Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

Liebe, Knast und große Altersunterschiede

In der Schweizer Liebeskomödie “Pause” geht es nicht nur um die Geschichte zwischen Sami und Julia nach dem bekannten sich-verlieben-sich-trennen-sich-wiederfinden-Muster, sondern auch um eine echte Freundschaft zwischen zwei Musikern, die 50 Jahre trennen. Im deutschen Film “Wanja” versucht derweil eine frisch aus dem Knast entlassene 40jährige ihr Leben inmitten von Kollegen, die ihre Kinder sein könnten, in den Griff zu bekommen.

pause_gilliéronSami (Baptiste Gilliéron) und Julia (Julia Faure) sind ein – abgesehen vom Alter – recht ungleiches Paar: er ein erfolgloser Musiker, der das Leben eher ruhig angeht, sich kaum über übliche Verhaltensmuster den Kopf zerbricht, am liebsten mit seinem rund 50 Jahre älteren Kumpel Fernand (André Wilms) im Altersheim Gitarre spielt und Wein trinkt; sie eine adrette Frau, die viel Wert auf äußere Eindrücke zu legen scheint, generell sehr ambitioniert wirkt, gerade jetzt mit dem neuen Job in einer kleinen bio-Firma. Wie fast von der ersten Minute ihrer Begegnung an zu vermuten war, ist ihre Beziehung nun nach wenigen Jahren in einer absoluten Sackgasse anbelangt: Sie will (zumindest) eine Pause – er ist darüber vollkommen verzweifelt, zumal auch seine Beziehung vor Julia scheinbar^^ wie aus dem Nichts zerbrochen war. Immerhin hat Sami ja noch seinen Musikerkollegen Fernand – und dieser geizt nicht mit gut gemeinten Ratschläge zur Rettung seiner Liebe, wenngleich der Mann im Altersheim wahrlich mehr von diversen Alkoholika denn von Frauen zu verstehen scheint…

Jede Menge Verwirrungen, unaufdringlich eingestreute Situationskomik, ein Todesfall und haufenweise ziemlich gute Countrymusik – der Film “Pause” von Mathieu Urfer ist zwar aufgrund seines Looks und Erzähltempos durchaus ein klein wenig sperrig, aber trotz vieler Vorhersehbarkeiten ein richtig hübscher, vor allem durchweg gut gespielter Film mit einer leider ziemlich billig anmutenden deutschen Synchronisation. Unbedingt, so möglich, die “OmU”-Fassung heimsuchen!

wanjaIn “Wanja” von Regisseurin Carolina Hellsgård geht es nominell um ein viel gewichtigeres Sujet – eine Frau hat sieben Jahre Gefängnis hinter sich und steht nun vor den Problemen der Resozialisierung. Wanja (Anne Ratte-Polle), eine mittlerweile 40jährige Frau, will ihr “neues” Leben ohne Fehler angehen, bekommt staatlicherseits eine extrem karge Sozialwohnung, einen Berwährungshelfer und einen Praktikumsplatz in einer Tierhandlung zugewiesen. Letzteres geht nur wenige Tage gut. Und so sucht sich die ehemalige Bankräuberin – der Film erwähnt dies nebenbei, explizite Rückblenden oder auch nur indirekt Erhellendes zu Wanjas Vergangenheit, insbesondere auch zu ihrer Zeit im Gefängnis, gibt es hier nicht – einen anderen Praktikumsplatz in einem Trabrennstall. Hier ist sie bis auf den Chef umgeben von Menschen, die gerade mal knapp halb so alt wie sie selber sind – oft wird sie fortan deswegen böse gehänselt. Aber Wanja freundet sich dennoch mit einem der Teenager an – einer 16-jährigen, die Drogenprobleme zu haben scheint. Damit kennt sich die Protagonistin gut aus: obgleich sie seit drei Jahren clean sei, ist sie behördlicherseits genötigt, eine Selbsthilfegruppe heimzusuchen. Und nun versucht sie eben ihre neue Freundin Emma (Nele Trebs) vor ähnlichen Fehlern zu bewahren. Als das nicht wirklich klappt und ihr zaghaft aufgebautes soziales Gefüge zu zerfallen droht, muss Wanja eine Entscheidung treffen…

Die Sticheleien dem System gegenüber (Themenbereiche Jobcenter, Bewährungshilfe, prekärer Arbeitsmarkt, Beschäftigungstherapien…) sind viel zu wenige und vor allem viel zu brav und oberflächlich, um die von der ersten Sekunde an viel zu reißbrettartig daherkommende Hauptstory um Wanja auch nur ansatzweise über eine wohlwollende “Vier Minus mit Tendenz zur Fünf”-Wertung zu retten. Wie bereits der – formal und inhaltlich aber noch misslungere – Streifen “Sibylle” leidet auch “Wanja” zudem an der offenbar generell nur eineinhalb verschiedene Gesichtsausdrücke zur Verfügung habenden, bei von uns daher als “weiblicher Benno Fürmann” geltenden Hauptdarstellerin Ratte-Polle, die aberwitzigerweise von manchen Kollegen gar noch über den grünen Klee gelobt wird, weil bei ihr oftmals nicht klar sei, wann man eine Rolle spielt und wann man “einfach” ist. Wir haben dann immer den Verdacht, dass jene Kritiker die letzten Jahre zuviele Reality-TV-Laiendarsteller beobachten mussten und sie daher schon zufrieden sind, wenn eine gelernte Schauspielerin wenigstens nicht noch abgehackt wie eine Bewohnerin der Augsburger Puppenkiste herumhampelt oder ausschließlich bedeutungsschwanger, entweder grenzdebil grinsend oder alternativ mit aufgerissenen Augen in die Kamera “spielt”. Immhin diese drei Punkte vermeidet Ratte-Polle durchaus zuverlässig.



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