Auch der jüngste Sohn ist nun flügge geworden. Mama und Papa (Karin Viard und Frank Dubosc) bringen ihn noch zum Flughafen, von wo er Richtung Tokio seinen neuen Lebensabschnitt startet. Wie es von nun an für seine Eltern weitergehen wird, darüber haben die beiden Protagonisten in “Adieu Chérie – Trennung auf Französisch” äußerst unterschiedliche Auffassungen.
Alain spielt in einem renommierten Orchester, Diane arbeitet in einem Verlag. Und nun, als auch ihr letztes Kind zuhause ausgezogen ist, könnte eigentlich eine neue, vielleicht sogar wieder romantischere, in jedem Fall stressfreiere, gleichwohl aufregende Lebensphase für Beide beginnen. Er zumindest erhofft sich augenscheinlich genau das, doch bei Diane kommt neben einer generellen “Lustlosigkeit” und Grundgereiztheit noch dazu, dass ihr ein ehemaliger Praktikant als neuer Chef vor die Nase gesetzt wird…
Wenige Filmminuten später glaubt er tatsächlich, dass sie ihm bereits betrogen hat – packt seine Koffer, aber nicht um wirklich Schluss zu machen, sondern sie zum zeitnahen innehalten und Rückbesinnen zu bewegen. Denn er liebt sie tatsächlich wie am ersten Tag, bei ihr – zu dem Zeitpunkt ist sie noch nicht wirklich fremdgegangen, hat aber um Kollegen etwas vorzugaukeln und wohl auch um sich selbst zu bestätigen einen Typen leidenschaftlich innig geküsst – scheint aber schon länger die Luft raus zu sein aus ihrer Ehe. Leider ohne dass sie ihm eine wirkliche Chance gegeben hätte, Dinge zu justieren.
Was dann in Philippe Lefebvres Regiearbeit „Adieu Chérie – Trennung auf französisch“ folgt ist mit vorhersehbar, klischeebeladen bis hin zu reißbrettartig noch viel zu höflich umschrieben. Selbsternannte Sommerkomödien müssen vom Handlungsablauf natürlich nicht wirklich tiefgründig angelegt sein, um zu gefallen. Aber soviel wie hier hingebogen wurde um das Ganze wenigstens halbwegs kurzweilig erscheinen zu lassen, hätte selbst vor 40, 50 Jahren bei jedem halbwegs auf intelligente Unterhaltung bedachten Kinogänger bestenfalls ein müdes Lächeln hervorgebracht.
Alain wird einen kleinen Auffahrunfall verursachen – da macht es nicht nur Bumms sondern auch “Boom”, und so kommt auch er zu einer (natürlich deutlich jüngeren) neuen Partnerin. Diane vögelt derweil mit besagtem Ex-Praktikanten und schreibt nicht nur in dem Verlag, wo dieser nun das wichtigste Magazin leitet, sondern auch als freie Buchautorin. Natürlich über das Leben von Frauen Ü50 – und landet damit natürlich zugleich einen Verkaufshit…
Wer öfter oder gar regelmäßig Filmkritiken bei kulturkueche.de liest, weiß, dass wir selten bis nie spoilern. Aber bei so einem hingerotzten Streifen kann man kaum anders. Und zwar, um dem geneigten Leser wirklich mit Nachdruck zu warnen, dass da nicht mehr zu erwarten ist, denn dem was wir zusammenfassen. Selbst dass die Tochter der beiden Hauptfiguren lesbisch ist und sich mit ihrer Partnerin gerade auf Nachwuchs freut, wird nur als Mittel zum Zweck in die nicht einen einzigen Spannungsmoment bietende Story eingebaut, weil es ja irgendeinen äußeren Anlass braucht, damit Alain und Diane wieder zusammenkommen. Die nie auch nur ansatzweise angerissenen geschweige denn erklärten Gründe für ihren Ausbruch aus einer Ehe, in der der Partner offenkundig treu und freundlich war, Gemütlichkeit und Sicherheit bot, sind genauso schnell verschwunden wir sie zumindest in ihrem Seelenleben aufgetaucht waren. Und Alain und Diane knutschen wie Teenager vor ihrem allerersten Mal. Und das obgleich nicht nur die gemeinsame Tochter Nachwuchs bringt, sondern auch seine Affäre mit der Unfallgegnerin ein Kind von ihm erwartet.
Ach ja, wir müssen korrigieren! Wir haben Ihnen liebe Leser natürlich doch nicht Alles verraten: Viagra, Handschellen bei Sexspielchen, trottelige Kollegen und so manches mehr haben die Filmemacher nämlich auch noch aus der Klischeekiste gezaubert. Wenn das etwas für das Sommerfeeling sein soll, sagen wir: der Herbst kann kommen!