Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

Gefangen zwischen Tradition und wirtschaftlicher Not

In seinem Debütfilm „Moneyboys“ thematisiert der österreichische Regisseur C.B. Yi das Leben junger chinesischer Männer, die ihre Familien mittels Prostitution finanziell unterstützen. Obwohl ihr Geld willkommen ist, werden sie selbst nachdrücklich geächtet. Nach der Premiere in Cannes vor einem Jahr wurde der Film in diesem Januar mit dem Max Ophüls Preis ausgezeichnet. Nun startet er in Deutschland auch im Kino. 

Acht Jahre lang habe C.B. Yi an seinem ersten Langfilm gearbeitet. Während seines Austauschjahres an der Filmakademie in Peking wurde er darauf aufmerksam, dass sich auch dort zahllose Männer prostituieren. Später fand er ein Buch mit Interviews von über 2000 jungen Sexarbeitern, die Stoff für seine Charaktere lieferten. Sexarbeit ist in China zwar nicht verboten, aber tabuisiert – mit oft unangenehmen Folgen für die Betroffenen. Gedreht wurde in Taiwan.

Es ist die Geschichte eines jungen Mannes namens Fei (Kai Ko) aus der Provinz, der in eine Großstadt zieht, um dort mit Sex Geld zu verdienen. Die Mutter ist krank, die Familie braucht finanzielle Unterstützung. Feis Geld ist willkommen, die Art und Weise, wie er es verdient, allerdings nicht. Nur seine Schwester hält zu ihm. Außerdem ist er als illegaler Prostituierter auf Gedeih und Verderb seinen Kunden angewiesen. Er findet zwar schnell einen echten aufrichtigen Kumpel und verliebt sich in ihm. Aber als ihn dieser rächen will, nachdem ein Freier dem Jungen aus dem Dorf übelst mitgespielt hat, eskaliert die Lage und Fei flieht vor Angst vor der Polizei. Nach einigen Jahren trifft er auf den jungen Long, dieser könnte sein Neuanfang für ein normales Leben werden…

„Moneyboys“ zeigt die Zerrissenheit seiner Hauptfiguren zwischen der Tradition – eine “klassische” Familiengründung mit Frau und Kind – und der Homosexualität sowie der Prostitution, aber auch allgemein ganz unabhängig von homosexueller Thematik den freien anonymen ungezwungenen Lebensalltag in einer Großstadt im Gegensatz zum Leben in der noch stärkerer sozialer Kontrolle unterliegenden Provinz. Der Regisseur politisiert nicht und will trotz Tragik in vielen Situationen kein Mitleid für seine Charaktere. Sein Film ist in schönen Bildern und Einstellungen erzählt, allerdings sind manche Szenen zu langatmig geraten, wie zum Beispiel die Scheinhochzeit eines Sexarbeiters mit einer Frau, so dass der sonst schon betont ruhige Erzählton eine Spur zu bedeutungsschwanger wird. In jedem Fall ist es eine Produktion die auf der großen Leinwand trägt, und keinesfalls nur für ein primär an “queeren” Stoffen interessiertes Publikum, sondern durchaus für den weltoffenen Arthouse-Fan reizvoll sein könnte.



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