Komödien in bayerischer Mundart – allen voran die Eberhofer-Krimis nach den Romanen von Rita Falk – hatten die vergangenen Jahre weit über den Weißwurstäquator hinaus großen Erfolg in Kino und TV. Verspricht dieses Phänomen bundesweit auch gute Chancen für einen Unterhaltungsstreifen mit Dialekt aus Baden-Württemberg? Viele Zuschauer für „Laible und Frisch“, ein Film in dem sich zunächst alles um eine kleine Familienbäckerei und ein Unternehmen, das Fließbandbrote herstellt, dreht?
Wer im Filmbiz nicht nur die US-Majors Warner, 20th Century Fox, Universal und Co. sondern auch ein wenig hiesige Verleiherfirmen einzuordnen weiß, somit auch die ursprüngliche Programmatik des Label “Kinostar” kennt, aber die vergangenen zwei-drei Jahre den Markt nicht minutiös bebachtet hat, wird sich wundern, wer da eine schwäbische “Komödie” ins Kino bringt. Bis vor einiger Zeit war der in Stuttgart ansässige Verleih nämlich nahezu ausnahmslos für den Filmstart von türkischen Produktionen der unterschiedlichsten Genres (darunter Highlights wie den Animationsfilm “Bad Cat” oder das hierzulande absolut zu unrecht rund gemachte “Tal der Wölfe – Irak“) sowie für Übertragungen von Bolshoi Ballett-Shows auf die große Leinwand bekannt.
Und nun also eine Komödie, die im Untertitel für Nicht-Schwaben oder wenigstens Badenser kaum aussprechbar “Do goht dr Doig” heißt, aber aus den Kinolautsprechern dann doch überwiegend verständlich oder phasenweise gar richtig hochdeutsch daherkommt. Aber leider hapert es an der Umsetzung der Story, die vom Grundgerüst durch die Hintertür gar ein galliger Abgesang auf Minder-Qualität bietende, erfolgreich Schnäppchenjäger ansprechende “Unternehmer” hätte werden können. In der Eigenwerbung liest sich die Ausgangslage nämlich wie folgt: “Traditionsbäcker Walter Laible (Winfried Wagner) kehrt verfrüht von einem Kuraufenthalt in seinen Heimatort Schafferdingen zurück. Seine Frau Marga (Ulrike Barthruff) und sein Sohn Florian (Matthias Dietrich) teilen dem Vater mit, dass sie aufgrund drückender Schulden Bäckerei und Heim verkaufen mussten – und zwar ausgerechnet an Walters größten Konkurrenten, den Industriebäcker Manfred Frisch (Simon Licht). Manfred scheint als endgültiger Sieger aus dem lang andauernden Bäckerstreit hervorzugehen…”
Doch das mit zahllosen billigen oder gar peinlichen Albernheiten und Pseudo-Sex-Witzchen übersäte Drehbuch will es, dass in der Folge Unternehmer Frisch selber hart zu kämpfen hat und in seiner Not just auf Familienmitglieder von Walter und im letzten Drittel gar auf Bäcker Laibles höchsteigene Hilfe bauen kann. Alkohol, Schwule und Pokerrunden mit üppig gebauten Geschäftsfrauen spielen dazwischen ebenso eine Rolle wie asiatische Masseurinnen, Bahn-Dokus aus Indien, Spionage-Pläne und abgebrochene Signierstunden. Aber leider kommt der geamte Film, selbst wenn man alle hellen oder hoffnungsvollen Momente aneinanderreihen würde, auf kein viertel Stündchen auch nur halbwegs solide gespielte Unterhaltungskunst. Gleichwohl ist es kein Streifen über den man sich lange ärgern muss. Aber jede Forsetzungsstory innerhalb irgendeiner alten Nonstop-Nonsens-Folge hat unter’m Strich meilenweit mehr Charme und selbst mehr von dem zu solchen Genres gern zitierten “Mutterwitz” als diese Geschichte, die nach mit einem Backwettbewerb mit einem erwartbaren Friede-Freude-Eierkuchen-Ende aufwartet. Menschen jenseits der Sechzig, die früher auch gerne – egal wie schwach ihr Verständnis für deutsche Dialekte außerhalb des eigenen Bundeslandes war – Ohnsorg-Theater oder Komödienstadel im TV glotzten, werden bestimmt mehr als zwei-drei Mal vernehmbar schmunzeln. Wer indes nur die Abgründe schwäbischer Seelen studieren will, reist lieber mal ein-zwei Tage nach Berlin und besucht den Stadtteil Prenzlauer-Berg.