Lukas Nathraths Langfilmdebüt „Letzter Abend“ (24.08.2023) ist ein Kammerspiel, in dem Freunde, Bekannte und Unbekannte ein junges Paar verabschieden, welches unmittelbar vor dem Umzug nach Berlin steht. Eigentlich war alles minutiös geplant, doch im Verlauf von einigen Stunden steht nicht nur der gesamte Abend gewaltig auf dem Kopf.
Die Wohnung ist fast komplett in Kisten verstaut, nur das Notwenigste für die Abschiedsparty im kleinen Freundeskreis steht noch parat, und – ach ja – die Bücher sind noch zu packen. Das ist eigentlich Clemens’ (Sebastian Jakob Doppelbauer) Aufgabe, Lisa (Pauline Werner) kümmert sich um die Lasagne für die Gäste. Heute ist ihr letzter Abend in Hannover, morgen zieht das junge Paar nach Berlin, wo Lisa, eine ambitionierte angehende Assistenzärztin, in der Charité eine Anstellung bekommen hat. Clemens ist weniger erfolgreich, wenngleich ein talentierter Musiker, scheint viele Selbstzweifel zu haben, und man ahnt: er leidet an Depressionen. Statt die Bücherregale leer zu räumen, schreibt er heimlich einen Liebessong für Lisa. Die ist derweil zunehmend gestresst. Für die Lasagne fehlt das Mehl, eine dem Pärchen bis dato völlig unbekannte Nachbarin hilft aus. Doch das Essen verbrennt, die Spannung steigt, ein Lieferdienst bringt Nudeln, eine Unbekannte von der Straße bettelt um die Möglichkeit ihr Handy bei den beiden aufladen zu dürfen, Clemens ohnedies wenige Freunde können/wollen doch nicht kommen, Lisas ehemaliger Kommilitone scheint seine Hoffnungen bei ihr zu landen immer noch nicht aufgegeben zu haben, gräbt ungeniert obgleich ihr Freund mit im selben Raum ist, die Nachbarin mit dem Mehl lädt sich selbst zur “Party” ein – und in dieser Gemengelage steht der Abend noch ziemlich am Anfang…
Der 32jähriger Regisseur und Schauspieler Lukas Nathrath hat mit seinem ersten abendfüllenden Film „Letzter Abend“ viele gute Kritiken geerntet und das zu Recht: In der zusammen mit Sebastian Jakob Doppelbauer, der auch am Drehbuch mitschrieb, produzierten Abschiedsessen-Farce ist kein Wort oder keine Geste zu viel. In dem Kammerspiel, das fast wie vollständig improvisiert daherkommt, sitzt jede Pointe. Und wenn sie einem auch ab und an mal in die Magengrube haut. Lustig und traurig zugleich, zeichnet Nathrath nach, wie zerbrechlich ein freundlicher Schein sein und wie eskalierend Smalltalk enden kann, zeigt Vertreter der “Generation Y”, die mit gefühlt jedem dritten Wort von einem Fettnäpfchen ins Nächste treten. Selten hing ein Haussegen schiefer, war ein Schwager zu einem ohnedies “geprügelten Hund” fieser, Zufallsbegegnungen aggressiver als hier.
ABSOLUT SEHENSWERT!
