Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

Die Spinne und der Regentropfen

In einer unscheinbaren Baumritze lebte eine kleine, fleißige Spinne. Sie war auch sehr flink und achtete Tag und Nacht darauf, dass ihr nur wenige Zentimeter entferntes, wunderschön gewebtes Netz immer heile blieb. Wenn auch nur der winzigste Faden riss, kroch sie hervor und flickte und reparierte zugleich. So blieb ihr Netz für jegliche Insekten, Fliegen oder Mücken stets undurchdringlich.

Doch eines Tages regnete es so richtig stark. Der Wind rang mit den Bäumen, selbst stärkere Äste brachen wie Streichhölzer in der Hand eines Riesen. Die Spinne verkroch sich in den hinterletzten Winkel ihrer kleinen Höhle und konnte die ganze Nacht aus Angst kaum ein Auge zumachen. Als der Wind endlich ruhiger wurde, schlief sie erschöpft ein.  Am nächsten Morgen – die Spinne rieb sich gerade den letzten Schlaf aus den Augen – schien schon wieder die Sonne. Der Wald atmete laut und fröhlich. Einige Regentropfen fielen mit klingendem Geräusch von den Ästen herunter und erschreckten manch neugierigen Hasen. Die Vögel sangen um die Wette Loblieder für die Sonne, weil diese ihre durchweichten Nester trocknete. Die Spinne räkelte sich noch mal kräftig und schaute nach ihrem Netz.

Der Wind und der Regen hatten diesem übel mitgespielt. Die Spinne wurde grimmig. Da sah sie, dass an einem ihrer Fäden ein winziger Regentropfen hing. „Das ist alles nur deine Schuld und die von deinen Brüdern und Schwestern – wegen euch ist mein schönes Netz völlig kaputtgegangen“, schimpfte sie auf das hellblaue Nass ein. Der Regentropfen lächelte nur. Das machte die Spinne noch wütender. „Ihr seid doch zu nichts nütze! Ihr macht nur nass und kaputt! Geh weg, verschwinde, ich möchte dich nicht mehr sehen!“. Die Spinne zupfte todtraurig an den Überresten ihres Netzes.  Der Regentropfen derweil begann zu tanzen und lachte fröhlich. Genau in dem Moment schaute ein verirrter Sonnenstrahl in die Baumritze hinein und brachte den nassen Gesellen in Tausenden von Farben zum Glitzern. Solch bunte und schöne Lichter hatte die Spinne noch nie in ihrem Leben gesehen. Mit offenem Mund starrte sie den Regentropfen an. Dieser tanzte schon zusammen mit dem Sonnenstrahl und die Höhe glitzerte wie Hunderte von Regenbogen zusammen.

Die Spinne verkroch sich wieder in ihre Ecke. „Oh, oh, oh“ kicherte der Regentropfen und wurde zusehends kleiner und kleiner. Und auf einmal war er weg, wie vom Erdboden verschluckt – und mit ihm verschwand auch der Sonnenstrahl. In der Baumritze wurde es richtig dunkel. Lange Zeit saß die Spinne regungslos in ihrer Ecke. Irgendwann erinnerte sie ihr knurrender Magen, dass sie seit gestern nichts mehr gegessen hatte. Lustlos machte sie sich an die Arbeit. Seit diesem Tag wartet sie nun jede wache Stunde auf den nächsten Regen.



Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *