Mohamed Kordofanis Film “Goodbye Julia” spielt in der Zeit kurz vor der Unabhängigkeit des Südsudans im Jahr 2011, also in einem geografisch und kulturell – in religiöser und finanzieller Hinsicht – gespaltenen Land. Im Grunde ist es aber auch eine universelle Geschichte: wie umgehen mit einer schweren Schuld, die man auf sich geladen hat. Wie mit der Diskrepanz zwischen Traditionen und eigenen Bedürfnissen.
Erst bekommt der Zuschauer bürgerkriegsähnliche Zustände serviert, aus dem Blickwinkel eines offensichtlich gut situierten, noch kinderlosen Paares. Das Fernsehen vermeldet den Tod des Vizepräsidenten infolge eines Hubschrauberabsturzes. Die Muslimin Mona (Eiman Yousif) in deren Haus die Geschichte startet und in die alsbald eine fremde Frau mit ihrem Sohn einziehen wird, hat ein Geheimnis vor ihrem strenggläubigen Mann Akram (Nazar Goma) – die Chance dass “sie ihm ein Kind gebärt” sind aus medizinischer Sicht äußerst gering.
Aber dass im Haus weiteres Leben einzieht hat einen gänzlich anderen Grund: die eine Protagonistin, die vor Jahren eine recht populäre Sängerin war, aber nicht nur diesen Teil ihrer Persönlichkeit für ihren Gatten aufgegeben hat, fährt durch eine absolute Unachtsamkeit ein Kind an. Da Mona in diesem Schockmoment Fahrerflucht begeht verfolgt sie ein Mann auf einem Motorrad bis nach Hause. Akram hält ihn einfach für einen “wahllos” aggressiven Rebellen der christlichen Minderheit im Land, zögert nicht, weil ja sein Haus und Hof und “Hab” (kaum anders betrachtet er seine Frau) bedroht sein könnte, und schießt den “Eindringling” über den Haufen. Die örtliche Polizei vertuscht das Ganze – die hinterbliebene Mutter, die aus dem Süden des Sudan stammende Julia (Siran Riak) und ihr fünfjähriger Sohn, tappen im Dunkeln. Mona such die Witwe ohne Wissen, die verkauft am Straßenrand irgendwelche Lebensmittel, spielt ihr vor, dass sie dringend eine Haushälterin sucht und so leben Julia und ihr Sohn fortan formal deutlich sorgenfreier, denn Mona zahlt sogar eine Privatschule für den Jungen.
Dass für den Zuschauer früh vorhersehbar ist, dass Monas Geheimnis nicht ewig eines bleiben kann, macht Letztlich nichts aus. “Goodbye Julia” geht es weniger darum Spannung zu verbreiten, als durchaus allgemeingültig über gesellschaftliche aber auch persönliche Ressentiments zu erzählen, über das Gefühl eingesperrt wie ein Singvogel im Käfig zu sein. Oder auch über staatliche Willkür und Rassismus. Das Private, mitunter gar Intime wird hier mit (gesellschafts)politischen Fragen verknüpft. Leider weiß in schauspielerischer Hinsicht im Grunde nur Eiman Yousif in der Rolle der Mona so richtig zu überzeugen. Überhaupt wird auch inhaltlich viel zu viel mit dem Holzhammer serviert und an anderen Stellen zu sehr überzeichnet. Aber trotz eigentlich zu vieler Schwächen in der B-Note ist es ein durchaus sehenswerter Film.