Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

Fleischbrühe aus dem Teebeutel

In edel aufgemachten Metallboxen bietet ein auf Steaks spezialisierter Onlineversand neuerdings auch Teebeutel mit pulverisierter Suppe zum Aufbrühren an. “T-Bone Tea” heißt das Produkt, welches wir in unserem aktuellen Geschmackstest unter die Lupe nehmen.

Das schwarze metallene Kästchen mit weißer, kreideartiger Schrift kommt sehr stylisch daher und beinhaltet sechs mit jeweils 20 Gramm befüllte Beutelchen, die bereits für sich ziemlich aromatisch und appetitanregend riechen. 14,90 € zzgl. Versandkosten ist natürlich in einem Land, das mit Brühwürfeln von Maggi und Co. geschmacksverwirrt wurde, erst einmal eine fette Hausnummer. Hingucker hin oder her. Aber man muss wissen: Die im Handel bisher erhältlichen Konzentrate für Brühe, wie Brühwürfel oder gekörnte Brühe, bestehen vorwiegend aus Salz, Fett, Würze, Geschmacksverstärkern und Gewürzen und enthalten in der Regel kein oder kaum Fleisch oder Gemüse. Das Zauberwort heißt denaturiertes Pflanzeneiweiß. Die Ausnahme ist die explizite Verwendung von Fleischextrakt. Und was kommt hier nun aus der Dose?

“Das erste Steak, das man trinken kann” hat sich eine Werbeagentur ausgedacht! (Jung von Matt/Neckar) Als Hersteller fungiert ein seit 100 Jahren bestehendes “Familienunternehmen” mit Sitz in Mönchengladbach namens Schulte + Sohn Fleischwaren, das unter anderem auch für die Massenlabel Meica, Löwensenf und Weber-Classic zuliefert und sich seit 1998 als Gourmetfleisch.de neben dem Ladengeschäft in NRW zusätzlich an Endverbraucher richtet, die warum auch immer den Einkauf im Netz bevorzugen. Beim “T-Bone Tea” nun liegt die eigentliche Innovation weniger auf der originären Dareichungsform, sondern in der für eine feine Fleischsuppe ungewöhnlich kinderleichten Zubereitungsform – das Produkt ist tatsächlich wie ein Teebeutel aufzubrühen. Ein Säckchen in eine Tasse oder Suppenschale, Wasser aufkochen (170 ml pro Beutel), drübergießen, ca. fünf Minuten ziehen lassen, Beutel raus und voila – fertig ist eine heiße kleine Mahlzeit, die durchaus zu sättigen weiss und einen auch aufzuwärmen vermag.

Das gekörnte Suppenpulver besteht laut Hersteller neben Fleischextrakt, Pflanzeneiweiß, Salz und Speiseöl aus einer Gemüsemischung (Zwiebeln, Karotten, Petersilienwurzel, Lauch, Petersilie), Rinderfett, natürlichen Aromen und Gewürzen wie Curcuma, Muskatnuss, Cayenne-Pfeffer und Ingwer sowie Zucker und Karamell. Während ein kleiner Teil unserer Tester voll und ganz angetan war von dem neuen Geschmackserlebnis, kritisierten die Meisten unisono viel zu viel Salz in der Instant-Suppe: Laut Produktangaben 52,2 Gramm pro 100g.

Doch ist dieser Wert wirklich ungewöhnlich hoch? In sattsam bekannter gelb-roter Verpackung omnipräsente Nestle-Produkte weisen unter den Nährwertangaben neben Eiweiß, gesättigten Kohlenhydraten, Zucker, Fett und Ballaststoffen statt einem Salzgehalt mitunter eine bloße Angabe zum Natriumgehalt aus – bei der Produktlinie “Klare Fleisch-Suppe” beispielsweise auf 100-Gramm Gesamtmenge umgerechnet 21,18g. Das klingt dann wenig, ist jedoch unseres Erachtens ein von der Industrie gern praktizierter Etikettenschwindel: Da mehr als sechs Gramm Salz pro Tag als Gift für den Blutdruck gilt, wurde hier und da einfach mit Begrifflichkeiten zu spielen begonnen. Natrium ist ein Bestandteil von Salz. Die wirkliche Salzmenge erhält man, indem man den Wert für Natrium mit 2,54 multipliziert! In Salzwerten müsste bei der am Markt seit gefühlten Ewigkeiten gut positionierten klaren “Fleisch-Suppe” also 53,7972 Gramm prangen. Insofern ein kleines Lob am Rande an “T-Bone Tea” für eine gewisse Angabenehrlichkeit.

Farblich sieht die via gourmetfleisch.de vertriebene Suppe nach ihrer wie gesagt simplen Zubereitung sehr schön aus, und sie riecht gar noch angenehmer als unaufgegossen – und schmeckt dementsprechend wirklich sehr aromatisch. Für Fleischliebhaber sicher mal eine willkommene Abwechslung, aber unser Fazit, nicht zuletzt in Anbetracht des Preises (den auch die Verwendung hoffentlich richtig guten Fleisches nicht rechtfertigt): Nichts Ganzes und nichts Halbes! Für einen kurzen Aha-Effekt als Mitbringsel aber durchaus nett.



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