Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

Der Beziehungskiller

Will hat einen richtig heftigen Tag erwischt: mitten am helllichten Tag an einer belebten Tankstelle verschwindet seine Frau  spurlos, die Polizei verdächtigt ihn, er hat derweil eine Spur, verfolgt diese, fährt, läuft, schlägt, schießt… – der Actionfilm „Chase – Nichts hält ihn auf“ startet am 15. September im Kino.

In der Anfangssequenz würgt ein Polizist (Russell Hornsby) im Auto einen zusammengeschlagenen Mann, um ein Geständnis heraus zu pressen: Die Frau, die gesucht wird, sei „mausetot“. Mit diesem „Spoiler“ beginnt die tatsächliche Handlung, die einige Stunden vorher ihren Lauf nimmt: Will (Gerard Butler) und seine Frau Lisa (Jaimie Alexander) haben eine Ehekrise. Sie will Abstand und die beiden sind auf dem Weg zu Lisas Eltern, wo sie die Bedenkzeit, ob und wie es mit den Beiden weitergehen kann, verbringen will. Als Will kurz vor dem Ziel zum Tanken anhält und Lisa sich ein Getränk holen will, kommt sie plötzlich nicht mehr zurück. Will vermutet schon nach wenigen Minuten – der erste Schwachpunkt des Films: denn ohne das Zuschauerwissen, dass die kommenden Stunden wohl so Einiges an Thrill bereit halten werden eher unverständlich, also dramaturgisch hingeschludert – das Schlimmste. Er sucht das gesamte Areal der Tankstelle ab, alarmiert, nachdem auch der Mann an der Kasse vermeintlich nichts weiß, zügig die Polizei und auch seine Schwiegereltern. Dabei gerät er selbst unter Verdacht und beginnt auf eigene Faust die Verschwundene zu suchen. Eine erste Spur bekommt er mit den Überwachungsaufnahmen, auf denen ein Mann zu sehen ist, der seine Frau anspricht. Lisas Eltern können den Typ identifizieren und geben Will den Tipp, wo er sein könnte. Ab dann steht das Brecheisen, mit dem Will sich bewaffnet, sinnbildlich für den ganzen Film.

Etwas ältere Zuschauer erinnern sich vielleicht an den preisgekrönten Thriller „Spurlos verschwunden“ (1988) des Niederländers George Sluizer. Einige Jahre später drehte der selbe Regisseur das abgeschwächte Remake „Spurlos“ für den US-Markt mit Jeff Bridges, Kiefer Sutherland und Sandra Bullock. In beiden Produktionen hält ein Pärchen, das sich vorher  gestritten hat, an einer Tankstelle, die Frau verschwindet, der Mann sucht. Was aber bei Sluizer folgt, ist eine fesselnde Geschichte unter anderem zum Thema das Böse im Menschen. 2022 in „Chase – Nichts hält ihn auf“, bedient der Regisseur Brian Goodman zwar die Spurlos-Plotidee, verwandelt seinen Film aber in einen uninspirierten, zu viel Testosteron ausschwitzenden Streifen.

Es scheint, als traue der Regisseur der Wirkung seiner Geschichte nicht, und möchte mit der Anfangssequenz gleich dramatisieren. Sein Trick hilft aber letztlich nicht. Der gesamte Film ist total vorhersehbar und dementsprechend langweilig. Irgendwann beginnt man als Zuschauer zu hoffen, dass am Ende des Tages die Frau wirklich tot ist, um doch etwas Spannung zu haben. Angeblich soll Gerald Butler seinen Teil an Dialogen improvisiert haben, während die anderen  Darsteller vorgegebene Texte hatten. Ohne dem Schauspieler zu nahe treten zu wollen: ist es schon bemerkenswert, wie einfallslos die Vorlage gewesen sein soll, wenn man sich auch das Ergebnis dieses Kunstgriffs vor Augen führt.



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