Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

James Bond trifft auf Buddhismus

Sein Regiedebüt “Lunana – Das Glück liegt im Himalaya” (2019) wurde bei den 94. Academy Awards als bester internationaler Spielfilm nominiert. Und auch sein zweiter Film “The Monk and the Gun” (2023) stand auf der Shortlist, für die 96. Academy Awards. Unter dem Titel “Was will der Lama mit dem Gewehr?” kommt Pawo Choyning Dorjis Komödie über die ersten “demokratischen” Wahlen in Bhutan nun auch in Deutschland ins Kino.

Die Geschichte spielt geographisch in einem gemeinhin von Allerweltstouristen nicht sonderlich stark frequentierten Landstrich zwischen China und Indien, konkret im Himalaya – und zeitlich 2006: der König von Bhutan hat beschlossen freiwillig abzudanken, “um dem Volk die Demokratie” zu schenken, wie es in der Komödie heißt. Tatsächlich ist dieser Flecken Erde seit 2008 nur noch eine konstitutionelle Monarchie.

Es agieren hier größtenteils Laiendarsteller, sogar ein echter Lama spielt sich selbst! Die Grundgeschichte scheint simpel, doch Pawo Choyning Dorji gelingt es nicht nur unterhaltsam, sondern durchaus nachdrücklich Kapitalismus und Kriegstreiberei zu parodieren. Vordergründig geht es aber eben erst einmal darum, dass eine Staatsbedienstete (Pema Zangmo Sherpa) in Dörfer reist um der Landbevölkerung die Grundzüge einer “demokratischen Wahl” nahe zu bringen. Dafür werden zunächst Probewahlen durchgeführt, ohne echte Parteien, ohne echte potentielle Mandatsträger. Drei verschiedene Farben stehen auf dem Wahlzettel für die Übungsrunden, die eine symbolisiere “industrielle Entwicklung”, die zweite für “Freiheit und Gleichheit” und die dritte schließlich für die “Bewahrung der Werte” – dumm nur, dass als eine dieser Farben “gelb” genommen wurde und – auf den ersten Blick überraschend – bei der Testwahl weit über 90 Prozent auf sich vereint. Das Geheimnis liegt dann aber weniger im konkreten Schlagwort-Programm: Gelb war schlicht die Farbe, die die Menschen hier mit dem bisherigen Machthaber verbanden…

Die zweite Handlungsebene dreht sich um das titelgebende Gewehr, einen Städter namens Benji (Tandin Sonam), der gut Englisch spricht, Geschäfte und alles, was aus dem Westen kommt, liebt und gerade den Guide für den Amerikaner Ronald Coleman (Harry Einhorn) gibt. Dieser wiederum sucht für irgendeinen Waffennarren ein ganz besonderes, wertvolles, historisches Gewehr, findet es dank Benji denn auch, doch als er mit der vereinbarten Kaufsumme zum bisherigen Besitzer zurückkehrt, hat der die Schusswaffe an den Gesandten Tashi (Tandin Wangchuk) des eigentlich pazifistisch gesinnten Lama  (Kelsang Choejay) verschenkt…

Warum, wieso, weshalb wird letztlich schlüssig aufgelöst. Kurzweilig ist der Streifen überdies, wenngleich durchaus ausführlich und in meist ruhigen Cinemascope-Bildern erzählt – nicht ganz freiwillige Läuterungserlebnisse, nie dagewesene Streitereien innerhalb von Familien und vor allem punktuell gesetzte Kritik am globalen Führungsanspruch westlicher Weltdeutung inklusive. Ohne zu spoilern: Wir haben ja in unserer Überschrift auch etwas zu James Bond angerissen: Streifen mit 007 laufen in einem der Cafes, in denen Tashi, der Bote des buddhistische Meisters, der dringlich am liebsten gleich mehrere Gewehre möchte, gerne verweilt rauf und runter und wirken auf die ländliche Bevölkerung offenbar stark nach. In einem Land in dem das “Bruttonationalglück” (die Verpflichtung der Regierenden auf das Glück der Menschen) ebenso wie der Umweltschutz in der Verfassung.

 



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