Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

Sex-Flashbacks mit Wüstensand

Die Ankündigung von RP Kahls neuestem Streifen, in dem er einmal mehr nicht nur für die Regie verantwortlich zeichnet, sndern unter anderem auch die männliche Hauptrolle übernommen hat, klingt viel versprechend: “Eine Reise durch ein Amerika des Jahres 2019. Ein Mann auf der Suche nach einer verlorenen Liebe. Eine Frau verloren in der Sehnsucht nach Vergeltung. Ein Land gelähmt von einer Hitzewelle und zerrissen von Misstrauen und Paranoia. Und ein 20 Jahre altes Tagebuch, das die Sehnsucht sich zu verschwenden weckt…” Ob für “A Thought of Ecstasy” ein Kinobesuch wirklich lohnt, verrät unsere nachfolgende Kurzkritik.

Durch die Hitze Kaliforniens begibt sich ein Typ auf die Suche nach einer Frau, die offenbar vor 20 Jahren seine große Liebe war – oder doch nur seine Obsession? Getrieben dazu wird er nun jedenfalls durch eine Buchveröffenlichung: Frank erkannte sich in der Hauptigur eines Romans wieder und ist sich entsprechend sicher, dass besagte sie es war, die ihre Tagebuchnotitzen für ein breites Publikum aufbereitet hat. Also muss sie noch leben.

Das folgende Spiel um Trug- und Traumbilder hätte spannend werden können, wobei bereits als zum ersten Mal die Namen der Stripperinnen “Destiny” und “Hope” auftauchen, die Hoffnung zu schwinden beginnt. Insbesondere hatten wir uns ja auf Szenen, die der Filmankündigung “Ein Land (…) zerrissen von Misstrauen und Paranoia” gerecht würden, gefreut. Doch anders als vor einigen Jahren mit “Bedways” (beiden Filmen sind jedoch Hardcore-Elemente gemein) versprüht RP Kahl in seinem so genannten Erotikthriller keinen Funken Originalität, geschweige denn, dass sein neuester Streifen auf irgendeine Art und Wiese originär wäre: vielmehr ist “A Thought of Ecstasy” trotz eines immerhin halbwegs netten Drehs in der Schlussviertelstunde und teils richtig tollen Bild-Kompositionen und einem weitgehend stimmigen Soundgewand eine zutiefst langatmige, ja gar attitüdenhafte, bedeutungsschwangere Story: den Worten eines der seltsamsten Filmkritiker des Landes zum Trotz, der das neueste Werk des Filme­machers, Schauspielers und Produzenten Rolf Peter Kahl tatsächlich ernsthaft “auf den Spuren von Lynch und Wenders” wandeln sieht. Ob’s ein Zufall ist, dass jener Rüdiger S. in den Credits von “A Thought of Ecstasy” mit Dankesworten bedacht wird?

Eine betont ruhige, gleichwohl recht sonore Off-Stimme und Roadmovie-Elemente können die Auftaktviertelstunde tatsächlich irgendwie entfernt an Wenders erinnern lassen – aber da die gefallenen Charaktere hier bei RP Kahl letzlich dem Zuschauer mehr anhand ihrer Genitalbereiche denn als vielschichtige Persönlichkeiten vorgestellt werden, verpufft spätestens auf der Hälfte der Strecke die letzte Hoffnung, dass hier irgendwann einmal eine – wie extrem auch immer stilisiert – Geschichte über verlorene Großstadtgestalten interessant werden könnte. Welche Drogen man einnehmen muss, oder alternativ: wie willfährig aus welchen Gründen man in die Tasten hauen muss, um hier aber gar noch an Lynch zu denken – es ist uns schleierhaft! Auch wenn die Landschaften, die Kahl um die Kanadierin Deborah Kara Unger („Crash“), sich und unter anderem Ava Verne sowie Lena Morris einfangen ließ, natürlich a-typisch wären. Aber es fehlt hier – mit Ausnahme der Auftritte von Unger – schauspielerisch und inszenatorisch an allen Ecken und Enden.



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