„The Green Mountain“ bietet pflanzliche Alternativen zu Fleischprodukten – in diesem Jahr neu auch speziell viele vermeintlich schmackhafte Produkte für den Grillgenuss. Die Angebote, die in der Außendarstellung speziell Assoziationen zu beliebten Fleisch-Klassikern wecken, wollen Liebhaber jener medial und politisch immer häufiger gebrandmarkten Ernährungsform für die vegane Küche überzeugen.
Gehacktes, Burger, Filet, Hähnchen, Steak, Schnitzel, Wurst oder Fleischkäse – alle Produkte, die man in einer Metzgerei oder in der Fleischabteilung eines Supermarkts verortet, werden inzwischen in mindestens einer veganen Alternative dargeboten. Die meisten der Hersteller solcher Lebensmittel bedienen sich dabei der Verbrauchern wohlbekannten Namen, statt selbstbewusst neue Begrifflichkeiten zu kreieren. Die Erklärung dies gerade nicht zu tun lautet oft: wenn man schon vor der Zubereitung darauf eingestellt ist zum Beispiel ein “Steak” zu esseb, werde man tendenziell leichter auf das Original verzichten, ergo keine Massentierhaltung und kein Tiersterben für den Konsum mehr befördern. Nun, dafür müssten die Nachahmungen zuvörderst den Geschmack, aber auch Aussehen, Geruch und die Textur des Fleisches übernehmen. Denn sprichwörtlich eingefleischte Tierproduktliebhaber werden wenn es insbesondere am Geschmackserlebnis mangelt nicht wechseln. Diese Zielgruppe zu überzeugen, ist bekanntlich nicht einfach.
Genau das aber hat sich “The Green Mountain” vorgenommen und wirbt mit dem Claim “Null Fleisch. Ächt Genuss”. Die Start-Up-Idee von “Hilcona”, welche somit tragikomischerweise zum größten Schweizer Fleischverarbeiter-Konzern “Bell” gehört, richtet sich auch gezielt an Flexitarier, Menschen, die erklärtermaßen sehr offen für neue Erfahrungen sind. Die Produktpalette der Alpenländler ist ziemlich breit aufgestellt und reicht von “Schnitzel”, “Wurst”, “Kebab” über “Burger”, “Hack” gar “Tatarartiges” bis hin zu Filet oder Chunks a là Hähnchen. Einiges ist dabei mit auch bei Fleischliebhabern seit Jahrzehnten marinierten Geschmacksverstärkern gewürzt, einiges wird naturell angeboten – aber stets begleitet von Rezeptideen beziehungsweise Anleitungen zum richtigen Vorbereiten.
Unsere Redaktion hat einige dieser Plant-based-Produkte getestet und zur Beurteilung eine bunte Mischung von zehn Probanden zusammen getrommelt: vom langjährigen Veganer, überzeugten Vegetarieren, Allesessern und Flexitariern bis hin zu denjenigen, die pflanzliche Fleischalternativen bis dato zwar mal gekostet, aber null Gefallen am bisher probierten gefunden hatten. Auf dem Speiseplan des kulturkueche-Testessens standen zuvörderst Paprika “Steaks” sowie BBQ- und Teriyaki-Spieße. Alle Varianten sind in einer Pfanne innerhalb von acht bis zehn Minuten verzehrfertig zubereitbar. Das Paprika “Steak”-Produkt, mit zwei Scheiben in einer Packung à 150g angeboten, basiert auf Weizenprotein. Der Hauptbestandteil der Spieße (werden auch im 2er-Pack verkauft à 90g) ist hingegen das Sojaprotein. Ebenfalls sojabasiert sind von “The Green Mountain” schon seit einiger Zeit auch mit Paprika oder Curry gewürzte Chunks (á 180 g Packungen) erhältlich. Auch die wurden der Runde zur Blindverkostung gereicht – und kamen auch dank ihrer Würze auch bei überzeugten Fleischliebhabern stets mit mindestens 6 von 10 möglichen Wertungspunkten überdurchschnittlich gut weg. Eine Vegetariern und der einzige Veganer lobten gar mit mit einer 9 von 10.
Von den speziell für den Grill beworbenen Neuheiten schnitt bei unseren Testern geschmacklich am besten das von uns bewusst auch in der Pfanne zubereitet dargebotene Paprika-“Steak” ab. Tatsächlich 9 von 10 Juroren betonten , dass das Produkt überdurchschnittlich appetitlich aussehen würde, sieben insgesamt werteten (erfreulich/überraschend) “saftig”, drei stießen sich aber gleichzeitig daran, dass das Plant-based-Produkt eine deutlich weichere Textur, als man es von richtigem Fleisch erwarten würde, aufweist. Die fünf Tester mit genereller Fleischvorliebe konnten den Geschmack zwar nicht einordnen, waren aber insgesamt sehr angetan und nach der Lüftung des “Geheimnisses” auch von der Qualität überrascht.
Der sich ausschließlich vegan ernährende Proband und auch die beiden eingeschworenen Vegetarier, die bei der Pfannen-Zubereitung der Paprika-“Steaks” noch Bestnoten verteilt hatten, werteten bei dem selben Produkt, wenn es auf dem Holzkohlegrill zubereitet gereicht wurde, bestenfalls eine 7 von 10 – zwei Wertungen waren nurmehr eine 6 bzw 5 von 10! Alle anderen Tester gaben in diesem Durchlauf gar bestenfalls eine 5, mehrheitlich eine 3 oder darunter. Allen Teilnehmern der Verkostung war das Produkt zu trocken. Etwas, dass sich Steak schimpft, sollte schon auch für das sommerliche Outdoorvergnügen taugen. Erst recht, da auch die Paprika-“Steaks” von “The Green Mountain” explizit als neue vegane Grillköstlichkeit angepriesen wird.
In der Werbung, die unsere Redaktion überhaupt erst neugierig gemacht hatte, heißt es weiter “Damit es auf dem Grill nicht zu langweilig wird, bringt THE GREEN MOUNTAIN gleich noch zwei weitere gluschtige Produkte auf die Grillteller: die Plant-Based BBQ Spiesse und die Plant-Based Teriyaki Spiesse.” – und immerhin: beide Spießvarianten erschienen der Mehrheit indirekt gegrillt nicht zu trocken. Doch geschmacklich waren hier nicht einmal die beiden überzeugten Vegetarier übermäßig angetan – weder vom BBQ- noch vom teriyakiartig gewürzten Fleischimitat.
Von den Testern die bisher gemeinhin auf dem Grill neben Steaks, Würstchen, Grillkäse und Gemüsespießen kaum oder gar keine Alternativen “dulden”, war kein Einziger, der einen der beiden Spieße “jemals” kaufen würde. Selbst der Mensch in unserer Runde, der sich ausschließlich vegan ernährt, gab ob der künstlich und übertrieben eingesetzt wirkenden “Würze” nur eine wohlwollende 7 von 10 für die Teriyaki-Version (in der Zutatenliste des Herstellers finden sich hierfür u.a. – sic! – Knoblauch, Ingwer, Limettensaft aus Konzentrat, Speisesalz jodiert, “natürliches Aroma”, Glukosesirup, Sesamöl, Rapsöl, Maniokstärke, Sesamsamen, Gewürze, färbender Pflanzenextrakt, Xanthan, Branntweinessig, fermentierter Reisextrakt, Zitronensaftkonzentrat, Zitronenöl, Zucker sowie Reismalz) und einen Punkt weniger für’s BBQ-Produkt. Auch hierzu ein Auszug aus den offiziell angegebenen Zutaten: Wasser, Ketchup, Apfelsaftkonzentrat, Limettensaft aus Konzentrat, Apfelessig, Knoblauch, Peperoncini, Gewürze, Tomatenmarkkonzentrat, Petersilie, Speisesalz jodiert, färbender Paprikaextrakt, Rohrohrzucker, “natürliches Aroma”, Branntweinessig…
Unser Fazit: Selbst bei zwei Vegetariern und sogar bei einem Veganer können die selbst ernannten Grillköstlichkeiten von “The Green Mountain” besonders überzeugen – für die Freiluftsaison sind alle Testesser unisono nicht bereit einen kauf in Erwägung zu ziehen. Immerhin: als schnelle Zubereitung in der Pfanne würden zwei von zehn zumindest “ab und an” mit dem Kauf der Paprika-“Steaks” liebäugeln, einer werde ganz sicher demnächst zugreifen.


