Reine Säfte, Limonaden, Ingredienzien für Cocktails oder mit Koffein geladene Wachmacher – auf der diesjährigen Biofach gab es vor allem auch im Getränkesektor wieder sehr spannende Produktneuheiten. Die Innovationen dreier unterschiedlicher Hersteller haben wir eingehend unter die Lupe genommen. Allesamt werden die getesteten Getränkeneuheiten in Glasflaschen angeboten. Ganz unaufgeregt und selbstverständlich, während Coca-Cola auch vom GEZ-TV vor einigen Wochen ernsthaft dafür gelobt wurde, anzukündigen, “mehr als 40 Millionen Euro in die Mehrwegabfüllung” investieren zu wollen und großspurig einen Glastrend “auszurufen”, wo es doch der Einheitsplörreproduzent war, der vor Jahrzehnten ohne Not begann, alles Trinkbare in Plaste zu packen.
Besonders in der Übergangszeit vom Winter zum Frühling fühlen sich viele Menschen von Müdigkeit geplagt. Wer zum Wachwerden flüssige Energie braucht, hat auch im Organic-Sektor längst eine wahrlich große Wahl, vor allem natürlich bei Kaffeesorten. Selbst der Platzhirsch unter den Dosenkönigen hat seit einigen Jahren manche Limonaden-Produkte bio-gelabelt. Nun wirft auch die traditionsreiche Fruchtsaftkelterei Beutelsbacher aus Baden-Württemberg ihren Hut in den Ring und ist seit einigen Wochen mit drei Variationen als „365 Bio Energydrinks“ in den Supermarktregalen zu finden. Den Kick – 30 mg Koffein auf 100 ml – holen diese in – erfreulich sowohl was die Portionsgröße als auch den Umweltgedanken anbelangt – 330 ml Mehrwegflaschen abgefüllten Erfrischungsgetränke mit Kohlensäure aus Bio-Rohkaffee. Soll heißen die auch farblich ansprechenden Getränke (Glasflaschen lassen ja anders als Dosen tief blicken!) kommen gänzlich ohne künstliche Aromen und Taurin aus – und das schmeckt man auch!
Der „365 Bio Energydrink Mate“ basiert, wie der Name schon verrät, auf einem Mate-Aufguss. Ergänzt wird jene Sorte mit etwas Rohrzucker (4,7 g auf 100 ml, am wenigsten in dieser Produktreihe), Apfel- und Zitronensaftkonzentrat sowie einer leichten Karamellnote. Diese Variante ist richtig erfrischend und war im Geschmackstest in der Redaktion knapper Sieger vor der eher puren „365 Bio Energy“, die wiederum nicht im Entferntesten etwas von dem oft leider typischen geschmolzenen Gummibärchenaroma einiger Mitbewerber gemein hat. Die Süße kommt auch hier vom Rohrzucker (11 g auf 100 ml) und während das Rote-Früchte-Aroma eine fruchtige Note abgibt, sorgen Tausendgüldenkraut und Guarana-Extrakt für eine leichte Bitterkeit. Süßer schmeckt (obwohl sogar tick weniger Zucker als beim „reinen“ Energy verwendet wird) die Melon-Sorte der „365 Bio“ -Reihe. Der Geschmack der namensgebenden und deutlich hervorstechenden Wassermelone wird mit Limette, Apfel- und Karottensaftkonzentrat sowie Guarana abgerundet.
Auch wenn Geschmäcker verschieden sind, und speziell die letztgenannte Beutelsbacher-Variante mit der Wassermelone ganz sicher nicht für “jedermann” passend sein dürfte: das Werbeversprechen “natürlicher Energiekick mit einladendem Früchtearoma” trifft tatsächlich auf alle drei Produkte der neuen Reihe zu. Eine absolut entdeckenswerte Neueinführung – und mit circa 1,70 € pro Flasche unter Berücksichtigung des Bio-Gedankens noch im gemäßigten Angebotsbereich.
Cocktails in Bioqualität
Die Saftkelterei Voelkel aus Niedersachsen, die zuletzt mit einer ziemlich vorlaut klingenden Kampagne (wir fordern die “Einstufung von Pflanzendrinks als Grundnahrungsmittel”) auffiel, gibt es seit etwa 100 Jahren und bietet mittlerweile in vierter Generation mehr als 170 verschiedene Produkte. Es wird gepresst und abgefüllt, was die Natur so hergibt. Nun möchte das Unternehmen Marktanteile in einem weiteres Terrain ausbauen – „Orange Bitter Spritz“ und „Wassermelone Nektar“ richten sich speziell an Cocktailliebhaber.
Auch wenn die 0,2 l Mehrwegglasflasche „Orange Bitter Spritz“ explizit als alkoholfreier Cocktail beworben, und damit herausgestellt wird, dass das sehr herbe Getränk direkt aus der Flasche oder, wenn man es stillvoller haben möchte, mit Crushed Ice in einem Glas, garniert mit einer Orangenscheibe, direkt genossen werden kann, ist diese Neuheit natürlich auch zum Mixen in verschiedensten Cocktail-Ideen geeignet. So oder so besteht der Flascheninhalt neben dem Namensgeber Orange (Schalen, Blüten, Saft, Extrakt kommen zum Einsatz) aus einem Gewürzauszug aus Enzian, Wacholderbeeren, Wermut, Zitronen sowie einem Hauch Vanille. Die schöne hellrosa Farbe schafft eine Mischung von Karotte, Kürbis, Apfel und schwarzer Johannisbeere. Pur finden die kulturkueche.de-Tester dieses mit circa 2,50€ auch nicht gerade günstigen Produkt ausschließlich an heißen Sommertagen und nur richtig kalt kredenzt lohnenswert – sonst zieht sich im Mund alles zusammen und es ist Vorbei mit der im Werbesprech behaupteten “mediterrane(n) Leichtigkeit”.
Eine weitere Neuheit von Voelkel – der „Wassermelone Nektar“ (angeboten in 0,5 l Glasflaschen) ist pur unserer Meinung nach überhaupt keine Überlegung wert, bestenfalls als Schorle – aber das Unternehmen nennt es ja auch selbst die „ideale“ Zutat für Cocktails, zum Beispiel für einen „Mojito Mocktail“ und druckt passenderweise ein entsprechendes Rezept mit aufs Etikett.
Der Nektar bestehe aus 90 Prozent Direktsaft, laut Eigenwerbung „im Ursprungsland erntefrisch kaltgepresst“, dazu etwas Mineralwasser, Rübenzucker (9,8 g auf 100 ml) und Zitronensaftkonzentrat. Abgerundet werde mit Wassermelonenaroma und wie bei der bitteren Orange wird auch hier für die ansprechende Lebensmittelfarbe für ein wärmeres Rosa nachgeholfen. Falls Sie zu dieser Flasche greifen und einen leichten Bodensatz erkennen – keine Sorge, das ist typisch für Direktsaft! Aber bei aller Natürlichkeit in der Herstellung, fanden unsere Tester, in der Schorle-Variante, dass der Saft im Abgang im Vergleich zu Angeboten von Mitbewerbern und erst recht zu selbst “geschlachteten” und weiterverarbeiteten guten Melonen etwas zu gekünstelt schmeckt. Auch hier gilt ohnedies: den Voelkel-Nektar sollte man unbedingt nur sehr kalt genießen!
Sauerkirsche küsst Guarana
Auch die traditionell farbenfrohe und geschmacklich vielfältige now Limonaden-Familie in 0,33 ml Flaschen aus dem Haus Neumarkter Lammsbräu aus der Oberpfalz ist in den letzten Wochen um ein Mitglied gewachsen. Alle Mitarbeiter des Unternehmens durften die neue „now Cherry Cola“ bei Verkostungs-Tests als „Fan Edition 2023“ kreieren: anders als frühere Sondereditionen gibt es diese Variante nun das gesamte Jahr über zu kaufen.
Und mit circa einem Euro pro Flasche bewegt sich das Ganze gemessen im Biosektor preislich recht moderat – doch das Wichtigste: Die now-Cherry ist ein richtig richtig angenehmes Getränk! Aber auch hier gilt, umso kälter genossen, desto besser.
Italienische und spanische Sauerkirschen treffen hier auf das brasilianische Guarana. Die Süße spenden einheimische Zuckerrüben – in der Gesamtkombi kommt der feine Fruchtgeschmack sehr gut zum Tragen. Vergleicht man die Neuheit mit dem seit vielen Jahren bekannten Cherry-Produkt des Branchenkönigs mit den rot-weißen Etiketten wird man nicht nur ob der Zuckermenge (statt 10,7 g warten hier nur schlanke 6,9 g auf 100 ml) begeistert sein können, sondern geschmacklich wartet bei den Neumarktern eine viel harmonischere, absolut ungekünstelt wirkende Mischung der Zutaten, die bei der now-Cherry neben den oben erwähnten Ingredienzien auch noch etwas Zitronensaft verwendet, was dafür sorgt, dass auch im Nachgang keinerlei klebriges Gefühl im Gaumen entsteht. Und trotz dem starken Früchteeinsatz bleibt das authentische Cola-Erlebnis vollends erhalten.