Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

Der Freund, der nicht in die Schule darf

Das Kindergedicht “Dikkertje Dap” von Annie MG Schmidt aus dem Jahr 1950 über einen Jungen, dessen bester Kumpel ein sprechendes Tier ist, kennen in Deutschland zumindest eifrige Fans des Barden Herman van Veen. Der hat die Geschichte vor knapp dreißig Jahren nämlich liebevoll vertont. Nun hat die Niederländerin Barbara Bredero mit „Mein Freund, die Giraffe“ eine Leinwandadaption des Gedichts als abendfüllenden Spielfilm geschaffen.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen der vierjährige (!) Dominik (Liam de Vries) und sein Freund Raff. Da es der Filmtitel und auch das von uns zur Illustration dieser Kurzkritik ausgewählte Bild bereits verraten, müssen wir auch nicht mehr groß drumherum reden: Letztgenannter ist eine vermeintlich sprechende Giraffe, die am selben Tag geboren wurde, wie der Dreikäsehoch mit zwei Beinen, der in diesem Film aus Anlass seines Geburtstags (in den Niederlanden beginnt der Ernst des Lebens deutlich früher als in der BRD) gerade vor seiner Einschulung steht. Bisher konnte Dominik viel Zeit im Zoo bei seinem hochgewachsenen Kumpel verbringen – dass dieses unbeschwerte Leben nun vorbei sein soll, dämmert den Beiden erst langsam. Zunächst sind sie nämlich noch der festen Überzeugung, dass sie gemeinsam die Schulbank drücken können. Bis zu dem – bei einem Kinderfilm ist dieser Hinweis natürlich kein Spoileralarm – erwartbaren Happy End wird der Junge mit Yous einen Schulfreund dazu gewinnen, der ihm klar zu machen evrsucht, dass Tiere gar nicht reden können. Und auch Dominiks Großvater (Martijn Fischer), sinnigerweise ein Tierpfleger in besagtem Zoo, hat eine zentrale Rolle – spätestens ab dem Moment als er sich in seines Enkels Lehrerin (Dolores Leeuwin) verknallt…

Der unaufgeregt inszenierte Film über Freundschaft und Zusammenhalt krankt – so wie er hierzulande ins Kino kommt – ganz besonders an der Synchro. Dass die tierische Hauptfigur (im übrigen nicht computeranimiert, sondern schlicht ein Stofftier im XXXX-Spezialformat) in der Verleihfassung für den deutschen Markt von Tobias Krell aus “Checker Tobi” gesprochen wird, passt hier überhaupt nicht. Die Giraffe wirkt, wenn sie Text hat, stets wie eine Karikatur. Oder noch schlimmer: unfreiwillig komisch. Aber auch “Dominiks” Leinwand-Eltern (Medi Broekman und Egbert Jan Weeber), die auch im Original ohnedies ein wenig an die Steifigkeit der “Maitlands” nach ihrem Autounfall in dem 1980er Streifen “Beetlejuice” erinnern, kommen im Original weitaus stimmiger daher, als in der deutschen Sprachfassung. Alles in allem ist “Mein Freund, die Giraffe” aber ein kleiner sympathischer Film, der die traumgleiche Vermischung von Realität und magischen Elementen aus den Texten von Annie MG Schmidt zumindest ansatzweise auf die Leinwand zaubert. Wenn man indes Streifen wie dem wunderbaren Kinderfilm Quatsch kennt, sind die Erwartungen an eine aktuelle Kinoproduktion allerdings seit einigen Jahren etwas höher. Was jedoch die Stärke der “Dikkertje Dap”-Verfilmung ist: wenn nicht die Avancen des Opas kurzzeitig in den Mittelpunkt rücken, wird die Geschichte tatsächlich sehr stimmig und explizit sprichwörtlich aus der Perspektive eines Kindes erzählt. Insbesondere in den Szenen, in denen Dominik sich erstmals in der Schule, einer gänzlich neuen Umgebung, behaupten muss, entstehen so gar einige überdurchschnittliche Momente.

 



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