In „Salamandra“ (Kinostart 27.Juli 2023) verliebt sich eine Frau mittleren Alters in einem für sie fremden Land in einen etwa halb so jungen Mann, dessen Sprache sie kaum spricht und versteht. In Alex Carvalhos Film geht es außer um Liebe und Sex auch um vermeintliches Ausnutzen und letztlich um Erneuerung.
Laut der Mythologie stirbt ein Salamander nicht, wenn man ihn ins Feuer wirft. Im Gegenteil, er zieht daraus sogar noch zusätzliches Leben und Kraft, kommt quasi unversehrt und rein aus der Brandgefahrsituation. Dieses Bild sollte der Zuschauer von Alex Carvalhos „Salamandra“ im Hinterkopf behalten. Der 50jährige Brasilianer hat bisher unter anderem für die BBC, für Netflix, Amnesty International, U2 oder Brian Eno gearbeitet. Nun gibt er sein Debüt als Regisseur für Kinoproduktionen. Als Grundlage zu seinem Film nahm er den gleichnamigen Roman des französischen Schriftstellers und Diplomaten Jean-Christophe Rufin.
Es geht um die gut vierzigjährige Französin Catherine (Marina Foïs, u.a. „Polizei“), die sich wie der Zuschauer aus ersten Gesprächsfetzen erfährt, offenbar viele Jahre alleine um ihren kranken Vater gekümmert hat und nun nach seinem Tod ihre Schwester in Brasilien besucht. Man darf also davon ausgehen, ihre eigenen Bedürfnisse standen bis dahin selten im Mittelpunkt. Der Kontakt mit der Schwester und deren Mann ist auch ziemlich distanziert und zögerlich. Gleichwohl scheint sie darauf eingerichtet länger bei diesem Paar zu wohnen – in einem Appartement, das einen wunderbaren Blick auf den Strand bietet. An selbigem lernt die Kettenraucherin alsbald Gilberto (Maicon Rodrigues), genannt Gil, einen recht jungen Einheimischen kennen, der mit der weißen “Gringa” direkt zu flirten beginnt. Und Catherine ist tatsächlich direkt bereit eine leidenschaftliche Affäre mit ihm zu starten, lernt sogar langsam Portugiesisch, um ihn zu verstehen, zieht bei der Schwester aus, da diese die Beziehung nicht nachvollziehen kann, mietet sich mit Gil ein Häuschen in Recife, wo das Liebespaar fortan zusammen wohnt. Auch hier wieder mit verführerischem Meeresrauschen im Hintergrund. Doch was romantisch anfängt, muss nicht zwangsläufig auch romantisch enden, und so sammeln sich langsam dunkle Wolken um das junge Glück…
Streckenweise sehr langatmig erzählt beziehungsweise mit zeitlich zu ausufernden Szenen in denen geraucht, gefickt oder an Gils Plan gewerkelt wird mit ihrer Hilfe eine eigene Strandbar zu eröffnen, wirkt „Salamandra“ spätestens nach dem ersten Drittel recht ermüdend. Das ist schade, denn das Grundkonstrukt um eine anfangs sehr wortkarge und zurückhaltende Frau, die im Verlauf der Entwicklungen immer selbstbewusster wird und somit manche Vorurteile “westlicher” Sichtweise unterläuft, nicht nur das vermeintlich typische „Sugar-Mommy“-Model spiegelt, hätte an sich schon spannend sein können. Immerhin: Leinwanddebütant Maicon Rodrigues zeichnet seinen leichtfüßig agierenden jungen Mann aus ärmeren Verhältnissen und mit großen Träumen mit einer stimmigen Aura.