven, Stückchen von getrockneten Marillen, die zusammen mit etwas Mangosaftkonzentrat dem Ganzen wiederum eine angenehme fruchtige Note geben: Abgerundet wird der wirklich sehr schmackhafte und tatsächlich auch sehr sättigende Salat mit Petersilie, Koriander und vielen weiteren Zutaten aus einer speziellen Gewürzmischung. Gerade jene Tester die bisher eher wenig Produkte aus der arabischen und oder israelischen Küche in ihrem Leben probiert hatten, empfanden dieses Angebot als guten Einstieg in jene Genusswelten. Gerade jetzt in der Grillsaison etwa auch als Beilage zu Hühnerschlegeln geeignet.
Fazit: sämtliche von uns getesteten NENI-Angebote verfügen über eine überdurchschnittliche Qualität und eine tadellose Konsistenz. Gerade in Städten, die über keine international angehauchten Wochenmärkte oder qualitativ hochwertige arabische Supermärkte verfügen, sollte man die Augen aufhalten, welche “konventionellen” oder Bio-Supermärkte nun auf derartige Produkte setzen. Verbraucher, die glauben, bereits ausreichend mit guten und sehr guten Kichererbsenaufstrichen vor Ort verwöhnt zu sein, dürften zumindest in der “Curry und Mango”-Version eine positive Überraschung und vielleicht einen neuen Lieblings-Hummus entdecken.