Eine französische Schriftstellerin folgt der Einladung ihres japanischen Verlages nach Fernost. Sie gibt Interviews zu ihrem Buch und reist in seiner Begleitung quer durch’s Land. Immer öfter materialisiert sich dabei der Geist ihres längst verstorbenen Mannes vor ihr. „Madame Sidonie in Japan“ von Élise Girard mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle kommt diese Woche in die Kinos.
Am Anfang des Films packt eine Frau ihren roten Koffer für eine Reise. Dass sie allein lebt, wird schnell klar. Ob bewusst oder unbewusst, kommt sie zu spät zum Flughafen, die Reise sollte nach Japan gehen, denn dort wird Sidonie Percevals (Isabelle Huppert) erfolgreiches Erstlingsbuch wieder veröffentlicht und sie soll Interviews geben. Ihr Flug hat aber in Wahrheit eine gravierende Verspätung, und so bleibt nur ein kurzes Zögern, ihren Koffer nun tatsächlich abzugeben – die Zurückhaltung wegzufliegen ist jedoch sogleich überwunden. Am Flughafen in Kyoto wird Sidonie von ihrem Verleger, einem latent schweigsamen, betont melancholisch wirkenden Mann namens Kenzo (Tsuyoshi Ihara), empfangen und zum ersten Hotel gebracht. Sidonie stehen sechs Tage Arbeit bevor. In der Freizeit kümmert sich Kenzo um ihr Programm, er begleitet sie ständig. Während die Schriftstellerin bei dieser Lesereise nebst Journalisten-Gesprächsrunden unter anderem über ihre Verluste im Leben und ihre Schreibblockade spricht, gibt auch ihr Begleiter langsam einige Einblicke in seine Emotionen. Doch auf einmal taucht der Geist von Antoine (August Diehl) auf, Sidonies längst verstorbener Mann. Erst verhalten und gleich wieder weg, doch dann immer präsenter, so dass es auch zu langen Dialogen kommt. Für Kenzo, der ins Vertrauen gezogen wird, ein ganz normaler Vorgang in Japan, wo Einheimische ganz natürlich Umgang mit den Geistern der Toten pflegen würden.
„Madame Sidonie in Japan“ ist der dritte Film der Regisseurin Élise Girard („Drôles d’oiseaux“, 2017; „Belleville-Tokyo“, 2010): eine Liebesgeschichte mit vielen stillen poetischen Momenten, häufig untermalt mit romantischer Musik. Der Ausgang der Geschichte ist mehr als erratbar. Der Weg bis dahin könnte ohne eine Weltklasse-Schauspielerin wie Isabelle Huppert und ihren japanischen Kollegen Tsuyoshi Ihara, der ihr ebenbürtig zur Seite steht, total langweilig und kitschig ausfallen. Doch dank dieser Beiden ist die Reise von Madam Sidonie ein mehr als netter, aber doch betont leichtverdaulicher Film über Liebe, über Loslassen und auf Neues einlassen geworden, garniert mit einigen humorvollen Culture Clash Szenen: doch auch die sind nicht im Ansatz originär, aber dank Huppert macht es tatsächlich Freude die Fettnäpfchen, in die Sidonie tritt, aber auch das Kopfschütteln etwa einiger Hotelbediensteter über de merkwürdige Europäerin nachzuempfinden.