Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

Deutsch-deutsche Scheinwirklichkeiten

Währungsunion, Treuhand und eben das diesem Film den Titel gebende “Zwei zu eins” (gemeint ist der zwischenzeitliche Wechselkurs von DDR- zu BRD-Mark) sind Begriffe, die Menschen in Deutschland, egal ob sie im Osten oder Westen aufgewachsen sind, wenn sie die späten 1980er-Jahre bewusst miterlebt haben, ins Gedächtnis gebrannt sind. Natja Brunckhorsts Regiearbeit, die am 25.07. in die Kinos kommt, versetzt zurück in jene Zeit, spielt in Halberstadt, will Abenteuerfilm, Sommerkomödie, Heist-Thriller sowie Liebesgeschichte in einem sein, und erzählt einerseits über einen alten Stollen voller Geld und anderseits eine Frau zwischen zwei Männern. 

Die DDR ist noch nicht ganz Geschichte. Noch wenige Tage haben die Bürger Zeit Angespartes in die “neue” West-Währung umzutauschen. Eine der ersten Szenen des Films spielt sinnigerweise auf dem Arbeitsamt. Bei einem Gartenfest, bei dem unter anderem Maren (Sandra Hüller) und ihr Partner Robert (Max Riemelt) sowie ihr Töchterchen versammelt sind, taucht dann der etwa gleichaltrige Volker (Ronald Zehrfeld) auf – er hatte offenbar vor geraumer Zeit “rübergemacht” und Maren, die wohl schon damals eher nicht nur einem Mann gehören wollte, nicht den Hauch einer Chance gegeben mitzukommen. Nicht nur bei diesem speziellen Trio, sondern bei all den Menschen aus der Plattenbausiedlung sind unterschiedlichste Gefühle zum Greifen nah: Zwischen Aufbruchsstimmung und Neubeginn herrscht schon jetzt bei manch einem großer Frust und Skepsis. Das Trio selbst sieht in diesen Tagen wie jede Nacht schwerbeladene Lkws in Richtung eines offiziell leerstehenden, unterirdischen Lagerkomplexes außerhalb der Stadt fahren. Dort hatten sie als Kids hin und wieder gespielt.

Diese nun einsetzende zentrale Geschichte umschreibt der X-Verleih selbst wie folgt: “Eher zufällig finden sie in einem alten Schacht die Millionen der DDR, die dort eingelagert wurden, um zu verrotten. Die drei schmuggeln Rucksäcke voll Geld heraus. Gemeinsam mit ihren Freunden und Nachbarn entwickeln sie ein ausgeklügeltes System, um das inzwischen wertlose Geld in Waren zu tauschen und den anrauschenden Westlern und ihrem Kapitalismus ein Schnippchen zu schlagen. Denn wenn man jetzt ein bisschen schlau ist, kann dieser Sommer nicht nur ein großes Abenteuer, sondern auch der endgültige Wendepunkt im Leben sein.”

116 Minuten ist das Machwerk geraten, spätestens nach dem ersten Drittel, was für sich beileibe ebenfalls keine künstlerische, geschweige denn erzählerische Offenbarung ist, zieht sich das Ganze nur mehr wie ein Kaugummi. Und auch die Nebenstory  mit dem Liebesdreieck geht leider un-munter weiter. Vorhersehbar ist für beide Erzählstränge noch euphemistisch formuliert. Vor allem mag man ja sagen, das mit der (vermeintlichen) Einengung durch Monogamie-Konzepte mit oder ohne Trauschein, war im Osten alternativ der Natur des Menschen entsprechender gehandelt. Aber hier wird das Modell, dass eine Frau doch durchaus zwei Männer gleichzeitig lieben kann, und die sich dann auch recht rasch beide zusammenraufen, mit der Holzhammermethode propagiert. Eingebettet in eine Lebenswirklichkeiten im Osten völlig verklärende Sozialromantik, als ob er “kleine Mann” stets mit seinen Nachbarn an einem Strang zog, es kaum Neid dafür aber unendliche Bauernschläue gab.

Aber um fair zu sein: der Streifen hat auch einige gute, Tatsachen treffende Momente. Immer dann wenn es direkt oder indirekt um die westdeutschen politischen Strukturen geht, die das “Tafelsilber” der “DDR” förmlich verramschten bzw. es an alte Westunternehmen verschacherten. Schauspielerisch überzeugen können hier trotz zigfach erwiesener Strahlkraft aller Beteiligter in anderen Projekten bestenfalls Hüller und Peter Kurth, der als NVA-Techniker in der Einrichtung arbeitet, in der das alte DDR-Geld eigentlich verrotten sollte. Die anderen wirken wie in ein Dorftheater zwangsverfrachtet: durchweg uninspiriert, ihr Agieren ist oberflächlich durch und durch. Noch schlimmer, der Lauf der Handlung selbst: Der sozialkritische Biss der mit so einer Story möglich gewesen wäre, fehlt vollends.

 



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