Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

Der Sinn des Lebens

Mit seinem Regiedebüt (ab 11.05.2023 m Kino) versetzt Mikko Myllylahti seine Zuschauer in eine Kleinstadt im nördlichen Finnland. Die arbeitsamen und betont ruhigen Menschen scheinen durchweg glücklich. Bis zu dem Tag, als feststeht, dass die holzverarbeitende Fabrik geschlossen werden muss.

In einer frostigen und schneereichen Stadt weit im Norden verdienen die Männer ihr Geld als Holzfäller. Sie fristen mit ihren Familien ein scheinbar zufriedenes Dasein. Pepe ist einer von ihnen. Eines Tages aber macht es die Runde, dass die Fabrik von jetzt auf gleich schließen wird. Die Männer müssen sich also ganz bald eine neue Arbeit suchen – zum Beispiel fortan in der Mine malochen. Während einige alles schwarzsehen oder versuchen zu protestieren, bleibt Pepe unerschütterlich optimistisch. Skepiker könnten darin auch eine Überdosis Gleichmut vermuten. In jedem Fall bleibt der Protagonist auch dann scheinbar ungerührt, wenn sich die Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung immer öfter anfangen zu streiten; selbst als sein bester Freund jedwede Lebenslust verliert und sich die Frauen von ihren Männern entfremden. Sogar als Blut fließt, ist das für Pepe kein Grund, seinen Glauben an das Positive am Leben zu verlieren.

„Die Geschichte vom Holzfäller“ kommt aus Finnland und ist, wie viele Produktionen aus diesem Land, zumindest jenen, die seit Jahren den Weg in die deutschen Lichtspielhäuser schaffen, mit reichlich trockenem Humor und – hier mehr denn je – Surrealem gespickt. Dichter Mikko Myllylahti als Debütant für abendfüllende Filme ist somit auch in der Riege der Regisseure angekommen. Als Drehbuchautor hatte er sich ja bereits vor Jahren einen Namen bei Cineasten gemacht – durch den Plot von Juho Kuosmanens „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“ über einen Boxer, der 2016 bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem Prix Un certain regard ausgezeichnet wurde. Just den Darsteller der Hauptfigur aus jener Produktion, Jarkko Lahti, engagierte Myllylahti nun auch für die Rolle seines Pepe.

Dabei tut der im Zentrum der Geschichte stehende Holzfäller selbst gar nicht so viel. Er ist zunächst stummer Zeuge, wie sich das Gewohnte um ihn herum in Luft auflöst. In Pepes Umfeld agieren recht seltsame Charaktere, sei es ein Frisör der Frauen offenbar mehr als nur Haareschneiden bietet und seine Vertretung, ein kleines Mädchen, dass nun seinem Sohn im Kopf herumspukt oder ein vermeintlich hellseherischer Sänger mit seiner spirituellen Gefolgschaft, der ebenfalls Einfluss auf seinen Nachwuchs nimmt. Es wird nicht viel geredet, aber wenn, dann oft philosophisch tiefgründig – was das gemeine Bild vom einfachen Arbeiter gravierend unterläuft.

Er habe sich gefragt, so Myllylahti, was passieren würde, wenn man einen unschuldigen Mann einem schrecklichen Test unterzieht. Der sadistische Drang seine Hauptfigur zu quälen, um zu sehen, ob er ihn brechen könne, war Anlass das Drehbuch zu schreiben. Diese Rechnung ging in Anbetracht des fertigen Leinwandwerkes auf – für “normale” Außenstehende ist Pepes Gebaren tatsächlich nur mit starken Bauchschmerzen anzusehen. Ganz nebenbei wird hier auch neu verhandelt, was eigentlich ein Happy End einer Geschichte, in der auch Hechte und Hunde eine Rolle spielen, beziehungsweise der Sinn des Lebens ist. Herrlich schräge Bildkompositionen, einen absolut stimmigen Soundtrack und durchweg überdurchschnittliche Darstellerleistungen gibt es obendrauf.



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