Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

Individuelle Gins selber kreieren

Zwei Brüder aus Berlin, Leon und Vincent Horst, der eine Luft- und Raumfahrtingenieur, der andere Chemiker, haben ihr Hobby, nämlich gute Drinks und Cocktails, zu ihrem Beruf gemacht und bieten mit der Produktlinie Craftly edel aufgemachte Do-it-youself-Sets um wahlweise Rum, Whiskey, Gin, Tequila, Vodka oder Tonic mit betont individuellen Noten selbst herzustellen. Ob der Claim “nie wieder langweilige Geschenke” ins Schwarze trifft und sich hier somit eine wirklich originäre Gabentischidee für jede und jeden, der ab und an oder auch öfter Cocktails genießen möchte, verbirgt, haben wir in der kulturkueche anhand der Sets “doyourgin” und “doyourtonic” unter die Lupe genommen.

(nik) Der erste Eindruck der gelieferten Schachteln war sehr positiv: Stabile Kartonboxen in einer schönen farbigen Papp-Hülle. Der jeweilige Inhalt war noch attraktiver: jeweils zwei á 300 ml Glasflaschen (schönes Design), passende Verschlüsse (bei Gin Tonic mit Portionierungsmöglichkeit), im Gin-Set ein Trichter, im Tonic-Set ein Barmaß in silber, und jeweils zahlreiche Gewürze und Kräuter in Glasröhrchen. Die ausführliche Instruktion erklärt nicht nur die Herstellung von jeweils drei für die ersten Mischungen anempfohlenen Einsteiger-Geschmacksrichtungen, sondern gibt einen guten Überblick über alle mitgelieferten Zutaten: für Gin sind es Wacholderbeeren, Koriander-Samen, Süßholzwurzel, Kubebenpfeffer, Hibiskus, Rosenpfeffer, Citrus x Sinesis, Lorbeerblätter, Grüner Kardamom und Lavendel. Bei Tonic Oolong-Tee, Thymian, Rosmarin, Zitronengras, Kardamon, Rosenblüten und natürlich Zitronensäure und Chinarinde. Was man selbst beisteuern muss, ist für das do-yorself-Gin-Erlebnis ein möglich geschmacksneutraler Vodka und für Tonic – Zuckersirup: entweder selbst hergestellt (dazu gibt es im Set ebenfalls eine gut nachvollziehbare Anleitung) oder für die bequeme Fraktion: fertiger Barsirup. Spätestens am dritten Tag könne bereits degustiert werden.

Die Herstellung kann tatsächlich kaum einfacher sein: Für Gin schüttet man in die mitgelieferte Glasflasche nach Gusto aus der erwähnten sehr breiten Auswahl von Gewürzen und Kräutern. Wacholderbeeren sind für jede Variante unabdingbar, diese sollten zerstoßen werden. Im dritten Schritt dann mit einem – wir betonen es nochmal: nicht inkludierten – Vodka auffüllen und drei Tage stehen lassen. Danach filtern und genießen. Für Tonic werden die Zutaten mit heißem Wasser aufgefüllt und nach kurzer Abkühlung in den Kühlschrank gestellt. Die Zitronensäure muss gut aufgelöst sein – eine leichte Schaumbildung bedeutet nichts Schlimmes. Am zweiten Tag wird der Flascheninhalt ebenfalls gefitert, in die zweite Flasche aus dem Set umgefüllt, mit Zuckersirup aufgefüllt und wieder in den Kühlschrank gestellt, wo der Tonic dann mindestens rund zwei Wochen haltbar ist.

Unsere beiden Test-Getränke hatten letztlich schöne rötlich-orangige Farbe angenommen; der Gin in unserem allerersten do-it-yourself-Experiment mit Craftly-Sets wies allerdings etwas zu viel an Wacholdergeschmack auf, was offenbar daran lag, dass wir die Beeren bei der Herstellung zu sehr zerstoßen haben. Bei der zweiten Mischung war dann alles absolut superb. Unser “Eigenmarke”-Tonic trumpfte zugleich mit leichtem Rosenduft und mit einem absolut angenehm herben Geschmack. Entsprechend die Mischung beider Getränke – wirklich verführerisch. Und in jedem Fall etwas Anderes gerade in Hinblick auf vielerorts in den kommenden Wochen bevorstehende lange Abende zuhause mit Freunden und oder Familien den Gästen etwas weitgehend selbst produziertes kredenzen zu können. Gleichwohl sind die Sets für Menschen die mit spitzer Feder rechnen müssen und einen Teil der beigefügten Gewürze und Kräuter niemals anrühren werden, weil das eine oder andere Glasröhrchen einfach den eigenen Geschmacksvorlieben so gar nicht entspricht, natürlich nicht als Schnäppchen anzupreisen, weil man ja in jedem Fall die Alkoholbasis noch zusätzlich erwerben muss, also nicht direkt losgelegt werden kann, außer man hat noch eine Bottle Vodka sinnfrei zuhause herumstehen.

 

Originalität 4/5 – Preis-Leistung 3/5 – Qualität 4/5

Die Gin-Sets kosten knapp 55,- Euro – die Box für Tonic steht für 5 Euro weniger im Shop –

Alle Infos, Rabattaktionen, Bestellaktionen auf der Seite der Berliner Company unter www.doyourgin.com –

Wenn die Zutaten ausgehen, bietet Craftly diverse – vergleichsweise günstige – Nachfüll-Sets, etwa das Package “Aromen von 12 erstklassigen Botanicals” – oder man greift die Inspiration auf, die einem diese originäre Geschenkeidee ins Haus brachte und kauft sich im Gewürzfachhandel oder in gut sortierten Supermärkten einfach die eine oder andere Zutat “frisch” nach. Vor allem wenn man mit anderen Ingredenzien experimentieren möchte, als sie die “doyour”-Sets jeweils mitliefern.

Fazit: etwas teuer, aber in jedem fall ein Hingucker – zur Cocktailvorbereitung für die nächsten Gäste oder auch einfach zum Weiterschenken an experimentierfreudige Cocktail-Liebhaber, die die drei-vier Standartgeschmäcker die die durchschnittlichen Supermärkte in den Gin, Whiskey oder Vodka-Regalen bereit halten über haben, sicher ein Volltreffer. Nicht nur zur Weihnachtszeit.

 



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