Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

Kurzkritik zu “Kill the Jockey”

Mit Jenna “Wednesday” Ortega hat der 1980 geborene, argentinische Regisseur Louis außer dem Nachnamen zumindest in familiärer Hinsicht Nichts gemein. Mancher kennt ihn aber vielleicht durch seinen Kriminalfilm “Der schwarze Engel” der 2018 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes lief und von seinem Heimatland als Beitrag für die darauf folgende Oscarverleihung in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film eingereicht worden war. Sein neuester Streich  “Kill the Jockey” spielt mit zahlreichen Genres.

Schon nach wenigen Filmminuten ist es absolut eindeutig: Remo Manfre­dini (Nahuel Pérez Biscayart) hat nicht “nur” ein Alkoholproblem. Der ehemalige Erfolgsjockey hat seltsame “Freunde”. Man könnte auch sagen er hat offenbar recht hohe Schulden bei der Wettmafia, zu der unter anderem ein Typ gehört, der immer irgendwie ein Baby oder ein Kleinkind im Schlepptau hat. Doch die finsteren Gestalten wollen dem Protagonisten noch eine Chance geben, lassen für ihn extra das sagenumwobene Rennpferd Mishima aus Japan einfliegen. Doch dann kommt es – dass dies für den Zuschauer vorhersehbar ist, ist ausnahmsweise nicht schlimm – zu einem folgenschweren Unfall. Auch weil sich Remo vor dem großen Rennen mal wieder kräftig “gepusht” hat. Ketamin mit Whisky ist anscheinend nicht die perfekte Formel um an alte Erfolge anzuknüpfen. 

“Kill the Jockey” mixt surreale, amouröse sowie Musical-, Thriller-, Sozialdrama- und Tragödien-Elemente, verbeugt sich vor dem spanischen und argentinischen Kino der 1960er- und 70er-Jahre und glänzt vor allem mit einer Bildsprache wie man sie hierzulande eher in nordeuropäischen, vor allem finnischen Produktionen verortet. Kein Wunder, verantwortlich für die Kamera zeichnet Timo Salminen, der schon vor 35 Jahren Aki Kaurismäkis legendären Vertragskiller in Szene rückte. Hier gibt es nun auch einige Männer die Remo nunmehr final das Lebenslicht ausblasen sollen. Abril, die Frau die von ihm ein Kind erwartet (gespielt von Úrsula Corberó) und wie auch er selbst mit Identität und Geschlechterrollen jongliert, hat Etwas dagegen. Was letztlich auch irgendwie als Abgesang auf brachiale Realitäten in Buenos Aires gelesen werden könnte, als Versuch aus Zwängen der Korruption aber auch verbreiteten gesellschaftlichen Erwartungen was und wie man zu sein hat, auszubrechen. Der Film selbst jedenfalls ist in inszenatorischer und erzählerischer Hinsicht jedenfalls ebenso unkonventionell wie sehenswert. Auch oder gerade wegen seiner in jeder Hinsicht vielfältigen und eins ums andere Mal ziemlich überraschenden Tanzsequenzen. 

 



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