In Nürnberg fand vergangenen Dienstag sozusagen als Messe vor der Messe die sogenannte Neuheitenschau statt – Aussteller, die sich eine besondere Presseaufmerksamkeit sichern wollen, präsentieren hier am Tag vor der eigentlichen Spielwarenmesse (noch bis 01.02. – Zugang nur für Fachbesucher) vermeintliche Innovationen für Kinder, Jugendliche und im Herzen jung gebliebene Erwachsene.
Mit dem Begriff Neuheit darf man es auf dieser Sonderveranstaltung traditionell nicht so genau nehmen, und so waren wirkliche Innovationen leider sehr rar gesät. Eine, die auf den ersten Blick unscheinbar daherkommt und ihren Reiz nicht jetzt in der kalten Jahreszeit, sondern erst wenn die Outdoor-Saison wieder beginnt, entfalten wird, beweist einerseits, dass Originelles nicht teuer sein muss, und andererseits, dass manche Spielideen Generationen überdauern können: in weniger als 60 Sekunden sind 100 Wasserbomben auf einen Streich gefüllt und automatisch (!) wurffertig verschlossen. Da ein (Bewegt)Bild bekanntlich oft mehr als tausend Worte sagt, stellen wir dies kleine Highlight namens Bunch O Balloons (von ZURU – Distribution in Deutschland: Splash Toys) hier auch direkt im Video vor:
Im Mittelpunkt der Presseneuheitenschau standen ansonsten neben einem waghalsigen Fortbewegungsspaß, dem “Self-balancing Scooter” eBall; wenigen viel versprechenden Spielereien aus der Welt der Computer (vom Tinkerbots Robotic Baukasten-Angebot wird man sicher noch Einiges hören; ebenso von Roboter-Haustieren wie CHIP aus dem Hause WooWee) und der “PreSchool” (tonies, ein neues Hörerlebnis für Kids: MP3-Technik in einem bunten Würfel, die mittels bliebter Spielfiguren bedient wird) sowie gemeinhin wenig spannenden “Lizenzthemen”, etwa zu Star Wars oder dem voraussichtlich im Spätsommer hierzulande startenden Nachfolgefilms zum Clownfisch Nemo (“Findet Dorie”, dem Vernehmen nach im Synchron mit der unseres Erachtens ohnedies nervtötenden Stimme von Anke Engelke), dieses Jahr auffallend viele Bastel- und Kochthemen.
Aus diesem Segment stößt unseres Erachtens die sogenannte Becherküche ganz besonders positiv heraus: Statt umständlich mit Messbechern Gramm und Mililiterangaben umzusetzen, gibt man nun bereits Nachwuchsbäckern ab vier Jahren einfachstes “Werkzeug” an die Hand – eine Kombination von speziellen Rezeptbüchern mit übersichtlichen Bild-für-Bild-Anleitungen und Sets mit unterschiedlich großen sowie farbigen Bechern ist das Bereiten von leckeren Kuchen tatsächlich kein Hexenwerk mehr – sondern gelingt sprichwörtlich spielerisch.
Weniger erfreulich: die Auftritte von Carrera, Ravensburger und Fischer-Technik. Der “Rennbahn”-Spezialist schickt Super Mario als Drohne (!) an den Start; der Spieleverlag mit dem Erkennungszeichen der blauen Ecke präsentierte aus seiner tiptoi-Spielwelt eine extrem biedere, was die “Ansagen” angeht nicht minder klischeebeladene “interaktive Polizeitstation” (sicher ein Must-have für die gruseligen “besorgten” Bürger, wobei wir eher Angst um die Kleinkinder am Stand hatten, die von den für die bedeutungsschwangeren Präsentationen aufegafahrenen “Ordnungshütern” unentwegt vollgeschwallt wurden) an den Start und der für Konstruktions-Baukastensysteme bekannte Hersteller zeigte einen wohl noch nicht so ganz ausgereiften 3D-Drucker, der trotzdem stolze 700 Euro kosten soll: obwohl natürlich nicht jederman so einfach an dem rund teuren Teil herumexperimentieren durfte, war es im Lauf der ohnedies nur wenige Stunden dauernden Veranstaltung öfter komplett out-of-function, was die Standbetreiber mehr schlecht als recht zu überspielen versuchten.