Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

Grenzen in Frage stellen

Eine Frau findet eine Stelle als Putzfrau in einer Pariser Kunstakademie. Umgeben von freigeistigen Studenten und durch intensive Begegnungen mit dem Hausmeister entdeckt sie ganz neue Seiten an sich. „Maria träumt – oder: Die Kunst des Neuanfangs“ (im Verleih von Atlas Film) kommt am 19.01. ins Kino.  

Nachdem die alte Dame, bei der sie bisher immer putzte und im Haushalt half, verstorben ist, muss Maria sich um eine neue Stelle umsehen. Diese findet sie alsbald in der Pariser Académie des Beaux-Arts, darf nach dem Vorstellungsgespräch zugleich loslegen. Und ebenfalls bereits am ersten Tag passiert ihr ein Malheur, als sie ein ausgelaufen scheinendes Butterfässchen wegräumt. Dieses entpuppt sich jedoch als Teil eines Kunstwerks, und nur durch das Eingreifen des fülligen Hausmeisters Hubert ist dieser Teil der Ausstellung – der vielleicht vordergründig an Joseph Beuys erinnern soll – und vor allem Marias neuer Arbeitsplatz gerettet. Aber auch ohne die gute Seele des Hauses: Maria fühlt sich wohl in der Kunstakademie, gewöhnt sich rasch an das kreative Chaos, freundet sich besonders mit einer jungen Studentin an, deren Weltoffenheit sie für sich einnimmt.

Doch wenn sie täglich von getaner Arbeit nach Hause zurückkehrt erwartet Maria pure Langeweile – ihre Beziehung mit Otario plätschert offenbar schon lange nur noch vor sich hin. Ein Privatleben ohne Inspiration oder Leidenschaft. Die gemeinsame Tochter hatte, so erfährt es der Zuschauer alsbald, den besten Freund ihres Vaters geheiratet, und so hat Marias Mann mit dem eigenem Kind gebrochen. Maria wagt es kaum, die Beziehung zur Tochter alleine aufrechtzuerhalten, braucht immer einen Vorwand um diese in ihrer Apotheke zu besuchen. Dazu kommt: die Geschichten von ihrer neuen Arbeitsstelle interessieren ihren Mann nicht, er weiß nicht einmal, dass Maria Gedichte schreibt. Und obwohl sie in Hubert einen Menschen auf gleicher Wellenlänge findet, kann sie sich nicht vorstellen, ihre Ehe aufzugeben…

„Maria träumt – oder: Die Kunst des Neuanfangs“ ist eine liebevoll erzählte französische Feelgood-Komödie von Lauriane Escaffre und Yvonnick Muller, gleichzeitig deren Langfilmdebüt. Getragen ist der Film in dem unter anderem auch ein riesiges Poster mit einer romantischen Landschaft sowie ein liebevoll renovierter Fiat 500 eine Hauptrolle spielen sollen von einer absolut stimmigen Kameraarbeit und einem wunderbaren Darstellerensemble: Karin Viard (u.a „Verstehen Sie die Béliers?“) spielt die Putzfrau, die von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt, ehe sie zusehends in der Akademie aufblüht. Hubert wird von Grégory Gadebois (u.a. „À la Carte! – Freiheit geht durch den Magen“) verkörpert. Sein Hausmeister, ein Elvis Presley-Fan, kennt jeden auch noch so versteckten Winkel im Refugium der angehenden Künstler, ist für viele der Studenten oftmals ein sprichwörtlicher Rettungsanker. Philippe Uchans (u.a. „Call my Agent“) Otario nimmt die langjährige Ehe als selbstverständlich, überrascht Maria dann doch.

Charmante Dialoge und passendes Setting an der Pariser Académie des Beaux-Arts machen den Filmabend mit „Maria träumt“ zu einem nicht nur kurzweiligen, sondern betont charmanten, rundum schönen Zeitvertreib. In dem lebensbejahenden Streifen gibt es auch viele kleinere und größere Seitenhiebe auf den sich ja im realen leben tatsächlich gerne selbst überschätzenden Kunstbetrieb. Szenen in denen “Maria”, eine Frau Ende 40, als Aktmodell posiert oder verschiedenförmige Vulven-Abdrücke von unbekannten Frauen zu einem Mobile verarbeitet werden müssen, fallen dabei aber eher in eine andere Kategorie. Die Produktion ist also keineswegs eine, die sich in Stereotypen verfängt, sondern zwischen den Zeilen auch ein Interesse an abstrakter oder plastischer und moderner Kunst wecken könnte.

Deutschlandpremiere war übrigens auf den 56. Hofer Filmtagen und auf den 39. Französischen Filmtagen Tübingen | Stuttgart wurde der Streifen mit dem Publikumspreis sowie dem Verleihförderpreis ausgezeichnet.

 

 

 



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