Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

Matrjoschkas mit Köpfchen schlittern lassen

Unter dem Motto “kniffeln, knobeln, kombinieren” erscheinen in der logicus-Reihe von HUCH! & friends seit Jahren Titel, bei der speziell auf Einzelspieler eine Vielzahl von Herausforderungen warten. Natürlich kann man die jeweiligen Aufgaben auch mit- oder nacheinander in der Gruppe lösen. Neu am Start des Verlags: Babushka – auf einem zugefrorenen See gilt es Familienmitglieder wieder zu vereinen. Was leichter gesagt als getan ist.

Von Groß nach Klein und ineinander gesteckt, das sind die Kennzeichen der russischen Matrjoschka-Figuren, die hierzulande oft fälschlich – jenes Wort steht im Original nämlich eigentlich für Oma – Babus(c)hka genannt werden. Dass diverse Püppchen unterschiedlichsten Formats zunächst jeweils in Einzelteilen auf dem Spielbrett aufgestellt werden, ist gleichwohl erwartbar bei einem Titel diesen Namens. Für die leichteren Aufgaben sind dabei zunächst zwei Puppen (in dem Fall zwei Kinder – ein größeres Mädchen und seine eingemummte kleine Schwester), also vier Elemente platziert, bei schwereren Herausforderungen kommt ggf. noch eine dritte – eine wirkliche – “Babushka”/Großmutter dazu . Und auch der Einsatz zweier ebenfalls zum Spielmaterial zählender “Baumstümpfe” kann auf einer Rätselkarte vorgegeben sein. Höchstenfalls sind also acht Teile auf dem Feld, ehe es dann immer wieder aufs Neue ans Grübeln geht.

Einer der zentralen Kniffe: der Rand des eigentlich nur 5 mal 5 Felder messenden, quadratischen Spielplans bildet keine natürliche “Grenze”: das – wie eingangs erwähnt, will dieser neue Titel von Huch in eine russische Winterlandschaft entführen – “Schlittern” eines Matrjoschkaober- oder unterteils wird nur gestoppt, wenn die Hälfte einer Katja-, Anuschka- oder Oma-Figur an diesem klirrend kalten Wintertag auf eine andere stößt. Oder – im weiteren Aufgabenverlauf, wenn eben auch hölzerne Stumpen auf dem Spielfeld platziert wurden – ein Teil auf ein Baumhindernis trifft. Dann kann, muss aber noch nicht, ineinandergesteckt werden. So oder so aber natürlich ohnedies nur, wenn ein kleiner Unterkörper auf den nächst größeren trifft; eine “fertige”, bereits zusammengesteckte Figur in ein offenes Unterteil passt; oder der Kopf auf den entsprechenden Unterbau…

Bei vielen Aufgaben um “den Weg nach Hause” zu finden, wird es für das vom Spieler gelenkte Figuren-Trio eben sinnvoll sein, nicht gleich bei der erstbesten Gelegenheit scheinbar passende Puppenteile ineinanderzufügen: oft ist es nötig, dass man sozusagen neue Stopper-Barrieren für die nächsten Züge aufbaut. Ansonsten landet man mitunter rasch in einer Sackgasse. Wer bei einem der Rätsel aus der Feder von Inon Kohn gleich, oder mit der Zeit, gar keinen Plan mehr hat, kann auf die Rückseite der jeweiligen Aufgabenkarte spitzen, dort sind Wege zum Ziel Schritt für Schritt erläutert – ohne den Anspruch, dass es jeweils nur diese eine Lösung geben würde. Manchmal führen mehrere Wege nach Rom – aus der Kälte –

Das Spielmaterial ist bei diesem mit rund 25€ keinesfalls zu teuren Titel richtig schön geraten, die drei Matrjoshka-Figuren aus Holz sind nicht nur originell handbemalt, sondern gewähren eine tolle Haptik; der Einstieg, von Regelwerk zu sprechen wäre schon viel zu aufgeblasen, ist simpel und auch Kindern in zwei Minuten verständlich erklärbar; das Vorankommen über die vereiste Lichtung bei den insgesamt 60 verschiedenen Kniffelaufgaben so ausgedacht, dass es wirklich erst nach und nach schwer bis scheinbar unlösbar wird. Es ist also sichergestellt, dass auch ungeduldigere Spieler nicht gleich zu Beginn auf ihre Frustrationsschwelle hin ausgereizt werden, sondern – wenn es darum geht, dass “mit Köpfchen” geschoben, zusammengesetzt und ineinander verschachtelt wird – bei der Stange bleiben. Aber selbst die ersten Herausforderungen im Aufgabenrondell erfordern nicht nur von den Jüngsten – empfohlen wird  Babushka übrigens ab sechs Jahren – zunächst ein wenig Innehalten und räumliches Denken bzw. Vorausschau.

So Sie, liebe Leser, damit liebäugeln, dieses Spiel im Internet zu bestellen: Augen auf! Nicht, dass Sie versehentlich einen schon rund dreißig Jahre alten Titel ersteigern, der leidglich ein zusätzliches “c” im Namen trägt (sich also Babuschka schreibt), entfernt an Halma erinnert und von einem gewissen Al Newman vernatwortet wurde. Denn, nicht nur weil die Ravensburger-Spielfiguren im Vergleich zu den schönen Teilen hier von Huch dereinst nur aus schnödem Plastik waren: es wäre die deutlich schlechtere Wahl. Der Verlag mit dem blauen Dreieck bot bei seinem 1982 erschienenen Titel einen eher schnöden schneller-als-der-Gegenspieler-von-A-nach-B-kommen-Wettkampf. Hier nun bei “Babushka” aus dem Jahr 2017 werden Gehirnzellen wirklich zum Glühen gebracht! Bei uns in der Redaktion hat tatsächlich kein Einziger mehr als maximal (!) 2/3 aller Aufgaben ohne zumindest erste Hilfehinweise auf zielführende Schrittfolgen gestemmt. Spannend: die Probanden scheiterten an jeweils unterschiedlichen Challenges. Es ist also durchweg viel taktisches Geschick gefragt beim Figurenzusammensetzen. Und selbst, wenn man denn mal alle sechzig Aufgaben mehr oder minder selbstständig durchhat, das Spiel dann für ein paar Wochen zur Seite stellt und beim Wiedereinstieg gleich erst ab Herausforderung 15 oder höher startet, ist bei Babushka auch Langzeitspaß gewährleistet.



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