Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

Wortkarge Brüder ohne gemeinsame Erinnerungen

Die belgische Regisseurin Marion Hänsel entführt in ihrem neuen Film „Stromaufwärts“ nach Kroatien: Die Geschichte dreht sich um zwei Männer, die vor kurzem erfahren haben, dass ihr Vater dort eines unnatürlichen Todes starb. Der eine hatte ihn seit 15 Jahren nicht mehr gesehen, der andere noch nie in seinem Leben. Die beiden Hauptfiguren dieses Streifens sind nämlich Halbbrüder.

Homer (Oli­ver Gour­met – Stammgast in allen Dardenne-Produktionen) und Joé (Ser­gi López, bekannt unter anderem aus François Ozons “Ricky”) wuss­ten bis vor kur­zem auch nichts von der Exis­tenz des jeweils ande­ren. Nun stehen sie in dem ihnen bisher gänzlich fremden Kroatien vor einem frisch aufgetankten Leih-Boot und wollen sich näher kennenlernen, letztlich auch mehr über ihren Erzeuger erfahren und last but not least auch über ihre eigenen Lebensentwürfe reflektieren. Auch wenn ihnen letzteres zum Start der Reise nicht bewusst ist. Die Halbbrüder sind sehr unterschiedliche Charaktere, das wird dem Zuschauer schnell klar. Gemein haben sie, dass sie von dem Verstorbenen sehr verletzt wurden (der eine eben weil er gänzlich ohne Vater aufwuchs; der andere weil er von “Iwan” offenbar regelmäßig vermöbelt wurde, auch seine Mutter hätte zu leiden gehabt) und, dass sie in gewisserweise schon vor ihrer Flussfahrt eher wortkarge Typen waren.

So sind es eher die Blicke und Gesten, oder eben die zarten Andeutungen der eigenen Biographien, der Umgang mit Dritten, die ihnen auf ihrer Odyssee begenen, die vieles aussagen. Ohnedies ist eine der Stärken dieses Streifens die exzellente Kamerarbeit von Didier Frateur, die dem Kinobesucher nicht nur eine betörend schöne Fels­- und Seenland­schaft serviert. Aber ohne die beiden Hauptdarsteller würde die Geschichte, in der auch ein sich gerne herumtragen lassender Hund, die IRA und einige Paletten Bierdosen eine Rolle spielen, alleine nicht tragen. Gour­met und López verkörpern einen Transportunternehmer und einen Schriftsteller ohne jedweden Pathos, gleichwohl anrührend. So dass es am einen klitzekleinen Tick zu versöhnlichen Ende nicht mehr darauf ankommt, dass sie keinen plausiblen Grund für den mutmaßlichen Freitod des Vaters erfahren werden, und auch nicht, was für eine Rolle der Ire Sean (John Lynch) en detail in seinem Leben spielte.

 

 



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