Nach einem gefühlt viel zu langen Winter und einem viel zu nassen Frühjahrsstart strömen in diesen Wochen in puncto Spaß und Action förmlich ausgehungerte Menschen zu Volkfesten oder in Freizeitparks. Um den ultimativen Vergleich zwischen diesen beiden Zerstreuungsangeboten geht es in dieser Geschichte, bei der vielleicht manch einer sagen würde, dass es um eine Bewertung zwischen Äpfel und Birnen geht. Aber gerade in Zeiten von galoppierenden Lebenshaltungskosten erscheint unserer Redaktion das eine besonders reizvolle Analyse.
In verschiedene Themenbereichen aufgeteilt, bewerten wir Vielfalt, Qualität, Quantität der Angebote und Service eines der größten bayrischen Volksfeste überhaupt – nämlich dem in Nürnberg (das nächste findet vom 28.08.-08.09. statt) und zweier Freizeitparks in Oberfranken, Geiselwind und Schloss Thurn. Es gibt insgesamt bis zu 6 Punkte im jeweiligen Topic zu vergeben. Pro Park oder Fest allerdings jeweils nur bis zu 3 Treffer. Wichtig: unsere vergebenen Punkte sind natürlich nicht in Stein gemeißelt, fußen aber den Urteilen von vier in ihrem Freizeitverhalten höchst unterschiedlich veranlagter Kollegen, die alle drei Locations an mindestens zwei verschiedenen Tagen ausgiebig aktiv getestet, aber auch mal nur still und leise Abläufe von außen beobachtet und notiert haben. Die Reihenfolge der Kategorien, die wir präsentieren, hat im Übrigen keine besondere Bedeutung.
Generationenübergreifend
Würden Eltern mit ihren Sprösslingen, aber auch ihren eigenen Erzeugern – also den Großeltern der primären Zielgruppe von Freizeitangeboten – gemeinsam auf Spaßtour gehen, wären sie wahrscheinlich auf dem Volksfest und in Schloss Thurn am besten aufgehoben: auf dem Volksfest findet unabhängig von Alter und Sportlichkeit jeder etwas für sich, vor allem muss nicht unmittelbar Geld ausgegeben werden! Es kann grundsätzlich ohne Kostendruck flaniert werden. In Nürnberg locken unterschiedlichste Attraktionen im Fahr- und Laufgeschäftebereich, Los- und Schießbuden sowie eben auch verschiedenste Getränke- und Speisenangebote: Bierzelte, Imbisse mit Sitzgelegenheiten: die Älteren können – zu allerdings teils stolzen Preisen, aber immerhin etwa bei “Gigerlas Lössel” zu verlässlichster Qualität entspannt sitzen, während die Jugend sich austobt. Im Freizeitpark in der Nähe von Forchheim, in Schloss Thurn, kommen Ältere ebenfalls gemeinhin auf ihre Kosten: gemütliche Fahrgeschäfte, Schifffahrt auf dem See, Tuckelzüge durch den Park oder Minigolfen. Auch Kleinere können dort gut beschäftigt werden, während das Fahrgeschäfteangebot für den durchschnittlich adrenalinsüchtigen Jugendlichen am Schloßplatz zu Heroldsbach vergleichsweise mager ausfällt. Actionliebhaber sind mutmaßlich am besten in Geiselwind aufgehoben, während ihre älteren Begleiter hier vielleicht einen wiederum zu ruhigen Tag schieben, für den der Eintritt dann doch zu hoch wäre, mehr als doppelt so viel im Vergleich zum Nürnberger Tiergarten, wo man deutlich mehr Tiere zu sehen bekommt, als Vogelpark, Streichelzoo und Affenfamilien in Geiselwind.
3 – Nürnberger Volksfest
2 – Schloss Thurn
1 – Geiselwind
Actionhighlights

Schaut man sich nur das jeweilige Top-Fahrgeschäft an, so schlägt das Herz am schnellsten auf dem Volksfest, wo der XXL Racer ein besonders rasantes Vertikal-Karussell lockt, eine schlichtweg atemberaubende Attraktion, bei der teilweise die Schwerkraft außer Kraft gesetzt zu sein scheint, mittlerweile seinen festen Platz gefunden hat. Dieses wirklich einzigartige Hochfahrgeschäft, der sog. Propeller, glänzt mit 55 Metern Höhe und 4,5 G Beschleunigung. Zwar gibt es bei den Festwochen am Dutzendteich unter anderem auch noch betont rasante Geschäfte wie den Devil Rock oder Klassiker wie Krake und Roll-Over aber in der Summe und Produkttiefe – diverse Freefalltower und gefühlt ein Meer an Coastern – hat Geiselwind glasklar die Nase hier vorne! Das Top-Geschäft in dem direkt an der Autobahn A3 Nürnberg-Würzburg gelegenen und über eine eigene Autobahnabfahrt verfügenden Park liegt in dessen nach dem Betreiberwechsel vor mittlerweile sieben Jahren gänzlich neu entstandenen “Forbidden Kingdom”-Sektion und nennt sich “Merlin (and the Magic Circle)”: Besucher können sich hier paarweise 80 Meter in die Höhe katapultieren lassen!
Diese fulminante Attraktion ist an Stahlseilen befestigt, die mithilfe von riesigen Stahlfedern gespannt werden. Wird die Kugel entriegelt, schnellt sie mit großer Geschwindigkeit in die Höhe – und überschlägt sich dort mehrfach, ehe sie sich einpendelt und die Fahrgäste die Aussicht genießen können. Besonders erwähnenswert ist auch “Das Auge des Drachen”, welches die Besucher ordentlich umherwirbelt und einen bis zu 90° umherschwingt. Die Frisbee Schaukel wartet im ebenfalls erst in den letzten Jahren neu entstandenen Themenbereich “Drachenbucht” im Freizeitland Geiselwind …
Schlusslicht im Bereich Action und Thrill – spezielle Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene bildet unseres Erachtens absolut eindeutig Schloss Thurn: außer einer Wildwasserbahn, einer eher sanften Achterbahn und einen im Vergleich wenig Adrenalin provozierenden, eher kleinen Freefalltower gibt es hier kaum etwas zu vermelden was in die Kategorie Mutprobe fallen könnte.
3 – Geiselwind
2 – Nürnberger Volksfest
0 – Schloss Thurn
Essen und Trinken
In den beiden von uns getesteten Freizeitparks können Besucher getrost einen ganzen Bollerwagen mit eigenem Essen und Getränken hineinrollen: sehr praktisch, wenn man den ganzen Tag mit der ganzen Sippe unterwegs ist und neben dem ja leider nicht unerheblichen Eintritt nicht noch viel Geld “obendrauf” ausgeben mag. Ist man aber doch ohne Stärkung angereist, so ist man in Geiselwind besser aufgehoben als in Schloss Thurn. Die Vielfalt ist in erstgenanntem Park einfach um ein Vielfaches größer. Sowohl im deftigen als auch im süßen Bereich! Aber wenn es um eine wirklich breite kulinarische Vielfalt geht, ist das Volksfest hier der klare Gewinner, vom gekochten Maiskolben und anderen speziell vegetarisch oder gar veganen Imbissbuden locken internationale Angebote bis hin zu Klassikern wie Bratwürste, Haxen, Hähnchen, Enten und vieles mehr: von geballten Ladungen von Schokofrüchten bis hin fast zum halben Schwein – hier gibt es fast Nichts was es nicht gibt. Obwohl hungrige Besucher für richtige Mahlzeiten und flüssiges Essen, sprich Bier, in Nürnberg richtig tief in die Tasche greifen müssen. Und: Es gibt große qualitative Unterschiede zwischen ähnlich klingenden Angeboten, aber wenn man Glück hat oder den Betreiber kennt – viele sind ja jahrelang dabei –, wird man essenstechnisch am Dutzendteich keinen Reinfall erleben.
3 – Nürnberger Volksfest
2 – Geiselwind
0 – Schloss Thurn
Themenwelten
Geiselwind war die letzten Jahre in einem großen Umbruch. Der vor gut zehn Jahren punktuell doch ausgesprochen schlecht gealtert, gar mitunter regelrecht miefig wirkende Park wurde seit einem Betreiberwechsel in den vergangenen Jahren klug umgestaltet und nach und nach spürbar modernisiert und vor allem originär ergänzt. Themenwelten spielen in modernen Parks eine wichtige Rolle. Während beim Altbestand an Fahrgeschäften die Unterbringung unter einem Nenner (u.a. Land der Piraten; Verrückte Farm; Safari) mit erkennbarem Herzblut der heute Verantwortlichen erst nach und nach gelingen sollte, funktioniert das Konzept bei der fernöstlich angehauchten Drachenbucht und im ebenfalls bereits erwähnten Hidden Kingdom von Anfang an bravourös. Hier sind Top-Attraktionen und auch ein passendes Labyrinth mit Ruheecken sichtbar zu einer Einheit verschmolzen. Auch Schloss Thurn bietet Themenbereiche, wie Märchenland und Motorikpark (im Park verstreute Parcours) für Kleine oder seine legendäre Westernstadt mit passender Showeinlage. Beim Volksfest – was auch natürlich teils dem vergleichsweise kleinen Areal geschuldet ist – gibt es in diesem Sinne keine in sich geschlossenen Themenwelten.
2– Geiselwind
1 – Schloss Thurn
0 – Nürnberger Volksfest
Durch selbsternannt “woke” Menschen – viele Zirkusse können ein Lied davon singen – hagelte es in den letzten Jahren immer wieder Kritik zum Thema Ponyreiten auf Volksfesten. Seit diesem Jahr ist es tatsächlich offiziell gesetzlich verboten, beim Nürnberger Volksfest schon seit Längerem nicht mehr im Programm. Obwohl es viele gute Gegenargumente gab, dürfen Kinder kein Reiten oder einfach Streicheln mehr auf solchen Festen haben. Anders in Freizeitparks – dort ist Tierhaltung für viele Gattungen (noch) kein Problem: In Geiselwind gibt es ein tolles Affengehege, in dem unterschiedlichste Generationen auf einem großzügigen, nicht begehbaren Platz leben.
Dieses wurde im letzten Jahr ein Stück nach hinten verlegt, so, dass Platz für weitere Attraktionen entstanden ist. Die Berberaffen, deren Fütterung eine beliebte Schau für Groß und Klein ist, fühlen sich wohl, sind unter ständiger Beobachtung von Veterinären, wie auch Flamingos und andere Vögel, die man teilweise frei im Park herumlaufen sieht, wie zum Beispiel wunderschöne Pfaue oder auch neu dazu erworbene Watussi Rinder, Schafe oder Alpakas. In Geiselwind gibt es auch einen liebevoll bestückten Streichelzoo und vieles mehr an Tieren zu bestaunen. Sogar eine Brutstation für Eier, wo man mit einer Portion Glück Küken beim Schlüpfen beobachten kann.
Auch in Schloss Thurn erfreut man sich am Anblick von zum Beispiel Dromedaren und Kamelen, Hirsche und andere große und kleine Huftiere können ebenfalls bestaunt werden, sowie bunt Gefederte in ihren Volieren. Auch manche Fische kann man in großen und kleinen Wasseranlagen entdecken. Außerdem lernt man viel über Fledermäuse, zwar kann man sie nicht live sehen, dafür bietet das in der weitläufigen und vielfältigen Schlossanlage ansässige Bayerische Fledermauszentrum alles an Informationen, was es über Draculas Kollegen zu wissen gibt.
3 – Geiselwind
2 – Schloss Thurn
0 – Nürnberger Volksfest
Wasserspaß
Da hat “das Schloss” eindeutig die Nase sehr weit vorn, auch Dank dem schönen See: Von der bei allen drei getesteten Locations obligaten Wildwasserbahn abgesehen kann man in Thurn wunderbar Tretboot fahren, sich mit zugegeben sehr stinkenden kleinen Motorbooten gegenseitig jagen, auf einer ganz speziellen Wasserrutsche um die Wette flitzen, auf einem Wasserkarussell schwingen oder ganz gemütlich mit einem Drachenschiff ein paar Runden im See drehen.
Speziell mit seiner aufgewerteten Wildwasserbahn, dem Kroko-Rodeo und dem Goldhüpfer und einigen anderen Attraktionen für Groß und Klein, dazu einem hübschen Wasserspielplatz, von dem jüngste Kinder an heißen Tagen kaum wegzubekommen sind, kann auch Geiselwind in dieser Kategorie punkten. Das Nürnberger Volksfest hat solche Möglichkeiten weniger. Immerhin bietet es neben der Wildwasserbahn, dieses Geschäft bespritzt übrigens gerne ahnungslose Vorbeilaufende, für jüngste Besucher die Möglichkeit scheinbar übers Wasser zu laufen: indem sie in so genannte Waterwalking-Bälle steigen.
3 –Schloss Thurn
2 – Geiselwind
1 – Nürnberger Volksfest
Klassische Fahrgeschäfte

Neben immer größer und verrückter werdenden modernen Fahrgeschäften gibt es die, die in gleicher Form auch die ältere Generation kennt und schätzt: Autoscooter, Riesenrad, Schaukelschiff, Kettenkarussell oder einfache Achterbahnen. Außer einem richtig großen Riesenrad, das auf keinem Nürnberger Volksfest fehlt und einem fantastischen Blick nicht nur über den Festplatz bietet, findet man die anderen Klassiker auch in den Freizeitparks, in unterschiedlichen Ausführungen und für verschiedene Altersgruppen. Geiselwind besticht vor allem mit dem ebenso charmanten wie großen Nostalgiekarussell, auch gibt es hier ein süßes Mini-Riesenrad für die Kleineren. In Schloss Thurn fliegt man den Kettenflieger mit Hexenbesen unter dem Sitz.
Ein Hybrid aus Fahrgeschäft und “Schießbude” wartet seit dieser Saison als Neuzugang in Geiselwind und dürfte manche Familie finanziell entlasten. Denn auch wenn in vielen Freizeitparks stets nahezu alle Attraktionen inkludiert sind, wandern über Generationen von Besuchern sowohl in Thurn als auch hier an den Münzen fressenden Stand, an dem man mit guten Treffern Vögel -Figuren zum Zwitschern, hölzerne Pianospieler zum in die Tasten greifen und anderes Getier zum Wackeln bringen kann: Mit dem kleinen Fahrgeschäft „Yggdrasil“ (Der Lebensbaum) können Besucher nun aufpreisfrei mittels “magischer Stäbe” Tiere “verzaubern”, auf dass sie blinken und Töne von sich geben und man selbst den Highscore knackt.
2 – Geiselwind
2 – Nürnberger Volksfest
2 – Schloss Thurn
Indoor-Erlebnisse
In dieser Kategorie – Angebote für Kinder – ist Geiselwind nicht zu toppen mit seiner 1.000 Quadratmeter umfassenden Indoor-Spielhalle „Tukis Unterwasserwelt“. Es gibt einen Bälle-Pool, Klettermöglichkeiten, einen Hindernis-Parkour und viele andere Spielmöglichkeiten. Da könnte man als Erwachsener richtig neidisch werden. Ansonsten gibt es im Freizeitland neben dem schaurigen Lazarett und dem spaßigen Laufhaus auch eine Indoor-Piratenattraktion. Das Pharaonenhaus ist vergleichsweise ziemlich langweilig. Auf dem Nürnberger Volksfest läuft man in sechs verschiedenen Häusern, von gruselig bis Spaßig, von sportlich bis verspielt. Als Indoor-Erlebnis bietet Schloss Thurn im Grunde nichts, halboffene Hüpfburgen zählen wir hier nicht und dass das Autoscooter-Geschäft quasi zugebaut ist, ist eher ein Nachteil, zumal das hier beworbene weitere VR-Erlebnis an verschiedenen Testtagen überhaupt nicht zur Verfügung stand.
Beim Nürnberger Volksfest wechseln die Indoor-Angebote – von gruselig bis spaßig, von sportlich bis verspielt – regelmäßig durch: Mal lockt der traditionsreiche Rotor, oft ein Irrgarten, und eigentlich immer sind 2-3 Spaßgeschäfte auf dem Platz, bei denen man durch Röhren und andere Herausforderungen laufen, springen, rollen… muss. Und es gibt am Dutzendteich gemeinhin auch mehr als eine Geisterbahn. Sollten Sie hier oder andernorts eine mit dem Namen „Daemonium“ entdecken, die selbsternannte „größte Geisterbahn der Welt“, lautet unser Tipp: sparen Sie sich das Geld! Von außen sehr viel versprechend, drinnen jedoch: gähnende Langeweile.
3 – Geiselwind
2 – Nürnberger Volksfest
0 – Schloss Thurn
Moderne technische Spielereien
Mit der VR-Brille in die Achterbahn: in Schloss Thurn begleitet das Parkmaskottchen, der grüne Drache Dinolino, in zwei verschiedenen farbenfrohen 3-D-Filmchen kleine und große Besucher auf einer ansonsten weniger adrenalinlastigen Strecke, die man auch ohne spezielle Brillen fahren kann. Auch in Nürnberg bietet die Wilde Maus XXL gegen einen Aufpreis das VR-Brillen-Erlebnis.
Spezielle Brillen braucht man in Geiselwind ausschließlich in einem kleinen Kinosaal. Der hat es dafür aber auch in anderer Hinsicht in sich: Jahrmarktaffine Cartoon-Filme verfrachten die Zuschauer in verschiedene Achterbahnen, die man ohne seinen Platz zu verlassen trotzdem ansatzweise hautnah erleben kann: Für das besonderes Fahrgefühl sorgen die beweglichen Sessel mit Lüftstößen aus verschiedenen Richtungen.
Bei allen drei getesteten Freizeiteinrichtungen verdienen diese Angebote leider nicht viel mehr als das Adjektiv „nett“, betrachtet man die Möglichkeiten die moderne technische Spielereien heutzutage bieten könnten.
1 – Schloss Thurn
1 – Geiselwind
1 – Nürnberger Volksfest
Unterhaltungs- und Sonderprogramme

Während das Nürnberger Volksfest traditionell mal mit Schunkel- mal mit Ballermann-Musik in die Bierzelte lockt und kostenfrei für alle, die am Schlusstag den Weg zum Festplatz finden, ein großes Feuerwerk bereit halten, versuchen beide Freizeitparks Unterhaltungsprogramme mit sehr unterschiedlicher Ausgestaltung für Groß und Klein zu bieten. Geiselwind hat dafür sogar zwei Zelte bereit stehen und bietet neben Magie und Zauberei, bunten Seifenblasen- und Lasershows beispielsweise auch Programme mit trickreichen Hunden. Ein Highlight im jeweiligen Jahreskalender ist hier ansonsten insbesondere “Bayerns größtes Halloweenevent”…
In der Westernstadt in Schluss Thurn wird man ins Zeitalter der Gesetzlosen, der Goldwäscher, Cowboys und Indianer versetzt. Eine weitere Zeitreise findet sich hier in der Welt der Ritter, die auf ihren Rossen Zweikämpfe austragen. Für Kinder gibt es zudem Clownsprogramme im insgesamt etwas in die Jahre gekommenen Märchenwald. Es gibt aber auch sehr befremdliche Anachronismen im Schloss-Park: Gemeint ist zum Beispiel ein mittelalterlicher Soldat, der im “Scheißhäuschen” hockt und in breitestem Fränkisch bei offener Tür Vorbeilaufende nicht nur beschimpft, sondern mit Furzgeräuschen “unterhält”.
Die Mittwoche sind in Nürnberg wie gesagt Familientage – alle Fahrgeschäfte kann man bis 21 Uhr nominell zum halben Preis erleben. Das führt dazu, dass man in den gar nicht so schmalen „Straßen“ des Volksfestes von den Besuchermassen quasi getragen werden kann. Es bilden sich heftige Schlangen vor einigen Fahrgeschäften wie dem XXL Racer, in denen Jugendliche bis zu zwei Stunden auf den Eintritt warten. Auch Gastrobetreiber müssen eigentlich wenigstens ein Haupt(!)-Produkt reduziert anbieten, was teilweise – etwa bei den Langosständen – eher eine Milchmädchenrechnung darstellt. Währenddessen bieten die beiden Freizeitparks etwa freien Eintritt für Neueingeschulte oder Geburtstagskinder und haben aperiodisch immer mal wieder auch andere preisliche Sonderaktionen in petto.
Ein besonderes Schmankerl hält das Nürnberger Volksfest zwei Mal im Jahr mit seinem jeweiligen Abschlussfeuerwerk, für das Zuschauer extra zum Dutzendteich pilgern, parat. Es ist eine einmalige Stimmung, wenn die Lichter am Platz ausgehen, zugleich die Musik-Beschallung der Fahrgeschäfte innehält und alle Köpfe gen Himmel starren.
2 – Geiselwind
2 – Schloss Thurn
2 – Nürnberger Volksfest
Personal
Auf dem Volksfest kann es vorkommen, dass wenn noch nicht zu viel Betrieb herrscht, nette Mitarbeiter bei manch einem Fahrgeschäft Kindern kostenfrei eine Extrarunde schenken. In jedem Fall sind, da die Geschäfte ihre festen Hilfskräfte haben und die Betreiber gemeinhin selbst vor Ort sind, und sei es in den Kassenhäuschen, immer genug kundige Personen die mehr tun als nur die Fahrchips einsammeln. Auch bei den Speiseangeboten arbeiten die Mitarbeiter gemeinhin kompetent und umsichtig. In Thurn sind auffallend oft Fahrgeschäfte nur im Wechselbetrieb, manche Imbissbuden gar gänzlich geschlossen – selbst am Wochenende. Vor allem ist im allerdings wohltuend sauberen Schloßpark mitunter Personal im Einsatz, welches Empathie und Hilfsbereitschaft vermissen lässt, sei es wenn es darum geht etwas älteren oder gehandicapten Personen beim Ein- und Ausstieg aus den Tretbooten zu helfen oder zu klären, wo man für das Fahrterlebnis am Besten etwaige Rucksäcke “parken” kann. Am Ärgerlichsten ist – das war dort schon lange vor “Corona” ausgeprägt – das Personal der Autoscooter, die dort seit ein paar Jahren optional aber auch mit “VR-Technik genutzt werden können. Sie achten mitunter in anmaßendem Tonfall selbst bei “geschlossenen Gruppen” penibel darauf, dass nicht “wild” gefahren und “gebumpert” wird – am liebsten hätten es die Mitarbeiter wenn alle Fahrer wie Gänseküken hintereinander stets in die gleiche Fahrtrichtung tapsen, und eben in keinem Fall, den heiligen Kreis durchbrechen.
In Geiselwind erfährt man hingegen besonders freundliche und kompetente Hilfe, etwa wenn sich bei irgendeiner Attraktion jemand durch eigene Blö… pardon durch eigene Unvorsichtigkeit leicht gestoßen hat und eine Prellung ausgeschlossen oder gar ein Pflaster gereicht werden muss oder bei Schulklassen oder ähnlichen Besuchsgruppen irgendjemand ausgebüchst ist, steht mitunter gar das Kutschieren und wieder “zur Herde” zurückbringen mit einem Minimobil quer durch den Park im Angebot.
3 – Geiselwind
2 – Nürnberger Volksfest
0 – Schloss Thurn
Rahmenbedingungen und Service
Das Nürnberger Volksfest gibt es normalerweise zweimal pro Jahr: Im Frühjahr und im Herbst für je zwei Wochen. Es öffnet ab 14:00 Uhr seine Toren und ist teilweise länger als 22:00 Uhr offen. Wenn man nicht kostenpflichtig parken will, kann man sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Schloss Thurn liegt zwischen Forchheim und Heroldsbach. Hat man kein Auto zur Verfügung, kann man mit dem Zug nach Forchheim und dort etwas umständlich mit dem Bus weiter. Geöffnet ist der Park von 10:00 bis 17:00 bzw. 18:00 Uhr. Das Parken ist hier erfreulicherweise absolut kostenfrei! Auch Geiselwind ist für einen Ganztagausflug von 9:30 bis 17:00, teils auch bis 18:00, 19:00, und an einigen speziellen Event-Tagen gar bis 22:00 Uhr geöffnet. Das Freizeitland liegt direkt an der Autobahn A3 Nürnberg-Würzburg und man kann es wegen seiner eigenen Abfahrt kaum verpassen. Nur ohne Auto wird es schwierig, kostengünstig dorthin zu gelangen. Parkplätze gibt es ausreichend, sie kosten aber 5,- Euro.
Möchte man Vierbeiner mitnehmen, so muss man auf dem Volksfest mit einer Absage rechnen, egal wie klein der etwaige Schoßhund ist. In den beiden Parks wird das lockerer gesehen, allerdings nicht ohne Hundeleine und in Schloss Thurn bei einigen Rassen auch nicht ohne Maulkorb – in Geiselwind kostet ein tierischer Begleiter 2,- Euro Eintritt und Kampfhunde sind dort – absolut verständlich in unseren Augen – auch mit Maulkorb unerwünscht.
Zu den menschlichen Bedürfnissen gehört neben Essen, Trinken und Spaßhaben auch das “Notdurft”verrichten. Auf dem Volksfest, bei dem die Veranstalter über die Zahl und die Sauberkeit der vorhandenen Toiletten (zu Recht) stolz sind, muss man seit diesem Jahr 80 Cent (vormals 50 Cent) bei jedem Gang zahlen, weil der ausgelagerte Betreiber kaum Personal finde und die Preise auch insgesamt gestiegen seien. In den beiden getesteten Parks ist das “Austreten” weiterhin im Eintrittspreis inklusive, und der Sauberkeit tut dies keinen Abbruch.
Geiselwinds mittlerweile nicht mehr ganz neue Besitzer zeigt seit Jahren große Ambitionen und gestaltet den Freizeitpark Stück für Stück moderner. Auch fast der gesamte Altbestand hat einen neuen Anstrich oder gar punktuelle Aufwertung erhalten. Schloss Thurn scheint hingegen damit zufrieden zu sein, was im Moment vorhanden ist, kann aber ja auch eben auf eine vielfältige Parklandschaft mit “Wald”, Wiesen, Seen und ausgedehnten Wegen zurückgreifen, so dass man auch wenn man von den Fahrgeschäften oder Shows mal Pause machen möchte Natur und breite Gehege stundenlang genießen kann.
2 – Schloss Thurn
2 – Geiselwind
1 –Nürnberger Volksfest
Kostenfaktor
Das Volksfest erscheint an sich punktuell am teuersten, wenn man im Laufe eines Besuchs viele Fahrgeschäfte erleben möchte. Essen und Trinken lassen wir an diesem Punkt mal außer Acht, denn in alle drei Locations kann man Rücksäcke oder speziell auch in den Parks Bollerwägen voller Proviant mitschleppen. Umgekehrt: es gibt einen Familienausflug in einen Park, wo eine/r nur auf die Proviantrücksäcke aufpasst, während die Jugend sich austobt, aber eben genauso vollen Eintrittspreis zahlt, dann wären die Freizeitparks in puncto Kosten teilweise kritisch zu betrachten – denn die Inaktiven kommen zum Volksfest ja kostenlos “mit rein”.
Die Preise sind in Geiselwind unlängst um etwa zwei Euro gestiegen. Während es dort weiterhin Preisstaffelungen abhängig von Größe und Alter gibt, hat Schloss Thurn nicht nur deutlicher die Preise erhöht sondern ruft – für uns ein absolutes No-Go – nunmehr für alle ab 4 Lebensjahren einen Preis von nahezu 37 Euro auf.
Konkret zwei Beispiele: A) Zwei Jugendliche wollen alleine bei einem unserer drei Testkandidaten Spaß haben. Auf dem Volksfest fahren sie beispielsweise zwei Mal den XXL Racer á 8,- Euro, einmal die Wilde Maus XXL mit VR-Brille á 9,-, sie fahren dreimal Autoskooter á 4 Euro, dazu besuchen sie noch den Rotor für 5 Euro und gönnen sich einmal Wasserbahn für 6 Euro. Jeder von ihnen ist dann um 48 Euro leichter für ein paar Stunden Spaß. Zwar ohne Racer aber dafür mit viel mehr altersgerechten und actiongeladenen Attraktionen kämen die beiden in Geiselwind für den Ganztageseintrittspreis auf 44,50 pro Person (ab 1,40m ohne jedwedes Limit: allein wenn man dort “Merlin” (in puncto Adrenalinkick am ehesten mit dem Volksfest.-Star xxl-Racer in einer Preisklasse verortbar) öfter einen Besuch abstattet, 2-3 Mal auch nur 2-3 der weiteren rasanten Fahrgeschäfte nutzt (Rollercoaster, Free-Fall u.v.m.) und wie an der Musterrechnung zum Nürnberger Dutzendteich noch ein paar Mal Autoscooter nutzt – schließlich hat man ja mit dem Eintritt bis zu acht Stunden “Flatrate” – ist der Pauschalpreis hier ein wahres Schnäppchen. In ausgedehnten 8 Stunden wäre man, wenn man auch nur ansatzweise nimmersatt ist, in Nürnberg weit mehr als Hundert Euro pro Nase los.
Schloss Thurn wäre nominell zwar noch billiger mit 36,90 Euro Pauschaleintritt für diese Altersklasse, aber im Fall speziell für adrenalinsüchtige Jugendliche und junge Erwachsene alles in allem quantitativ und qualitativ mit einem eher bescheidenen Gesamtangebot.
B) Wie sieht es bei einem “klassischen” Familienausflug aus: Papa und Mama mit einer 10jährigen und der Oma. Auf dem Volksfest läuft die alte Dame zum Beispiel nur mit, sie ist kein Kostenfaktor. Mal macht der Papa paar Sachen mit dem Kind, mal die Mutter – beide Elternteile nutzen prinzipiell nur abwechselnd die vom Nachwuchs präferierten Fahrgeschäfte. Sagen wir mal, Autoscooter (3 x 4,00), Wildwasserbahn (6,- ) drei Geschäfte, die das Kind ohnedies nur alleine nutzt (spezielle Kinderattraktionen sind etwa zwischen 4,50 und 3,- Euro) und noch eine Attraktion in der 5€ Preisliga – zusammen macht das vielleicht 33,50 Euro Spaß für das Kind, und eben für die Erwachsenen jeweils tendenziell deutlich weniger. Nehmen wir das Gleiche in Geiselwind: zwei volle Erwachsenenpreise schlagen mit insgesamt stolzen 89 Euro zu Buche, dazu das Kind (Körpergröße zwischen 1 und 1,40 Meter) 34,50 Euro, drei Euro günstiger wie für die Oma, wenn diese 60 oder älter ist. So kommt man auf 161 Euro für vier Personen. In Schloss Thurn wären es für die gleiche Konstellation knapp 148 Euro, wenn nicht zufällig die Bedingungen eines Kleingruppen-Tickets tragen, welches mit einem Gesamtpreis von knapp 134 Euro zumindest ein bisschen Milderung der kruden Preispolitik der Schlossbesitzer in Aussicht stellt. In Geiselwind gibt es im Übrigen nicht nur für Schulklassen oder Ähnliches, sondern generell auch für jede “gemischte” Gruppe ab 15 Personen attraktive Preismodelle.
Allerdings muss man auch festhalten: In Geiselwind würde die Oma außer Spazierengehen und sich Shows oder Tiere ansehen nicht viel machen können, unterm Strich vergleichsweise recht viel ausgegeben. Anders in Schloss Thurn: dort kann auch die älteste Generation relativ viel Spaß haben.
Gleichwohl: wenn man eben keinen 3-Generationen-Ausflug startet, ist in der Gesamtschau das Volksfest preislich leider am Unattraktivsten, wenn es darum geht aktiv Spaß zu haben. Wenn man allerdings sagt, wo können auch junge Menschen einfach flanieren ohne Fixkosten, etwa an den Autoscootern als “Zuschauer” abhängen, das Feuerwerk mit dem Schwarm genießen und eben einfach den typischen Volksfestduft schnuppern ist der Name Programm – den kostenintensiven Versuchungen dann aber gänzlich widerstehen halten wir doch für sehr a-typisch.
Rummelerfahrene Leser werden sich jetzt vielleicht denken, ‘Moment mal!’, warum erzählen die Kulturköche in dieser Kategorie nix vom traditionellen Spartag am Nürnberger Volksfest, mittwochs lockt das in seiner bevorstehenden Auflage bis 09. September lockende Fest schließlich mit halben Preisen an allen Fahrgeschäften? Wenn man rechnet, dass man am Familientag auch schon frühnachmittags insbesondere für den XXL Racer weit über 90 Minuten für eine einzelne, dann aber eben auch nur 4€ teure Fahrt anstehen “muss”, vergeht unseres Erachtens jedweder Freizeitspaß. Daher bleibt in dieser Einzelkategorie für die große Kirmes leider nur ein Trostpunkt.
3 – Geiselwind
1 – Nürnberger Volksfest
0 – Schloss Thurn
Das Volksfest landet nicht zuletzt aufgrund seiner unbezwingbaren Parade-Kategorie der absoluten Familientauglichkeit mit guten 20 Punkten (und 5 Zählern Vorsprung auf Thurn!) auf Rang zwei.
Eindeutiger Sieger mit stolzen neun Punkten Vorsprung ist für die Kulturküche-Redaktion das Freizeitland Geiselwind mit 29 Punkten von maximal möglichen 39 und erreicht damit nahezu doppelt so viele Punkte wie der nahe Forchheim gelegene Schloss-Park und hat eben aufgrund diverser Pluspunkte auch gegenüber dem gleichwohl immer wieder auf’s Neue überraschenden, traditionsreichen Nürnberger Volksfest die Nase vorn.