Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

Exzessive Zeiten und die Frage nach dem Commitment

Molly Manning Walkers Regiedebüt “How to have Sex”: Drei britische Teenager-Mädchen machen Urlaub auf Kreta. Vermeintlich haben sie nichts anderes im Sinn als Party und Vögeln – bzw. “endlich” mal zu vögeln. Was nicht zuletzt ob des Titels des Streifens nach voyeuristischem Pseudo-Aufklärungsfilmchen sprichwörtlich aus dem letzten Jahrtausend klingt, ist glücklicherweise alles andere als ein oberflächlicher “Schulmädchenreport”. 

Im Griechenland-Party-Urlaub mit Freundinnen soll die 16-jährige Tara (Mia McKenna-Bruce) “endlich” ihre Unschuld verlieren. Das wird in den ersten Filmminuten, die inhaltlich zunächst tatsächlich äußerst oberflächlich erscheinen können, auch dem begriffsstutzigsten Zuschauer klar. Die eingefangene Oberflächlichkeit ist hier Konzept – denn so gelingt es der Filmemacherin die Gefühlslage der sich nach Abenteuer, zumindest Abwechslung zu ihrem – wie es zwischen den Zeilen erzählt wird – trögen Alltag sehnenden Teenager auch der älteren Generation nahezubringen. Sie selbst sei im Alter von 16 Jahren sexuell missbraucht worden und habe sich, als sie von den Ermittlern befragt wurde, erneut traumatisiert gefühlt, so Regisseurin Molly Manning Walker: “Ich war damals eine komplett andere Person, mit aufgeklebten Wimpern, Bräunungscreme, und ständig auf Partys.”

Aber auch in der ersten Phase ihres “How to have Sex”, die neben selten befriedigenden Bettgeschichten eine Menge Partyszenen, treibende Beats und Alkoholkonsum enthält – und damit einhergehend: aberwitzige Partyspielchen, die oft weit über “klassisches Flaschendrehen” hinausgehen – ist es dank einer alles andere als voyeuristischen (Hand-)Kameraführung nie wirklich aufdringlich.

Durch den erfrischenden Erzählstil, der leise aber unaufhaltsam gravierende Wendungen in die Geschichte bringt, wird das zentrale Thema Selbstermächtigung von (jungen) Frauen, die Bedeutung von Einvernehmlichkeit bei körperlicher “Liebe”, und vor allem die Folgen eines eben ggf. fehlenden – neudeutsch – Commitments außer in der Schlussviertelstunde in homöopathischen Dosen verabreicht. Und entfaltet gerade so große Wirkung. Auch gelungen: Walker schafft es durch die Gespräche der Mädchen-Clique (alle drei Hauptdarstellerinnen, neben dem Tara-Charakter auch Lara Peake und Shaun Thomas agieren schlichtweg authentisch und keine Spur charikiert) untereinander auch aufzuzeigen, dass gemeinhin eindeutig mehr der gesellschaftliche Druck als die eigenen Hormone verantwortlich sind, dass die vorgebliche “Sehnsucht” nach frühem Sex gestillt wird.

 



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