Kunststudentin Sarah muss auf direktem Wege in Quarantäne und kommt damit früher als geplant nach Hause: Dort erwischt sie ihren Freund in flagranti mit einer anderen Frau. Im Grunde dreht sich Anna Unterwegers (Jahrgang 1991) Langfilm-Debut “Broke. Alone. A Kinky Love Story”, der von Kritiker-Kollegen nahezu durchgängig als irgendetwas zwischen “Sex-Komödie” und Romanze beschrieben wird, fast alles um das Thema Geld. Und um eine Schwärmerei, die offenbar schon in Kindheitstagen begann.
Der Situation in ihrem eigenen Bett gewahr geworden greift Sarah direkt zur Waffe. Fast 5 Minuten nimmt ihr folgendes Gewüte mittels Paintball-Attacke und der Flucht der beiden vor wenigen Sekunden noch lautstark Kopulierenden ein. Im Drehbuch mag sich das nach einer ganz besonders lustigen Idee angefühlt haben, in der filmischen Umsetzung wirkt es leider nur vollkommen billig, auch weil alle drei Akteure schlichtweg weder glaubhaft noch – wäre ja auch eine Art einer Inszenierung gewesen – überzeichnet drauf zu haben scheinen. So muss ein Treffer in seine Weichteile die Ernsthaftigkeit des sehr rasch getroffenen Entschlusses der Kunststudentin untermauern: Sarah will Jonas garantiert nie wieder sehen, da hilft sein kleinlautes, es sei ja aber irgendwie ihre gemeinsame Wohnung, nicht mehr weiter.
Eine Sequenz später darf sich die gerade ein Jahr älter gewordene Hauptfigur über das nicht minder aufgesetzt vorgetragene “Kompliment” ihrer mutmaßlich besten Freundin freuen, dass sie auf diese spezielle Art den Kerl mit mächtig Karacho vor die Tür zu setzen, “alle Seitensprünge dieser Welt gerächt” hätte. Und schon folgt eine mittels auch irgendwie nicht mehr frisch wirkender Splitscreen-Erzählung , die dem Zuschauer im Folgenden immer wieder begegnen wird, auch wenn Sarah mit ihrer Vermieterfirma oder dem Vater telefoniert, eine “face-time” celebration-session, denn die eine steckt ja nun in Quarantäne und daher können sich die Besties gerade nicht im realen Leben zusammensetzen. Trotzdem wird bei dieser unwirklichen Geburtstagsfeier weder mit Alkohol noch mit “Weisheiten” a la die Protagonistin verliebe sich “aber auch immer in den Falschen” gegeizt…
Spätestens in diesen Filmminuten schwant dem Zuschauer, dass er von der Sarah-Darstellerin Nora Islei zumindest in dieser Produktion nicht viel zu erwarten haben wird, außer dass sie mutmaßlich noch viele unnötige Male ihre Brüste in die Kamera halten wird. Denn, das offenbart sie ihrer Freundin, weil sie weder ihrem vermeintlich sturen Vater noch offensiver um Geld anbetteln will, noch weiter Hoffnung verschwenden möchte, dass zufällig jemand eines ihrer Bilder kauft, wird sie sich schon morgen als Cam-Girl versuchen. Der inhaltliche Hintergrund, während beliebig bis nervig klingende Musikteppiche in den Vordergrund treten: die junge Frau muss dringend ein paar tausend Euro ranschaffen. Ihr – nun ex- Freund hat offenbar über Monate Mietzahlungen und auch die in der Folge eingehenden Mahnungen unterschlagen. 14 Tage Galgenfrist hat die vermietende Immobilienfirma nun ausgerufen.
Die auch hier erfinderisch machende Not ist – zumindest ehe es ins Cam-Business geht – für ein paar wenige Minuten unterhaltsam inszeniert. Leider folgt danach eine Anreihung von Klischees, wie man sie nicht mal im klamaukigsten Dorftheater der 1980er Jahre befürchten musste. Vom Sexchat aufsuchenden, stark behaarten “Jungmann” der bei Omi wohnt, die auch immer wieder ins Bild läuft, und diversen anderen Charakteren, die die Frau in Finanznöten buchen bis hin zu einer schnoddrigen Obdachlosen, die aber dann vermeintlich die besten Beziehungstipps für Sarahs Kindheitsliebe hat und Sarahs Vater, der dessen Penis noch vor Sarah zu Gesicht bekommen soll und von Beruf Psychologe ist. Überdies ist die immerhin nur gut 90-minütige Geschichte in nahezu jedem Detail vorhersehbar und zu allem Übel kaugummiartig runtergenudelt. Die Werbetrommel zum Film hätte Warnung sein können: “das vermutlich ungewöhnlichste und witzigste Camgirl, das die Kinoleinwand je gesehen hat.” würde Unterweger hier inszenieren. Doch auch hier wieder kein Fisch, kein Fleisch. Alle theoretischen Möglichkeiten Sarahs neuen Nebenerwerb zu erzählen bleiben ungenutzt, Weder ist irgendetwas am Inhalt ernstlich tabubrechend noch auch nur den Hauch gesellschaftskritisch oder gar hinterfragend, ob auch virtueller käuflicher Sex nicht immer ganz so locker flockig für die Dienste anbietenden sein könnte.