Statt schon den Osterhasen-Einkauf zu planen sollten Sie die Wartezeit bis zu den ersten wirklichen Frühlingsboten lieber mit guten Konzerten und Showprogrammen verbringen. Genau sechs Kultur-Perlen möchten wir Ihnen für die kommenden vier Wochen nachfolgend ganz besonders ans Herz legen. Neben diesen besonders viel versprechenden Programmen empfiehlt es sich übrigens immer mal wieder einen Blick in unsere in der Regel wöchentlich upgedatete Langzeitvorschau zu werfen. Dann müssten Sie sich jetzt zum Beispiel nicht ärgern, dass der Gig von “Gestört aber geil” im Hirsch Nürnberg zwischenzeitlich restlos ausverkauft ist. Zumal auch für den gesamten Februar 2025 dort noch einige Geheimtipps schlummern, die es auch tatsächlich nur ganz knapp nicht in diese Spezialliste hier geschafft haben, aber wie die folgenden vier Top-Tipps garantiert handverlesene Empfehlungen Ihrer seit jeher unabhängigen und damit unbestechlichen kulturkueche.de sind.
09.02.2025 – Würzburg – Posthalle – Hagen Rether (Beginn: 18 Uhr!)
Man sollte sich nicht vom immergleichen Titel verwirren lassen! Denn auch 2025 prangt auf den Plakaten dieses einmaligen Wortkünstlers weiterhin schlicht das Wort LIEBE
Doch Rethers Programm mutiert ständig, ist quasi (fast) tagesaktuell und verursacht nachhaltige Unzufriedenheit mit einfachen Erklärungen und stiftet zum Selberdenken und -handeln an. Mit überraschenden Vergleichen verführt Rether das Publikum zum Perspektivwechsel – zu einem anderen Blick auf die Welt, in die Zukunft, in den Spiegel, auch unbequemer Wahrheit ins Auge. Und er ruft dazu auf, dass wir uns von unserer vielfach instrumentalisierten Angst und Wut befreien.
Bis zu dreieinhalb Stunden plädiert der Kabarettist leidenschaftlich für Aufklärung und Mitgefühl, gegen Doppelmoral und konsumselige Wurstigkeit: Wandel ist möglich – wenn wir wollen. Soviel steht also fest: Auch in Würzburg, beim Gastspiel in der Posthalle wird kein klassisches Kabarett serviert, sondern eher ein assoziatives Spiel, quasi ein Mitdenkangebot.
Und eben nicht ohne guten Grund sind auch zahllose Presse-Kollegen seit vielen Jahren begeistert, wenn sie Rether live erlebt haben:
„Fakt ist: nach einem Abend mit Hagen Rether ist man nicht mehr der Mensch, der man vorher war.“ (ak-kurier.de)
„Kein Kabarettist nimmt Immanuel Kants mündigen Menschen ernster als Hagen Rether.“ (Osnabrücker Zeitung, Ralf Döring)
„Hagen Rether ist kein Entertainer auf der Jagd nach Pointen, sein Kabarett ist kein Ablasshandel. Er appelliert an die Verantwortung des Einzelnen, die Welt dort zu verändern, wo man es kann.“ (zdf.de)
„Mit hoher sprachlicher Präzision und Schärfe enthüllt er Unzulänglichkeiten, Verlogenheiten und ethische Widersprüche der Gesellschaft – ‚keiner kann später behaupten, wir hätten es nicht gewusst’, lautete seine Hauptbotschaft des Abends.“ (waz.de)
„Rether zeigt sich erwartungsgemäß als superber, angriffslustiger Politkabarettist, als ebenso weit ausholender wie unmittelbar argumentierender Nonkonformist.“ (General-Anzeiger Bonn, Hagen Haas)
„Er sei nicht zynisch, meinte Rether einst, er sehe die Dinge nur realistisch. Solch bitterer Realismus schmerzt – auch, weil dieser Kabarettist ihn so virtuos und eindringlich serviert.“ (Allgemeine Zeitung / Rhein Main Presse, Gerd Blase)
„Beinahe erstaunlich ist es, dass ihm sein Publikum über einen solch langen Zeitraum an den Lippen hängt. (…) Am Ende sind es eben seine Inhalte, die ihm die verdiente Aufmerksamkeit sichern.“ (Aachener Zeitung, Hendrik Buch)
13.02.2025 – Nürnberg – Hirsch – 17 Hippies
Waren es anfangs fast ausschließlich instrumentale Stücke, die die Berliner, deren Bandnamen man nicht allzu wörtlich nehmen sollte – weder handelt es sich hier um richtige Hippies, noch sind es selten genau 17 – zum Besten gaben, beweisen sie seit Jahren, dass sie überdies wunderbar singen können. Und das sogar mindestens dreisprachig: auf deutsch, französisch und englisch. Ihre Lieder sind gemeinhin eine ausgewogene Mischung aus verträumten, spitzbübischen, temperamentvollen aber auch dunklen, melancholischen Stücken.
Oft mit einem kräftigen Hauch Klezmer ummantelt, immer irgendwie vertraut, meist zum Tanzen, wenigstens zum Mitwippen prädestiniert. Live wechseln einzelne Bandmitglieder immer wieder ihre Instrumente. Eben noch am Akkordeon und nun schon die Flöte im Anschlag. Umringt von Geigen, Zugposaunen oder einem Kontrabass.
Erstaunlich, wie intensiv diese Vielfalt auch auf CDs zum Tragen kommt: Stimmen und Stimmungen wie bei – im besten Sinne des Wortes – ausgelassenen Dorffesten oder osteuropäischen Hochzeiten. Eigentlich für alle Gemütslagen gut, aber – bei allem Anspruch und Tiefgang – besonders jetzt bei grauem Wetter der ideale Spender von neuer Lebensfreude. Anstecken lassen, solange es noch Karten gibt – im Gepäck haben die Damen und Herren, die gemeinhin zu zwölft am Start sind, die in ihren nunmehr über 25 Jahren Bühnenleben rund 2.000 Konzerte in fünfundzwanzig Ländern zwischen Japan und Deutschland, den USA und Südamerika gespielt haben, übrigens ihr letztes Jahr erschienendes Album „9.000 Nächte“ – wer es noch nicht kennt, kann ja mal bei Youtube “Singapore” und “Worksong” zur Einstimmung auf die extrem vielfältige CD als auch auf das Konzert im Hirsch wirken lassen.
13.02.2025 – Nürnberg – Z-Bau (Roter Salon) – Seraina Telli
Wer Seraina Telli einmal live erlebt hat weiß, weshalb sich ihre Musik am besten mit “In-Your-Face-Rock” beschreiben lässt: Die Musikerin füllt jeden Raum mit ihrer unverwechselbaren Stimmgewalt, großen Gitarrenriffs und ihrer farbenfrohen Punk-meets-Glitter Attitüde. Ihre Shows wecken sämtliche Emotionen: Langeweile hat gar keinen Platz. Ob allein und nur mit Akustikgitarre oder mit ihrer Band, Seraina zieht ihr Publikum spielend in ihren Bann. Ohne Berührungsängste bedient sie sich in ihrem Songwriting an verschiedensten Stilelementen von Rock, über Metal, Punk und einer guten Prise Pop und schafft damit einen erfrischend authentischen Sound, der sich nur zu gerne ins Ohr setzt und auch da bleibt.
21.02.2025 – Nürnberg – Club Stereo – Die Sterne
Erinnern Sie sich noch an Songs wie “Universal Tellerwäscher” oder – Stichwort Kaktusgarten – “Was hat dich bloß so ruiniert”? Da die Arbeit von Frank Spilker vom Mainstream die letzten Jahre leider irgendwie weniger beachtet wurde, ist es scheinbar ruhig um dieses vor allem live unbedingt wiederentdeckenswerte Musikprojekt geworden.
13 Studioalben hat die Band seit 1991 veröffentlicht – von verschiedenen Best-of bzw. Specials abgesehen – zuletzt das Album „Hallo Euphoria“. Es war das zweite in neuer Formation, nachdem sich Sänger und Gitarrist Frank Spilker von seinen langjährigen Musikerkollegen Thomas Wenzel und Christoph Leich getrennt hatte.
Wie es zu der Trennung kam erklärte das Mastermind übrigens einmal folgendermaßen: “Genau wegen des Gefühls, dass man sich nicht nur als Zweckgemeinschaft versteht, sondern als befreundetes Kollektiv, haben wir diesen Schritt sehr lange hinausgezögert. Dabei war um 2010 schon klar, dass die Band nicht mehr so gut funktioniert wie in den 90ern, weil sich alle etwas anders entwickelt haben. Wir haben noch zehn Jahre weitergemacht, aber eben nicht mehr mit derselben Energie wie früher – und das ist irgendwann frustrierend. Deshalb fühlt sich die Trennung nun für alle besser an. Für Fans, die der Originalbesetzung emotional verbunden sind, ist das natürlich traurig. Und ich kann nur sagen: Für uns genauso. In der neuen Besetzung fühlt sich alles etwas pragmatischer an. Natürlich entstehen auch Bindungen, aber nicht mehr so intensive, wie man sie mit 19 eingeht.”
23.02.2025 – Bamberg – Konzert- und Kongresshalle – Lisa Eckhart
Die Frau hier links im Bild hier noch ausgiebig vorzustellen, wäre in unseren Augen nahezu Majestätsbeleidigung! bekannt ist, sie provoziert und unterhält auf gekonnte und vor allem nachhaltige Art und Weise seit Jahren. Und trotzdem denkt man vielleicht einen Bruchteil einer Sekunde man hätte sich beim Blick auf ihre – fast hätten wir schon Wahlplakate geschrieben – aktuellen Tour-Plakate verlesen. Nein! Denn: Eine Mischung aus Stalin und Sisi – Kaiserin Stasi die Erste. Herrscherin über Österreich und Ostdeutschland. Das wollte Lisa Eckhart werden und ihr Traum hat sich erfüllt.
Nun liegt ihre Machtergreifung bereits ein Jahrzehnt zurück. Das große Thronjubiläum steht an und eigentlich läuft alles bestens. Abgesehen von den üblichen Bedrohungen: Der durchgeknallte Westen. Die wiedervereinigte Sowjetunion. Volksaufstände und versuchte Attentate durch die eigene Familie. Darum kümmert sich die Kaiserin später. Jetzt erst einmal freut sie sich auf ihre Jubiläumsfeier. Und lässt ausrichten: “Sie sind herzlich eingeladen!”
28.02.2025 – Nürnberg – Löwensaal – Bibiza
Für das Konzert am letzten Februartag 2025 von Bibiza wird u.a. folgendes erwartet: Volle Band, volle Kanne, geile Bühne, Körperausdünstungen, Kontaktfreudigkeit, Kontrollverlust, Erwachsenengetränke, andere Substanzen, Schmäh, Beats, Lyrics und Rock’n’Roll wie zu den schamlosen Zeiten seiner Oma.
Wie? Sie haben den Namen noch nie gehört? Okay! Dann halten wir erst einmal fest. Sie können garantiert kein Österreicher sein. Franz Bibiza, Jahrgang 1999, ist ein waschechter Wiener, Kritker-Kollegen loben seine Arbeit vor allem ob der Stringenz der Songs. Zu einem 2023-er Album brachte es unseres Erachtens Dani Fromm für “laut.de” auf den Punkt: “Dass die besten Songs immer alle – zumindest ein bisschen – geklaut sind, daraus macht Bibiza überhaupt keinen Hehl.
Er packt den Geist der 1920er und ’30er Jahre aus (“Marie”), knickst vor Mozarts “Kleiner Nachtmusik” (“Femme Fatale”), stimmt Töne wie aus “Spiel Mir Das Lied Vom Tod” an (“Regen”), beschwört “Amore, Amore” wie weiland Wanda (“Guten Morgen”) und trägt überhaupt insgesamt den blasierten, selbstzerstörerischen Chic des einen auf, dessen Geist so omnipräsent über diesem Album hängt, dass man ihn … eigentlich gar nicht erwähnen mag. Erstaunlicherweise wirkt all das aber nie wie ein frecher Griff nach fremden Federn. Es gleicht viel mehr einer Serie ehrerbietiger Verbeugungen vor denen, die vor Bibiza bereits auf Opernring und Höhenstraße wandelten, “Schick Mit Scheck“, oder, je später die Nacht, desto wahrscheinlicher ohne, egal, Hauptsache gut angezogen, mit Style und großer Geste..”