Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

Nürnberg wird wieder zum Bio-Mekka

Die “Biofach” 2023 (vom 14.–17. Februar in Nürnberg) steht unter der Leitfrage: „Öko-Landwirtschaft, Klimaschutz, Gesundheit: Gesunder Boden – gesunder Mensch – wie hängt das zusammen?“ – es sollen also neben Branchentreff, Networking und vor allem der allseits beliebten Show an Neuheiten und Weiterentwicklungen ökologischer Lebensmittelangebote die Chancen und die Risiken beleuchtet werden. Nebenbei wird man bei dem beliebten Messeduo “Vivaness” und “Biofach” auch wieder Anlaufstelle für Start-ups sein. Der der Messe traditionell angegliederte Kongress verspricht derweil gewichtige Themenfelder wie mehr Orientierung für Verbraucher, klare Positionierung für selbstständigen Einzelhandel und last but not least Vielfalt als Schlüsselbegriff der Naturkosmetikbranche profund besetzt zu behandeln. 

Foto: Nürnberg Messe

(ore) Aufgrund der sattsam bekannten Corona-Maßnahmen musste die traditionell im Februar terminierte Leitmesse der Bio-Branche 2021 pausieren. Auch Anfang des vergangen Jahres war für weitsichtige Veranstalter nicht an solch ein großes Event zu denken, dafür veranstaltete man erstmals eine Sommer-Edition, die im Juli 2022 eine Menge an Ideen und Neuheiten zu bieten hatte. Die Bio-Fachmesse in Nürnberg war übrigens 2020 ehe es zum ersten großen Lockdown in der Bundesrepublik kam, eine der letzten Großveranstaltungen ihrer Art. Dieses Jahr nun steht auch unter der Überschrift “Bio ebnet Weg für ökologische Transformation”: Entsprechend werden sich Zukunfts- und Trendthemen auch in den Messehallen auf vielfältige Weise spiegeln – “ob über den lebendigen Austausch der Community oder auf Produktebene. Das Forum Fachhandel in der Halle 9 beispielsweise nimmt sich gezielt den Fragestellungen an, die den Fachhandel aktuell bewegen”. Die Frage hier: Wie kann er sich im Spannungsfeld zwischen Lebensmitteleinzelhandel und Discounter behaupten? Was sind die Antworten der Branche bezüglich den immer wichtiger werdenden Faktoren Regionalität und Lieferketten? Welches die zukunftsweisenden Alleinstellungsmerkmale? Mit diesen und weiteren Fragen sollen sich Impulsgeber auseinandersetzen. “Bei der Transformation zu mehr Bio im Supermarkt finden selbstständige Kaufleute erstmals auf der BIOFACH 2023 den Meeting Point BIOimSEH vom bioPress Verlag und treffen dort auf Experten für die Beschaffung von Bio-Vollsortimenten.”

Auch Zero-Waste und Vegan wieder ganz groß im Mittelpunkt

Pflanzenbasierte Ernährung steht auf einer wirklichen Bio-Messe immer im Fokus: In Nürnberg gibt es dafür seit vielen Jahren eine eigene große und stets originär bestückte Erlebniswelt “Vegan” bei der die Fachbesucher auch 2023 die Produktvielfalt der Aussteller nicht nur sehen sondern auch riechen und schmecken und außerdem Impulsvorträgen zuhören und Showköche bei ihrer Arbeit beobachten können. Etwas ist gleichsam völlig neu in diesem Jahr, wie die Nürnberg Messe mitteilt: “Nach langjähriger, guter Zusammenarbeit mit ProVeg, geht die Erlebniswelt VEGAN 2023 erstmals mit zwei neuen Partnern an den Start. Gemeinsam mit AöL und VegOrganic wird sie mit Leben und Programm gefüllt.” Weitere Trend-Themen wie Zero-Waste oder nachhaltige Verpackung werden hingegen im Angebotsbereich Unverpackt aufgegriffen, welcher gemeinsam mit dem Partner Unverpackt e.V. gestaltet werde. Trends und Innovationen die vor allem die Verbraucher selbst interessieren, finden sich schließlich auch auf den jeweiligen Neuheitenständen des Messe-Duos. Zwischen 14. und 17. Februar – wie im Sommer 2020 laufen “Biofach” und “Vivaness” ab sofort auch zur regulären Terminierung im ausklingenden Winter von Dienstag bis Freitag – hätten “Teilnehmer zudem wieder die Möglichkeit ihr Lieblingsprodukt für den Best New Product Award in sieben Kategorien zu wählen.”

Passt Mango zu Kohlrabi?

Neben zahllosen Produktneuheiten, die früher oder später auch in die Läden bzw. in die Küchen der Restaurants und Hotels Einzu halten werden, wird in Nürnberg ein besonders interessantes Projekt präsentiert – „ReformBio“ erforsche das Potenzial von Foodpairing bei der Zuckerreduktion. “Weniger Süßigkeiten, mehr Obst und Gemüse” –  sich ab sofort gesünder zu ernähren gehört bekanntlich zu den beliebtesten Neujahrsvorsätzen, die bei mancheinem nach keinen sechs Wochen bereits wieder in Luft aufgelöst scheinen. Aber selbst wer es auf Verbraucherseite aufrichtig versucht, tappt bisher oft unbewusst in die Falle. Denn auch in vermeintlich gesunden Lebensmitteln, wie Müsli und Fruchtjoghurt, können sich mitunter große Zuckermengen verstecken. Das Projekt „Reformulierungsstrategien für Bio-Lebensmittel“ (ReformBio) an der Hochschule Bremerhaven suche daher nach Möglichkeiten, “wie sich der Zuckergehalt in verarbeiteten Bio-Lebensmitteln reduzieren lässt, ohne dass Geschmack und Konsistenz leiden”. Ein mögliches Instrument sei das sogenannte Food Pairing, bei dem sich zum Teil sehr unterschiedliche Lebensmittel geschmacklich perfekt ergänzen. Bei der diesjährigen Biofach in Nürnberg können sich Messebesucher am Stand des Landes Bremen selbst davon überzeugen, dass Zuckerreduziertes nicht weniger lecker ist. Dort ist das Projekt nämlich mit Produkten zur Verkostung vertreten.

“Freigabe von Neuen Gentechnikverfahren ablehnen” 

Um ein gänzlich anderes Thema dreht sich 2023 alles beim Biokreis e.V., einem Verband für ökologischen Landbau und gesunde Ernährung. Natürlich werden hier auch traditionell im “regional & fair-Regal” Produkte zertifizierter Partner gezeigt; zudem gibt das Biokreis-Team Auskunft über die Zusatzzertifizierung für besonderes soziales und ökologisches Engagement. Doch im Vorfeld der Leitmesse wurde auch angekündigt, dass man breitflächig informieren wolle, warum der Verband “eine Freigabe von Neuen Gentechnikverfahren vehement ablehnt und sich für die Wahlfreiheit der Verbraucher:innen engagiert”. Besucher könnten sich “meinungsstark am Selfie-Point ablichten und mit einer Postkarte an Bundeskanzler Olaf Scholz appellieren”.

Zugleich zeigt in der zweiten Februarhälfte auch das Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft in Nürnberg Präsenz: Erste “in den Kompetenzteams erarbeitete Maßnahmenvorschläge zu den Bereichen ‘Stärkung des Bio-Anteils in der Außer-Haus-Verpflegung’ und ‘Auf- und Ausbau der Bio-Wertschöpfungskette’ sollen demnach als Ausgang für Diskussionen mit dem Fachpublikum sorgen. Zum Plenum “Weiterentwicklung der Zukunftsstrategie ökologischer Landbau“ im Rahmen der “Biofach” seien demnach alle Akteure sowie Interessenten der ökologischen Agrar- und Ernährungswirtschaft herzlich eingeladen. Staatssekretärin Silvia Bender würde im Übrigen selbst am Plenum teilnehmen und in das Thema einführen.

Gesunder Boden – gesunder Mensch: wie hängt das zusammen?

Mit dem Schwerpunktthema „Bio. Ernährungssouveränität. Wahre Preise.“ bietet zudem der von der Biofach-Messe, die selbst in nur wenigen Jahren von der regionalen Öko-Schau zur Weltleitmesse für die Biowirtschaft wuchs, selber organisierte Kongress dieses Jahr schwerpunktmäßig eine globale Wissensplattform für Transformation. Drängende Fragen würden fokussiert: Welchen Beitrag leistet Bio für die Ernährungssicherheit und –souveränität? Wie können „wahre Preise“, also solche bei denen die ökologischen Folgekosten einbezogen sind, den Weg ebnen, um die notwendige Transformation der Ernährungs- und Lebensmittelwirtschaft umzusetzen? Denn weiterhin wäre es ja so, dass “die aktuelle Bepreisung für Lebensmittel das Verursacherprinzip auf den Kopf stellt und so umweltschädliche Produkte ‘billiger’ macht, als diese tatsächlich sind” und somit seien “Bio-Lebensmittel, die eine ehrlichere Kostenbilanz aufweisen, im Nachteil. Bis heute lassen sich folglich mit einer konventionellen Wirtschaftsweise Gewinne verbuchen – obwohl gleichzeitig die Lebensgrundlagen für kommende Generationen zerstört werden. Das große Marktversagen bei Lebensmitteln muss durch neue Bilanzierungs-, Steuer- und Fördersysteme aufgelöst werden. Wie das gehen kann, wollen wir im Rahmen des Kongresses debattieren!“, so Tina Andres, Vorstandsvorsitzende vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW).

Und so soll im Rahmen des Kongresses 2023 der Zusammenhang zwischen Öko als Landwirtschaft der Zukunft, Transformation, globale Krisenbekämpfung, Ernährungssicherheit – verbunden eben mit True Cost – in den Blick genommen werden. Der Beitrag von Bio zum nachhaltigeren Landwirtschafts-, Gesellschafts- und Ernährungsstil werde analysiert, diskutiert, konstatiert. Nach dem Motto: “Welches Potential bietet Bio für den Planeten? Welche globalen Entwicklungsaufgaben liegen vor Politik, Medien und Gesellschaft und speziell vor der (Öko-) Landwirtschaft? Wo steht Bio aktuell?” Konkret würden die Chancen und die Risiken gemäß der Leitfrage: “Öko-Landwirtschaft, Klimaschutz, Gesundheit: Gesunder Boden – gesunder Mensch – wie hängt das zusammen?” beleuchtet.

Hybrid ist für die Messe weiter ein elementares Angebot

Übrigens: Wie bereits zur einmaligen Summer Edition 2022, gibt es für alle Teilnehmer die Möglichkeit, Teile des “Biofach” sowie des “Vivaness”-Kongresses über die digitale Plattform im Live Stream anzusehen. Im Anschluss stehen diese als Video On-Demand zur Verfügung. Für 2023 dürften sich “Aussteller, Besucher und Medienvertreter sich unter anderem über Verbesserungen der Usability wie zum Beispiel ein überarbeitetes Chat-Design oder Design-Optimierungen im Bereich der persönlichen Teilnehmer-Profile freuen.”



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