Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

Ein Aschenbecher mit Vermarktungspotenzial

Ein durch die Luft schwebender kristallener Aschenbecher, zahllose merkwürdige Lichter, mathematische Spielereien, Gespräche über Geheimbünde – „Something in the Dirt“ ist der neue Film des Regie-Duos Justin Benson und Aaron Moorhead aus dem Bereich Indie-Science-Fiction.

Drop-Out Cinema startet “Something in the Dirt” am 28.09.2023

Vor gut zehn Jahren machten Justin Benson und Aaron Moorhead – Produktion, Buch, Regie, Kamera, Schauspiel – mit ihrem ersten gemeinsamen Film “Resolution” erstmals nachdrücklich auf sich aufmerksam. Mittlerweile – vier Filme und zwei Folgen „Moon Knight“ (Fernsehserie von Marvel 1×02 & 1×04) später – genießen sie den Ruf, ein eigenes Genre, nämlich das der  Indie-Science-Fiction nicht nur erschaffen zu haben sondern es in schöner Regelmäßigkeit intelligent-kreativ weiterzuspinnen. Dies geschieht gemeinhin mit teils sehr geringem Budget – mit ihren abstrusesten Horrorelementen und durchweg unerklärlichen Geschichten schaffen sie auch in ihrem neusten Streich „Something in the Dirt“,eine sogähnliche Atmosphäre. Namentlich geht es diesmal um zwei Männer in L.A. die mysteriösen Vorfällen nachjagen und versuchen, einen Film (sic!) darüber zu machen.

Levi (Justin Benson) ist frisch in Los Angeles, in einer Bruchbude inmitten der Hollywood Hills gelandet und zeigt sich von herumstreunenden Kojoten oder auch von durch die Hitze brennenden Wäldern recht beeindruckt. Nicht so sein neuer Nachbar, der Fotograf John (Aaron Moorhead), der schon mehrere Jahre hier wohnt, wurde offenbar erst unlängst von seinem Freund verlassen. Die Zwei kommen rasch ins Gespräch, und sitzen alsbald gemeinsam in Levis Wohnung. Während sie so über das Leben philosophieren, beginnt plötzlich ein recht schwerer Aschenbecher aus Kristall in der Luft zu schweben, begleitet von mysteriösen Lichteffekten und seltsamen Geräuschen – im Nachgang gar von einem zunächst leichten Erdbeben. Der Ex-Knacki und nun als Barmann tätige Levi und der extrem religiöse und irgendwie latent  verhaltensgestört wirkende John, der ohnedies an das nahe Ende der Welt glaubt, sind von dem Spektakel so fasziniert, dass sie beschließen eine Dokumentation über diese unerklärlichen Phänomene zu drehen, wenig unverhohlen  träumen sie davon damit ordentlich Geld zu verdienen. Sie driften schnell in Geschichten über Poltergeister und Geheimbünde, sowie mathematische und geometrische Spielereien ab, diskutieren oft über eine mögliche Lebensgefahr und noch öfter streiten sie miteinander. In jedem Fall verlieren sie im übertragenen Sinne immer mehr den Boden unter ihren Füßen.

„Something in the Dirt“ ist nichts für Menschen, die bei einer Science-Fiction-Produktion ein großes Brimborium auf der Leinwand erwarten. Der puristische Streifen hier ist nämlich bewusst  auf billig gemacht, dafür mit einer zumindest streckenweise recht witzigen Film-im-Film-im-Film-Geschichte, bei der die an Bord geholten Experten für Schnitt, Effekte und Anderes wie versehentlich in zwischen die Hauptfilmszenen geschnittenen Making-Of-Interview-Fetzen Levi und John unterstellen am Ende vielleicht Alles, aber wohl das Meiste nur erfunden und bei den eigenen Aufnahmen durchweg getrickst und gemauschelt zu haben. So oder so: Wer abstruse und unkonventionelle Geschichten abseits klassisch erzählter, teurer Produktionen über mysteriöse, scheinbar übernatürliche Dinge mag, ist bei diesem Film gut aufgehoben, obgleich wir die Umschreibung mit “Verschwörungsthriller”, die der Verleih nutzt, doch zumindest leicht aufgesetzt finden. Zumal “Something in the Dirt” glücklicherweise kein Pseudo-Found-Footage-Quatsch wie dereinst das sinnfrei gehypte Blair-Witch-Projekt ist, sondern vielmehr auch so etwas dezent persifliert.



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