Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

Filmkritik: Les Salaudes (Dreckskerle)

les-salaudsAls ihn die Nachricht über den Selbstmord seines Schwagers ereilt ist Kapitän Marco (Vincent Lindon) mit seinem Frachtschiff weit weg von Frankreich. Auch sonst sind es keine schönen Informationen, die er, eilig nach Paris zurückkehrt, zu Hören und Sehen bekommt: Die Schuhfirma, die er an seine Schwester und deren Mann abgetreten hat, ist bankrott gegangen und seine Nichte – eine junge Frau um die 16 – liegt mit schweren Unterleibverletzungen, was auf sexuellen Missbrauch hindeutet, teilweise durch Drogen völlig weggetreten im Krankenhaus.

Marcos Schwester Sandra (Julie Bataille) erhebt derweil schwere Vorwürfe gegen den Geschäftspartner ihres Mannes, Eduard Laporte (Michel Subor). Von Schuldgefühlen geplagt, seine viel jüngere Schwester und ihre Familie zu lange allein gelassen zu haben, will Marco sich nun rächen. Er mietet die Wohnung über Laporte, verführt dessen junge Frau Raphaëlle, um an den “Dreckskerl” heranzukommen, mehr über dessen Verbindung zum Schwager herauszufinden. Schon bald blickt der Seemann nur mehr in menschliche Abgründe – einzig: es führt auch kein Weg mehr zurück.

Auch wenn die von Vincent Lindon (Der grüne Planet, Mademoiselle Chambon) herausragend gespielte Hauptfigur – dessen Menschenkenntnisse wie auch generell seine Gefühlswelten im Lauf seiner Recherchen durcheinander geraten – im Mittelpunkt steht: Claire Denis’ düstere, nüchtern und minimalistisch erzählte Krimigeschichte “Les Salaudes” (Dreckskerle) um Wegschauen und Versagen glänzt auf allen Ebenen, hat erzählerisch wie beim Gesamtcast keinen Durchhänger. In keiner Sekunde wirkt der Film sentimental, kitschig oder unglaubwürdig. Der Knoten, der sich im Magen der Zuschauer sehr rasch bildet, löst sich nicht einmal mit dem dankenswerterweise bis zum Schluss unvorhersehbaren Ende auf.



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