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pilzpaketWer einen eigenen Garten mit Anbaufläche besitzt, hat ohnedies keine Probleme. Aber auch wer bescheidener lebt kann sich an mehr als nur Kakteen und Schnittblumen erfreuen. Etwa Kräuter auf dem eigenen Fensterbrett züchten oder ein paar Tomaten auf dem Balkon, die wenigstens für zwei-drei Salate reichen – es macht nicht nur Spaß, etwas wachsen zu sehen, gar selbst aus Samen hochzuziehen, statt fertige Setzlinge zu kaufen: das Ergebnis schmeckt auch gemeinhin weitaus besser, als vieles, was im Supermarkt ums Eck feilgeboten wird. Wir haben weit mehr ausprobiert die letzten Jahre – aber auch Pilze in der eigenen Küche zu züchten, auf die Idee kamen wir bis vor kurzem allerdings nie. Dabei sind selbstredend keine Schimmelpilze gemeint, sondern welche von edlen Sorten, wie zum Beispiel Seitlinge verschiedener Art oder Austernpilze. Der Nürnberger Ralph Haydl macht das nicht nur für sich selbst, er verschickt auch fertige Pilzpakete an jeden Interessierten, auf dass diese einen teil ihrer Nahrung selber erblühen lassen.


Die Idee ist eigentlich simpel, der Natur entlehnt: aus dem was möglich ist, das Beste schaffen. Und so sammelt Ralph Haydl Kaffeesatz in verschiedensten gastronomischen Einrichtungen der Frankenmetrople, die – positiver Nebeneffekt – somit weniger Müll produzieren und mischt Pilzmyzelien dazu: ein fast unsichtbares Geflecht fadenförmiger Zellen eines Pilzes. Dank der Mixtur und noch ein klein wenig Pflege hat er dann entweder selbst in einem Topf immer wieder leckere Pilze zum Abernten oder verschickt den durchsetzten, in Klarsichtfolie und schließlich in einen Pappkarton verpackten Kaffeesatz mit speziellem Wachstumspotential quer durch Deutschland, damit auch andere ihren Spaß am Beobachten des für Laien letztlich doch irgendwie überraschend raschen Heranwachsens von Pilzen und schließlich am Verzehr der selbigen haben.

Der Empfänger dieser Plizkartons selbst braucht dabei übrigens keineswegs einen oder gar mehrere grüne Daumen zu haben. Es genügt, dass es der Heimpflanzer schafft einen passenden Stellplatz – etwa eine Fensterbank, ein im Winter nicht allzu kühles Plätzchen und im Sommer keines mit zu direkter Sonneneinstrahlung – zu finden und regelmäßig zu Gießen. Wenn doch mal etwas nicht wie erhofft funktioniert – es handelt sich hier ja schließlich um ein Naturprodukt – bekommt man von Haydl entweder ein neues Pilzpaket zugeschickt oder das Geld (pro Wachstumsstation werden 14,90 € veranschlagt, zuzüglich äußerst moderaten 2,40 € Versandkosten. Wer mehr bestellt freut sich über Staffelrabatte und wegfallende Versandspesen) ersetzt.

Bei der Auswahl der Pilzsorte hat man als Einsteiger die Qual der Wahl. Aktuell etwa zwischen Rosenseitlingen, Zitronenseitlingen, Austernseitlingen, Sommer Austernpilzen und Florida Austernpilzen. Wir hatten uns für Rosenseitlinge und Austernseitlinge entschieden. Die Auslieferung der Waren selbst erfolgte rasch. Beim Auspacken fällt als erstes positiv auf: Dank des vorgezeichneten Vierecks zum Aufschneiden, welches jedes Pilzpaket in der Mitte hat, ist auch die “Bedienung” wirklich ausgesprochen simpel: die Ecken dieses Vierecks werden schlicht nach Innen geklappt und festgeklebt. Im “Fenster” kommt sobald die Folie mit Kaffeesatz zum Vorschein. Diese wird schließlich mit einem Messerchen x-förmig aufgeschnitten. Das so vorbereitete Kaffeesatzset soll mit Wasser bedeckt in einem Eimer oder einem Topf übernachten, um den “Pilz zu aktivieren”. Danach kommt das Ganze wieder in den Pappkarton (den hätten sie doch auch intuitiv erst mal links liegen lassen und nicht vollständig im Wasser gebadet, oder?) und ab dann heißt es: ein wenig Geduld um erste Ergebnisse auszumachen und dabei das tägliche mit Wasser besprühen oder etwa zwei-drei Esslöffel in den mittigen Ausschnitt gießen nicht vergessen. Ach ja, Pilzpakete sollen auch nicht auf Holz oder auf sonstige wasserempfindlichen Stellen platziert werden – der Boden ist ja weiterhin fortdauerd leicht feucht.



pilzpaket_webseiteIn unserem Fall waren in dem Paket mit Rosaseitlingen bereits beim Aufschneiden reichlich entsprechendfarbige Pünktchen zu sehen, und diese wurden nach vier-fünf Tagen immer Pilzähnlicher und ab dann konnte man sie noch besser beim Wachsen beobachten. Es wurde ein wunderschönes großes rosa Gewächs, was bereits nach wenigen Tagen regelrecht aus dem Karton herausquoll. Nach ca. zehn Tagen ernten, steht in der Anleitung, wobei man selbst bestimmen kann, wann abgeerntet wird. Auf der Rückseite der Anleitung steht auch ein Rezept zum Nachkochen, wenn man noch eine Inspiration braucht, was man nun mit der Ernte anfangen soll. Aus dem zweiten Paket wurde übrigens leider nichts. Nach vier-fünf Tagen haben wir es aufgegeben, nachdem der Kaffeesatz – aus der Sicht eines Laien – eine eher ungesund wirkende grün-gräuliche Farbe angenommen hatte und auch keinerlei (essbarer) Pilzwuchs auch nur zu erahnen war.

Ansonsten aber sind die Pilzpakete im übrigen keineswegs nur ein einmaliger Spaß! Haydl verspricht, dass man aus dem gleichen Kaffeesatz – nach dem gleichen Prozedere: über Nacht wässern, dann regelmäßig gießen – noch mindestens einmal, in der Regel gar zwei Mal direkt nachwachsen lassen kann. Und selbst dann sollte das Set keineswegs aufgegeben werden. Denn wenn die Nährkraft des ursprünglich gelieferten Satzes dann schließlich nachgelassen hat – so erklärt der Pilzzüchter auf seiner Webseite -, kann man mit einem einmal erworbenen und erfolgreich aktivierten Kaffeesatz fortwährend selbst – mit eigenen Kaffeeresten – in Töpfen Pilze groß ziehen, indem man den alten Satz mit Pilzbrut mit frischerem vermischt. Um auch dies nachzutesten, fehlte uns die Zeit. Denn leider waren wir überhaupt erst vor wenigen Wochen auf dieses Angebot aufmerksam geworden und konnten Haydl entsprechend erst zu kurzfristig um eine Teststellung bitten.


tacho-14Bestellablauf/Handling: 4/5
Qualität/Originalität: 5/5
Preis/Leistung 5/5

erhältlich beim Pilzpaket Onlineshop für knapp 15 Euro

Unser Fazit: wer irgendetwas mit “Natur” anfangen kann (und darüber hinaus auch gerne selber kocht, gar gerne vielfältig) wird es genießen in nur einer Woche den Wachstum der Pilze zuzusehen. Es ist tatsächlich alles andere als Hexerei, das Ganze in Gang zu bringen. Wenn etwas nicht klappt, steht einem der “Erfinder” mit Rat zur Seite, schickt Ersatz, wenn ein geliefertes Paket “versagen” sollte. Auf den ersten Blick sind die Kosten für einmal Pilzernte – das Ernteergebnis eines Wachstumsprozesses reicht, je nachdem was man kocht, für bis zu drei Personen – ist nicht ohne – aber: wenn man angefixt wird, selbst aktiv zu werden, und das mitgelieferte Pilzpaket als spätere “Samenbank” betrachtet, dann ist es sogar mehr als kostensparend, das Geld gut in eine eigene “Pilzfabrik” investiert.

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