Ihre Trüffelschweine im fränkischen Einheitsbrei

Kulturtipps Februar 2015

polaVERANSTALTUNG WURDE ABGESAGT! 01.02. Olympiahalle

Die SZ, die das Programm unlängst wohl in Moskau bestaunen durfte titelte “Theaterkunst auf Speed” und glaubte zunächst wohl, dass es sich bei der Umschreibung “”erstes 3-D-Musical der Welt” um ein aberwitziges PR-Geblubber drehen könnte – schließlich erleben wir Theateraufführungen per se in “3D”. Doch dann stellten die Kollegen wohl fest, dass sich in “Polita”, der Arbeit des polnischen Regisseurs Janusz Józefowicz traditionelle Theaterkunst klug mit stereoskopischer 3-D-Technik vermischt und texteten “Sind die Tauben echt? Und die Pferde falsch? Verdammt, es riecht nach Rauch…” Und in der Tat klingt es ziemlich abgefahren, was hier nun auch in München laut den Tourverantwortlichen zu bestaunen sein soll: “Rund 100 Schauspieler, sowie mehrere Pferde und Oldtimer-Autos sind in die knapp zweistündige Vorstellung involviert. Sie alle agieren dabei nicht etwa inmitten eines aufwendigen Bühnenbilds, – denn sämtliche Spielorte, Landschaften, Städte und Gebäude, sogar feuerspeiende Drachen, werden in 3D projiziert. Um diese aufwendige und opulente Inszenierung genießen zu können werden den Zuschauern vor Ort spezielle 3D Brillen überreicht, die dann – wie im 3D Kino – den Augenschmaus ermöglichen. Die Schauspieler auf der Bühne agieren inmitten dieser virtuellen Fantasiekulisse, die durch die technische Gestaltung ihre ganz eigene, teils mystische Atmosphäre besitzt. Dies ermöglicht eine atemberaubende und beeindruckende Show wie man sie noch nie gesehen hat.”

Inhaltlich geht es, für alle die sich Polita noch nicht zusammengereimt, die Frau im Bild oben noch nicht assoziiert haben übrigens um Pola Negri – dem polnischen Hollywoodstar, dem Affären mit Charlie Chaplin und Rudolph Valentino nachgesagt wurden.


dirk_stermann03.+04.02. Lustspielhaus

Hinter dem deutsch-österreichischen Anarcho-Duo Christoph Grissemann und Dirk Stermann verbergen sich zwei unserer liebsten (auch weil sie sich selbst nicht ausnehmen beim Alles und Jeden hemmungslos Beschimpfen) Zyniker – die Beiden, die gerne mal von 20.000 Litern süchtig machender Flüssigkeit, einer Kur in Shanghai, Blutegel mit Alkoholvergiftung, einem Kurschatten in Form einer Pandabärin und Kakteen als Phallus-Symbol erzählen, sind immer ein Garant für recht intelligente und vor allem bissige Unterhaltung, sei es im Rundfunk oder auch live auf der Bühne. Und obwohl das aktuelle Programm “Stermann” heißt können Sie beim Gastspiel im Lustspielhaus beide Herren live und in Farbe erleben. Also warum dann der irreführende Titel? Die offizielle Ankündigung verrät es: “Dirk Stermann ist der beliebteste Deutsche in Österreich. Mit seinem letzten Programm ‘Die deutsche Kochschau’ trat er bis jetzt exakt 1000 Mal vor insgesamt 825.000 glücklichen und begeisterten Zuschauern auf. Seine Fernsehsendung „Willkommen Österreich“ ist so erfolgreich, dass er als einziger Fernsehschaffender freiwillig auf die Auszeichnung „Romy“ verzichten kann. Er ist das Aushängeschild des ORF und der Bundesrepublik Deutschland und seiner Wahlheimat Wien. Im Herbst 2010 wurde er zum ‘Duisburger des Jahres’ gewählt. Kollegen und das Feuilleton verneigen sich vor ihm: ‘Irre gut!’ (maschek.); ‘Dass ich ihn fürs Fernsehen wiederentdeckt habe, ist wahrscheinlich meine allergrößte Lebensleistung!’ (Alfred Dorfer); ‘Ich hab ihn mir ganz genau angeschaut. War mir aber ne Nummer zu hoch!’ (Roger Willemsen); ‘Als er von der Bühne ging, brachen Welten zusammen. Wozu Scheinwerfer, wenn es nicht er ist, der angestrahlt wird?’ (Bielefelder Bote, Regionalteil); Jude Law hält ihn für den ‘sexiest man alive’. Wie macht Dirk Stermann das? Erste Antworten gab es in kleinen Club-Gigs vor einem ausgewählten, nicht menschlichen Publikum. In ‘Tieren Witze erzählen’ brachte Stermann im Frühjahr 2011 Paviane, Gnus, Bisons und Wasserschildkröten im Tierpark Schönbrunn zum Lachen und Weinen, im Frühsommer 2011 machte er im ‘Haus des Meeres’ mit ‘Fisch-Deutsch/Deutsch-Fisch’ Haie, Quallen und Schalentiere sprachlos. Da leider kein Mensch anwesend war, weiß man nicht einmal durch Hörensagen, was genau an diesen Abenden passiert ist. Aber jetzt ist der Ausnahmekünstler Dirk Stermann bereit, mit einem neuen Programm für Menschen alle wichtigen Fragen rund um seine Existenz zu beantworten. Seine eigene Mutter hat mitgeschrieben. Das Programm hat einen Titel, der Herzen höher schlagen lässt: ‘STERMANN.’ – Wie schon in den letzten Programmen in einer kleinen Nebenrolle: Christoph Maria Grissemann.” Sagen Sie also nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt ;-)

Abdelkarim07.02. Lustspielhaus

Ein Marokkaner aus Bielefeld der sein Programm “Zwischen Ghetto und Germanen” tauft und im kleiner gedruckteren mit “Ostwestfälischer Humor mit Migrationsvordergrund” wirbt – einigen Ausschnitten nach zu urteilen, die wir bereits kennenlernen durften, ist das was Abdelkarim bietet nicht nur lustig, sondern immer wieder richtig bitterböse gut! Übrigens auch sehr lesenswert was er so unter facebook aus seinem Alltag berichtet – bis hin zu aberwitzigen Schikanen von Polizisten, die ihn aufgrund ihrer rassistischen Weltbilder grundlos direkt nach Ankunft an einem Bahnhof öffentlich schikanieren. In seinen Bühnedarbietungen geht es entsprechend mitunter durchaus doppelbödig zu, so dass bei einem “durchschnittlichen” Publikum immer wieder einige ins Grübeln kommen, ob sie jetzt wirklich lachen “dürfen”. Eventuell hilft Ihnen so Sie von Abdelkarim bisher noch keine einzige Sekunde erlebt haben die Programmbeschreibung solche Zweifelsfälle gleich von Anbgeinn an zur Seite zu schieben: “In seinen unfassbar süßen Träumen ist er mal berufstätig, mal hat er einen deutschen Pass oder er spricht einfach mit einem Germanen. Diese glorreichen und glamourösen Träume sind ihm komischerweise nicht zu Kopf gestiegen. Abdelkarim ist auf dem Boden geblieben. Im wahrsten Sinne der Wörter. Als fester Bestandteil der Unterschicht und Parallelwelt meistert er seinen Alltag. Ob im virtuellen Netzwerkwahn oder real mit original Kunstlederjacke – der Marokkaner hat immer (k)eine Lösung parat. Oder sein Vater. Oder sein bester Freund des Grauens: Straßenflüsterer Ali.”

 konfetti_show18.02. theater… und so fort

Kennen Sie die Autorin Ingrid Lausund? Namentlich ihr Stück Konfetti – auch bekannt als Zauberabend für politisch Verwirrte? Nein, dann sollten sie das lesen nachholen. Oder vielleicht noch besser an einem der acht (inkl. Premiere) im Februar in München anstehenden Theaterabende Zeit finden – denn die Programmbeschreibung ist sehr vielversprechend: Ist die Welt jetzt der Trick oder die Ablenkung? Und wenn ja, wer lenkt eigentlich ab? Ob Gesetzes-Beschlüsse während der Fussball-WM, Weichspül-Interviews zur Ukrainekrise, Lobbyschwerstarbeit als Bauernfängerei, Scheindebatten zur Genderfrage oder Populismus  zum Zwecke des Machterhaltes – es gibt viele Anlässe, von Politik verwirrt zu sein. In ihrer furiosen Melange aus Theater, Polit-Revue und Zauberei erzählt Ingrid Lausund  von der alltäglichen Manipulation unserer Gesellschaft, der medialen Reizüberflutung sowie der politischen Täuschung. Mechanismen von Zauberei werden äußerst effektiv eingesetzt, um vom Eigentlichen, Wesentlichen abzulenken. Wir treffen auf fünf Stadtneurotiker – Kinder unserer krisengeschüttelten Zeit – auf unbestimmte  Zeit zusammen gewürfelt, um sich und einander auszuhalten. Sie vertreiben sich und uns die Zeit und jede aufkommende Beunruhigung – persönlicher und politischer Art – mit Hilfe von Ablenkung und Illusionen. Es ist ein verzweifelt heiterer Tanz auf dem Vulkan, und unsere fünf Darsteller verzweifeln immer öfter am Gute-Laune-Terror und der Unmöglichkeit, in einer ganz und gar künstlichen Welt authentisch zu bleiben. Ein außergewöhnlicher Abend über den ganz normalen Alltagswahnsinn.”

alsmann23.02. Prinzregententheater

“Nicht zu rüde, nicht zu seicht, nicht zu müde, nicht zu weich, nicht zu schlamm, nicht zu nass, mit frischem Atem, das macht Spaß … Küsse ganz leicht…” Mit sanfter, den Gehörgängen schmeichelnder Stimme gibt der Mann, zu dessen äußerlichen Erkennungsmerkmalen eine wetterfeste Haartolle und ein verschmitztes Lächeln zählen, in einer seiner hörenswerten Eigenkompositionen “Ganz leicht” Tipps für den Erfolg beim ersten Lippenspiel. Auch Zeilen von einer “Nacht voller Seligkeit” oder die Aufforderung “Geh’n Sie nicht allein nach Hause”, bei der Originalinterpret Chris Howland die letzten Worte beitragen darf, versetzen Götz Alsmanns Zuhörer auf der CD “Kuss” die jenen Song enthielt ein paar Jahrzehnte in die Vergangenheit zurück. Das war im Grunde nicht neu, denn schon bei seinen noch älteren Alben “Zuckersüß”, “Filmreif” und dem 2003 mit dem Echo für die “Beste Internationale Jazzproduktion des Jahres” ausgezeichneten Programm “Tabu!” bewies der charmante “Zimmer frei”-Moderator mit Liedern a la “Küss mich, tatarisches Mädchen!” oder einer Interpretation des Welthits “Besame Mucho”, dass er ein Fachmann für die sensiblen Fragen einer zwischenmenschlichen Beziehung ist.

Aktuell ist der “Doktor Sommer des Jazzschlagers”, wie ihn seine vierköpfige Band gern bezeichne, übrigens unterwegs in Richtung Broadway – “den Ort, wo klassische Musicals und unsterbliche Revueschlager seit jeher das Rückgrat des “American Songbook” bildeten: Unsterbliche Kompositionen von Cole Porter, George Gershwin, Jerome Kern, Rodgers & Hammerstein und vielen anderen faszinierten das europäische Publikum schon seit dem Beginn des Jazz-Zeitalters.”

EOC26.02. Zenith

Haben Sie den Mann links im Bild erkannt? Als uns dieser Tage dieses Pressebild aus dem Jahr 1998 in die Hände fiel mussten wir zwei Mal hinblicken – mit seinen Mitmusikern im Paket wurd’s leichter.  Element of Crime und damit auch Sven Regener kommen nach einer natürlich restlos ausverkauften Clubtour 2013 endlich wieder nach München und zwar ins Zenith, das mit einem Gastspiel von Stromae erst im Dezember ein absolutes Highlight erlebte und sich nun auf das Gastspiel zum aktuellen Album “Lieblingsfarben und Tiere” freuen darf – einer CD auf der sich der im Übrigen auch als Buchautor entdeckenswerte Regener keine Sekunde versucht EOC neu zu erfinden – und das ist bei Musikern wie diesen sogar ausnahmsweise eine mehr als schöne Nachricht. Des weiteren gilt es ein Lob auszusprechen allein schon für die Betitelung von Songs mit „Schade, dass ich das nicht war“, „Rette mich (vor mir selber)“ oder „Wenn der Wolf schläft, müssen alle Schafe ruhen“, die unter anderem davon handeln, dass man beim Tanken auch das Zahlen vergessen und Finger auch an der Jacke abwischen kann, wo die Wahrheit den Sinn alte Socke nennt und Erdbeermarmeladenbrote die Schulbücher versauen und was das mit der Liebe zu tun hat, wo Schwachstromsignale Übertragungsprobleme haben und Datensätze dorthin kommen, wo die Sonne niemals scheint…



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