Vom 12. – 15. Februar 2020 öffnet die Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel, BIOFACH, wieder ihre Tore in Nürnberg. Zum jährlichen Jahresauftakt der Branche werden dann 3.500 Aussteller aus circa 100 Ländern erwartet. Mit der Erweiterung um zwei Hallen stellt die nächste Ausgabe der BIOFACH Raum für noch mehr Aussteller bereit. Einer der im Mittelpunkt stehenden Trends: Bio-Wein. Der Kongressschwerpunkt „Bio wirkt!“ indes rückt generell die positiven Effekte der ökologischen Wirtschaftsweise in den Fokus.
Die NürnbergMesse verfügt über eine ausgewiesene Kompetenz im Themenfeld Bio-Lebensmittel. Auf der BIOFACH, Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel, trifft sich in Nürnberg alljährlich im Februar die internationale Branche. Das umfassende Angebot zertifizierter Bio-Produkte zeigt deren Vielfalt – von Frischeprodukten wie Molkereierzeugnisse und Käse, über Obst, Gemüse, Trockenprodukte wie Getreide- und Hülsenfrüchte, Nüsse und Süßwaren bis hin zu Getränken. Einer der absoluten Themenschwerpunkte dieses Jahr dreht sich allerdings um das Thema Wein.
Naserümpfen war angesagt oder bestenfalls ein müdes Lächeln. Bio-Weine hatten keinen guten Ruf. Vor 20 Jahren sowieso, aber auch noch vor 10 Jahren. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Namhafte Spitzen-Weingüter – zum Beispiel Clemens Busch (Mosel), Wittmann (Rheinhessen), Dr. Bürklin-Wolf (Pfalz), Peter Jakob Kühn (Rheingau), Lageder (Südtirol), die Domaine de la Romanée Conti (Burgund) und Alvaro Palacios (Priorat) – arbeiten seit geraumer Zeit biologisch oder gar biodynamisch im Weinberg sowie im Keller. Viele andere tun es ihnen nach. Seit 2013 stieg die Bio-Weinproduktion allein in den drei größten weinproduzierenden Ländern Spanien, Frankreich und Italien um mehr als 70 %. Auch der Anteil der bio-zertifizierten Rebfläche in Europa insgesamt wuchs seit 2008 um das 3,4-Fache auf 9,5 %.
Wie erklärt sich dieses Wachstum?
Zum einen, weil die Nachfrage nach Bio-Wein deutlich zunahm, weiterhin zunimmt und die Produzenten darauf reagieren. Peter Riegel, größter Bio-Händler Europas, begann vor 35 Jahren mit dem Import von Weinen von drei politisch aktiven französischen Winzern, zwei davon waren Bio-Winzer. Heute importiert und vertreibt Riegel Bio-Weine von 200 Winzern weltweit, mehrheitlich aus Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland. In den letzten Jahren konnten sie ein stetiges Wachstum zwischen 6 und 9 % verzeichnen. „Klar ist, dass im LEH und bei den Discountern der Anteil an Bio-Wein zunimmt, auf Kosten von konventionellem Wein“, sagt Riegel. Erfreut zeigt er sich darüber, dass es einen Trend bei den Endverbrauchern hin zu einer höheren Weinqualität gibt. Das heißt, Weintrinker sind inzwischen bereit, mehr Geld für eine Flasche Bio-Wein auszugeben.
Ein weiteres Argument auf Bio-Weinbau umzustellen: Die Winzer wollen ihre Gesundheit nicht länger aufs Spiel setzen. Beim Ausbringen von Pestiziden wird nämlich nicht nur Pilzkrankheiten, Beikräutern und sonstigen Lebewesen am Weinberg der Garaus gemacht. Vielen Bio-Pionieren, wie zum Beispiel Lotte Pfeffer-Müller vom VDP-Weingut Brüder Dr. Becker (Rheinhessen) ging und geht es um Umweltschutz. Doch die entscheidende Rolle bei der Umorientierung vieler Winzer auf ökologischen Weinbau spielt die verstärkte Qualitätsorientierung mit dem Ziel, bessere Weine zu produzieren. Mit diesem Ansinnen begann auch Volker Benzinger (Pfalz) 2016 mit der Umstellung auf Bio, zertifiziert vom Verband Ecovin. Einen klaren Trend hin zu Naturweinen erkennt er bei den Benelux-Ländern und Skandinavien. Über 30 % seines Umsatzes mit den ungeschwefelten Weinen macht er in diesem Markt. In Deutschland stecke die Nachfrage nach diesen „natural wines“ dagegen noch in den Kinderschuhen. Die Deutschen seien sehr preissensibel und weniger bereit, die höheren Preise für Naturweine zu bezahlen, meint Benzinger, sieht hier aber Entwicklungspotential.
Der Kongressschwerpunkt „Bio wirkt!“
Auf der BIOFACH versammeln sich einmal jährlich Vertreter des gesamten internationalen Bio-Sektors. Die Gründe sind zahlreich. Sie können sich mit Branchen-Akteuren aus mehr als 140 Ländern der Erde im persönlichen Gespräch austauschen und entdecken neue Märkte. Sie diskutieren Trends und Entwicklungen der Bio-Branche, lassen sich mit allen fünf Sinnen überraschen – nicht nur am Neuheitenstand, den Gemeinschaftsständen für junge Innovative und in den Verkostungsbereichen der Erlebniswelten OLIVENÖL, WEIN und VEGAN. Besucher der BIOFACH werfen einen Blick in die Zukunft der Bio-Branche – unter anderem beim größten internationalen Bio-Kongress, der fester Bestandteil der Weltleitmesse ist – und ergreifen die Möglichkeit zur Mitgestaltung heutiger und zukünftiger Branchen-Politik. Die BIOFACH ist allerdings ausschließlich Fachbesuchern vorbehalten!
Der BIOFACH Kongress findet parallel zur Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel statt und wird das Thema des Kongressschwerpunktes „Bio wirkt!“ in zahlreichen Einzelveranstaltungen aufgreifen. Mit über 9.000 Teilnehmern und Mitdiskutanten ist er die größte internationale Wissens- und Networking-Plattform der Branche.
Bio bietet heute schon Lösungen für zentrale Herausforderungen der Zukunft. Erst kürzlich hat das staatliche Thünen-Institut in Deutschland das belegt und kommt in der weltweit größten Überblicks-Studie zu diesen Ergebnissen: Bio-Landbau schützt Wasser; hält den Boden fruchtbar und baut neuen fruchtbaren Boden auf; fördert Artenvielfalt; unterstützt den Kampf gegen den Klimawandel; schützt die Gesundheit – und schlussendlich schafft Bio-Landbau Einkommen für ganze Familien: Bio-Landbau bietet Menschen in ländlichen Gebieten eine zuverlässige Einnahmequelle. Dies trägt dazu bei, den ländlichen Raum zu stärken und stoppt Landflucht. So spielt die Öko-Landwirtschaft eine zentrale Rolle bei einer nachhaltigen Entwicklung.
Damit das Thema nachhaltig voran getrieben werden kann stehen beim BIOFACH Kongress 2020 unter anderem folgende Zukunftsfragen im Blickpunkt: Wie kann die Politik den Agrar- und Ernährungswandel fördern, welche politischen und Kommunikations-Strategien sind die Besten? Wie lassen sich Ökologie und Ökonomie nachhaltig miteinander verbinden? Wie profitieren zum Beispiel ärmere Regionen vom Bio-Landbau?